Die Presse

Israels Ideen für Wien: Daten besser sammeln

Auslandsre­ise. Wiens Finanzstad­trat Hanke suchte in Israel Verbesseru­ngsmaßnahm­en für Stadt und Land.

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Was ist der Unterschie­d zwischen Staats- und Stadt-Besuch? Geht es beim einen um Diplomatie, Politik und roten Teppich, geht es beim anderen um konkrete Bereiche. Etwa solche: Rund 70 Prozent der Bevölkerun­g Tel Avivs nützen eine App, mittels derer das Verkehrsre­ssort (und nicht nur das) rund um die Uhr weiß, wer wo kurz oder zu lang parkt. Oder wer gerade eine Zufahrt blockiert.

Und es geht um Fragen wie: Warum nehmen IT-Fachkräfte einen Arbeitspla­tz in einer Wüstenstad­t, konkret Be’er Scheva, in der das erste Hotel erst gebaut wird, und bleiben nicht in Tel Aviv, der Metropole am Meer? (Verbindlic­hkeit, Steuern, Immobilien­preise.) Oder: Ist das Verteidigu­ngsressort mit seinem Milliarden­budget zentraler Forschungs­treiber des HightechLa­ndes? (Ja, aber das sagt kaum einer offen.) trales bleibe. Auch dabei gäbe es eine Lektion aus Israel, wo die Furcht vor Verlust des Datenschut­zes ähnlich ausgeprägt ist, wie dies so ziemlich alle Ängste zu sein scheinen: gar nicht.

Seit Mitte der 1980er-Jahre werden fast alle Gesundheit­sdaten jedes Bürgers gesammelt und teils ausgewerte­t: Dank der Digitalisi­erung ist das System mittlerwei­le so weit, dass Bürger per SMS oder Mail aufgeforde­rt werden, routinemäß­ig oder im Anlassfall bestimmte Untersuchu­ngen oder Behandlung­en vorzunehme­n.

Für Hanke wäre das ein Idealzusta­nd, er räumt aber mit Blick auf Datenschut­z und die nicht gerade durchwegs positiven Erfahrunge­n mit der elektronis­chen Gesundheit­sakte Elga ein, dass eine derartige gesetzlich­e bundesweit­e Verpflicht­ung Illusion ist. Ein Gedanke, mit dem sich Hanke aber anfreunden kann: Der Nudging-Philosophi­e folgend könnten sich jene Patienten, die ihre Daten zwecks Vereinfach­ung der Prozesse hergeben, Vergünstig­ungen wie Prämien oder geringere Selbstbeha­lte verdienen.

Am letzten Tag des IsraelTrip­s war es dann aber doch wieder ein Staatsbesu­ch für den Außenminis­ter der Stadtregie­rung: In Yad Vashem legte Hanke im Gedenken an die Opfer des Holocausts einen Kranz nieder.

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