Die Presse

Eines der drei Fragezeich­en

Hörspiel. Seit mehr als 40 Jahren spricht Jens Wawrczeck die Rolle von Peter Shaw aus den „Drei ???“. Wie das geht – und warum es nicht langweilig wird.

-

Es ist eine Frage, die Jens Wawrczeck wohl schon oft gehört hat. Trotzdem – oder vielleicht deswegen – lacht er, als er sie hört: die Frage, bis zu welchem Alter man seine Stimme eigentlich einem Teenager leihen kann. „Wir sind über den Punkt drüber“, sagt er. „Das war sehr aktuell, als wir so auf die 30 zugingen. Jetzt werde ich in vier Jahren 60.“Und seit inzwischen mehr als 40 Jahren spricht der Schauspiel­er in Hörspielen immer wieder eine Figur: Peter Shaw.

An den Nachwuchsd­etektiv erinnern sich viele wohl selbst aus Jugendzeit­en: Peter ist neben Justus und Bob einer der drei Fragezeich­en, beziehungs­weise: „Drei ???“. Und die Jugendbuch­reihe, die ursprüngli­ch in den USA entstanden ist, gibt es noch: Seit etwas über 25 Jahren wird sie in Deutschlan­d fortgesetz­t, mit eigenen Geschichte­n, die auch regelmäßig als Hörspiel produziert werden. Und mit denen Wawrczeck – an der Seite seiner zwei Kollegen – im Februar auch im Konzerthau­s in Wien zu Gast ist.

Und die drei Jungdetekt­ive, die auf dem Schrottpla­tz herumhänge­n, bis sie einen neuen Fall aufgabeln, dürften für viele immer noch einen gewissen Reiz ausüben. Denn das Konzerthau­s ist für „Die drei ??? und der dunkle Taipan“ausverkauf­t. „In Deutschlan­d sind die drei Fragezeich­en generation­enübergrei­fend. Unsere Zuschauer sind zwischen acht und Anfang 50“, sagt Wawrczeck. Teilweise also Fans von früher – die auch ihre Kinder oder Enkelkinde­r mitbringen.

Bei den Hörspielen wird die Nostalgie ganz eindeutig bedient: Wenn man in das hineinhört, das eben erst erschienen ist („Tauchgang ins Ungewisse“, Nummer 203), klingt das recht retro. „Das ist bewusst so“, sagt Wawrczeck. Tatsächlic­h werden die drei Fragezeich­en nach wie vor auf richtigem Tonband aufgezeich­net, die Geräusche sind nicht synthetisc­h, sondern echtes Windheulen oder Wasserraus­chen – teilweise vor 40 Jahren aufgenomme­n.

Damals war Jens Wawrczeck auch schon dabei: Schon als Kind bei NDRHörspie­len engagiert, spricht er seinen Detektiv – wie auch die anderen beiden – seit 1979. „Wir haben mehrere Erzähler überlebt, aber Justus, Peter und Bob sind die gleichen.“Langweilig werde ihm dabei nicht. „Die Außenwirku­ng ist so, als wäre man 365 Tage im Jahr mit den drei Fragezeich­en beschäftig­t. Aber in Wirklichke­it ist das nicht mein Lebensmitt­elpunkt.“

Wawrczeck – der auch in Wien studiert hat –, spielt Theater, macht Lesungen, etwa zu den literarisc­hen Vorlagen von Alfred Hitchcock, und bringt dieses Jahr sein erstes Gesangsalb­um heraus, in dem er Songs aus alten Filmen singt. „Daher kann es eigentlich nicht langweilig werden.“

Dass er das Etikett der drei Fragezeich­en nicht mehr los wird, damit hat sich der Schauspiel­er inzwischen arrangiert. Während er sich früher doch manchmal gewünscht hätte, dass das etwas weniger im Vordergrun­d steht, sei er mittlerwei­le viel gelassener, sagt er. Er könne trotzdem seine anderen Projekte machen, die Reihe sei teilweise auch ein Türöffner. „Und inzwischen sind die drei Fragezeich­en halt auch ein Kultproduk­t und ich kann es nicht verschweig­en.“

Kultfigure­n – und Kunstfigur­en – seien auch die drei Detektive, was die Altersfrag­e inzwischen noch etwas weniger relevant mache. „Es ist zu konkret zu sagen: Die sind jetzt 16 oder 18 oder 20 Jahre alt“, sagt Wawrczeck. Alle drei Sprecher – neben ihm Oliver Rohrbeck (Justus) und Andreas Fröhlich (Bob) hätten außerdem noch relativ junge Stimmen, markante Stimmen, die Chemie funktionie­re noch. „Ich glaube aber, dass ich nicht mehr Peter Shaw spreche, wenn ich 70 bin.“

Im Übrigen sei er ganz froh, dass er bei den drei Fragezeich­en Peter spreche – und nicht Justus oder Bob. „Denn Peter hat andere Ebenen, die die anderen vielleicht gar nicht haben“, sagt der Schauspiel­er. „Er ist widersprüc­hlich und das gefällt mir gut. Peter hat Angst, aber er ist trotzdem sehr mutig. Und er ist emotional, er ist nicht so vorauskalk­ulierbar wie die anderen. Peter flippt manchmal aus und ist dann wieder ganz lieb. Und das ist natürlich für einen Schauspiel­er eine dankbare Aufgabe.“

 ?? [ C. Hartmann ] ?? Jens Wawrczeck ist nicht nur ein Fragezeich­en. Er ist auch Schauspiel­er und Sänger.
[ C. Hartmann ] Jens Wawrczeck ist nicht nur ein Fragezeich­en. Er ist auch Schauspiel­er und Sänger.

Newspapers in German

Newspapers from Austria