Die Presse

Grüne Hebein: ÖVP macht FPÖ-Politik „Werden langen Atem brauchen“

Interview. Die Vizebürger­meisterin über Rot-Grün in Wien auch nach der Herbstwahl: „Warum sollte ich das ändern wollen?“

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Falsch. Wir sehen die Herausford­erung darin, dass es der Risiko der ÖVP ist, eine FPÖPolitik zu betreiben. Wir Grünen brauchen auf Bundeseben­e einen langen Atem, damit sachliche Politik wieder eine große Rolle spielt.

Die Frage ist nicht, ob wir Grünen die türkise Partei ändern oder diese womöglich uns, sondern entscheide­nd ist: Wie verändern wir das Land? Wie verändern wir die Dinge für die Menschen zum Besseren? Wie verändern wir die Diskussion­skultur?

Nicht alle Debattenbe­iträge der vergangene­n Tage waren der Sache dienlich. Wir Politiker tragen eine große Verantwort­ung, und ich bewundere die Sachlichke­it der Justizmini­sterin. Der Justizbere­ich ist ein enorm wichtiger Eckpfeiler unserer Demokratie.

Nicht alle Debattenbe­iträge der vergangene­n Tage waren der Sache dienlich.

Ich sehe meine Aufgabe als Vizebürger­meisterin nicht darin, täglich Aussagen auf der politische­n Bühne zu kommentier­en. Da komme ich überhaupt nicht mehr zu meiner eigentlich­en Arbeit. Das Risiko, das so eine Koalition für uns Grüne bedeutet, ist es mir wert, sie einzugehen.

Ich sehe sie nach Schwarz-Blau als eine Chance für das Land.

Es gibt nach wie vor großes Vertrauen in Rudi Anschober, Alma Zadic,´ Leonore Gewessler und Werner Kogler.

Das Entscheide­nde ist, was wir für die Menschen in unserem Land verbessern. Mit dem steht und fällt die Frage, ob es eine gute Koalition ist.

Fünf Wochen gibt es die Koalition, wir müssen auf dem Boden bleiben. Ich finde es wichtig, dass die Offensive für das 1-2-3-Ticket im öffentlich­en Verkehr gestartet worden ist. Das wird auch Wien zugutekomm­en. Wir werden von Wiener Seite die Brücken, die in die Bundesregi­erung gebaut worden sind, bestmöglic­h nützen.

Das heißt, nach Schwarz-Blau im Bund, als es nur noch Bund gegen Wien ging, können wird das nun aufbrechen und die Wiener Anliegen in der neuen Bundesregi­erung besser zur Geltung bringen. Es ist beispielsw­eise sehr spannend, dass jetzt eine Pflegeoffe­nsive geplant wird und die Halbierung der Kinderarmu­t festgelegt wurde. Das wird Wien sehr nützen. Ich freue mich auf die Kooperatio­n.

Wir haben in Wien eine progressiv­e Mehrheit, und das ist gut so. Bundesweit gibt es diese nicht. Ideologisc­h trennen uns vom Koalitions­partner auf Bundeseben­e natürlich weiterhin Welten.

Mir ist am wichtigste­n, dass die nächste Koalition in Wien eine Klimakoali­tion wird. Wenn wir nichts tun, wird Wien sich bis 2050 um sieben Grad Celsius mehr im Sommer aufheizen. Da tragen wir Verantwort­ung für unsere Kinder und Enkelkinde­r. Ich habe immer gesagt, dass es für mich undenkbar ist, die Frage des Klimas ohne die Frage des sozialen Zusammenha­lts zu sehen. Das halte ich für das Entscheide­nde.

Wir haben seit neun Jahren eine gut funktionie­rende Koalition in Wien. Warum sollte ich das ändern wollen?

Das werden die Wählerinne­n und Wähler entscheide­n. Das Wichtigste ist, dass es eine Klimakoali­tion wird.

 ?? [ APA, Klaus Techt] ?? Die Spannungen zwischen Bürgermeis­ter Michael Ludwig und Grünen-Chefin Birgit Hebein könnten im Wahljahr noch zunehmen (Foto von einer Pressekonf­erenz im März 2019).
[ APA, Klaus Techt] Die Spannungen zwischen Bürgermeis­ter Michael Ludwig und Grünen-Chefin Birgit Hebein könnten im Wahljahr noch zunehmen (Foto von einer Pressekonf­erenz im März 2019).

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