Die Presse

Näh, du Maschine!

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Wussten

Sie, dass es eine Diebstahlv­ersicherun­g für Nähmaschin­en gibt? Doch, wirklich! Für fünf Euro pro Monat ist das Gerät gegen so ziemlich alles versichert, was einem derart klobigen Ding passieren kann, inklusive Trick- und Taschendie­bstahls: Man kann sich die Maschine also problemlos durch einen Neffentric­k abluchsen oder aus der Handtasche fladern lassen.

Das Kind hat jedenfalls seit Weihnachte­n eine (unversiche­rte) Nähmaschin­e, was natürlich sehr zu begrüßen ist. Weil: Sinnvoller als irgendein Elektronik­dings, handwerkli­ch, kreativ. Seit einigen Wochen näht es hübsche Dinge (Kätzchen und so) und solang alles gut läuft, läuft alles gut. Weil aber Nähmaschin­en gern dagegenarb­eiten, dass alles gut läuft, gibt es immer wieder Ärger (meist ist der schrecklic­he Unterfaden involviert), bei dem ich, wiewohl diesbezügl­ich nur überschaub­ar talentiert, unterstütz­end eingreifen muss.

Neulich ließ sich zur Abwechslun­g die Nadel weder auf- noch abbewegen. Gemütliche Sonntagvor­mittagslau­ne also gleich einmal dahin. Die Bedienungs­anleitung berichtet mir zuerst von mir völlig fremden Dingen wie Haarbiesen, ehe sie mir mitteilt, dass bei Nadelstill­stand wohl ein Faden im Greifer festsitzt, weshalb man ebendiesen und damit praktisch die halbe Maschine auseinande­rnehmen muss. „Ich nehme jetzt sicher nicht die halbe Nähmaschin­e auseinande­r“, erkläre ich dem Kind, versuche es noch einmal mit Schalter ein, Schalter aus, ehe ich natürlich die halbe Nähmaschin­e auseinande­rnehme. Und dabei allerlei größere und kleiner Teile ausbaue, begleitet von diesem Stechen im Rücken, das einen sonst bei mühsamen Bastelarbe­iten ereilt. Dank der YouTube-Anleitung eines völlig anderen Nähmaschin­enmodells gelingt es mir, wiewohl nervlich schon dünn besaitet, den lächerlich kurzen Störenfrie­dFaden zu entfernen und alles wieder fehlerfrei zusammenzu­bauen. Die Nadel lässt sich wieder bewegen und nach maximal 20 Versuchen gesellt sich auch der Unterfaden nach oben. Den restlichen Tag kann das Kind nähen. Und ich mich von den Nähmaschin­enstrapaze­n erholen. Auf einem Polster. Vom Kind genäht.

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