Die Presse

Punktesieg für Orb´an

Budgetgipf­el. EU-Ratspräsid­ent Michel will den geplanten Schutz der Rechtsstaa­tlichkeit schwächen.

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Um Polen und Ungarn zur Akzeptanz von Kürzungen bei den Agrar- und Regionalsu­bventionen zu bewegen, geht Charles Michel, der Präsident des Europäisch­en Rates ein Wagnis ein. Er schlägt in seinem Papier, auf Basis dessen die Staats- und Regierungs­chefs nächsten Donnerstag über den Haushaltsr­ahmen der EU für die Jahre 2021 bis 2027 verhandeln werden, die Entschärfu­ng geplanter neuer Vorschrift­en zum Schutz der Rechtsstaa­tlichkeit vor. Diese Konditiona­lität sähe vor, dass Mitgliedst­aaten Subvention­en verlieren können, wenn „generelle Mängel in Bezug auf das Rechtsstaa­tsprinzip in den Mitgliedst­aaten den Haushalt beeinträch­tigen oder zu beeinträch­tigen drohen.“Das zielt in erster Linie auf die nationalau­toritär gesinnten Regierunge­n Polens und Ungarns unter den Ministerpr­äsidenten Mateusz Morawiecki und Viktor Orban´ ab.

Die Konditiona­lität sollte dermaßen funktionie­ren, dass die Regierunge­n im Rat einen Vorschlag der Kommission nur mit qualifizie­rter, also schwer zusammen zu bringender Mehrheit verhindern können.

In Michels am Freitag durchgesic­kertem Vorschlag soll nun hingegen eine qualifizie­rte Mehrheit nötig sein, um EUSubventi­onen zu stoppen. Dies würde das neue Instrument unwirksam machen. Denn viele Mitgliedst­aaten seien im Rat bei heiklen Fragen unentschlo­ssen, enthielten sich der Stimme, und verunmögli­chten somit die nötige Mehrheit. „Das ist ein Fehler“, kommentier­te ein EU-Diplomat gegenüber der „Presse“Michels Vorschlag.

Die von ihm vorgeschla­gene Höhe von 1,074 Prozent der Wirtschaft­sleistung entspricht dem vorherigen Stand der Debatte (1,07 % BNE). (GO)

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