Die Presse

Ski-Tristesse in der Heimat

Ski alpin. Saalbach brachte statt des erhofften Heimsiegs den nächsten Rückschlag: Es droht die erste Saison ohne Kristallku­gel seit 25 Jahren.

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Ausgerechn­et die Heimrennen in Saalbach könnten das unrühmlich­e Ende der diesjährig­en Seuchensai­son für den ÖSV eingeleite­t haben: Der Norweger Aleksander Aamodt Kilde gewann am Freitag den Super-G, bester Österreich­er war Christian Walder als Vierter. Schneefall und Windböen hatten für eine mehrmalige Verschiebu­ng gesorgt, bei suboptimal­en Bedingunge­n auf verkürzter Piste fuhr der wieder genesene Matthias Mayer an einem Tor vorbei – und verlor damit die Führung in der Diszipline­nwertung an Sieger Kilde.

Das Ende der 30-jährigen Dominanz im Nationencu­p scheint angesichts von 643 Punkten Rückstand auf die starke Schweizer Mannschaft bereits besiegelt, dieses Ranking hatte in der allgemeine­n Wahrnehmun­g – vielleicht wegen der Siegesseri­e – bislang wenig Wert. Abgerechne­t wurde in den vergangene­n Jahren stets in Kristall – und nun droht erstmals seit 1994/95 eine Saison ohne eine einzige Kugel. Die Nullnummer wäre für den größten und erfolgreic­hsten Skiverband der Welt ein Armutszeug­nis: keine konstant starken Diszipline­nfahrer, zu wenig Dichte im Kader.

Die verblieben­en realistisc­hen Hoffnungen für den ÖSV liegen jeweils im Super-G: Mayer und Vincent Kriechmayr haben bei drei noch ausstehend­en Rennen 72 bzw. 74 Punkte Rückstand auf Kilde, sonst drohen die ÖSVHerren erstmals seit 2011 ohne einen Diszipline­nsieg dazustehen. Bei den Damen muss Nicole Schmidhofe­r in den beiden abschließe­nden Bewerben 94 Zähler auf die Schweizeri­n Corinne Suter aufholen, wollen die ÖSV-Damen nicht zum dritten Mal in den jüngsten vier Jahren ohne Kristall bleiben.

„Das zipft mich schon fest“, haderte Mayer mit seinem Ausfall. Mit Startnumme­r 15 hatte er wie Kriechmayr (13/Platz 10) und Max Franz (10/11) mit der weicher werdenden Piste zu kämpfen. „Aufgrund der Verschiebu­ng ist es sehr warm geworden, und die Piste hat sehr nachgelass­en“, sagte der Doppel-Olympiasie­ger, der noch auf die Kristallku­gel hofft. „Es sind noch drei Rennen, man gibt auf keinen Fall auf, es ist für jeden noch alles drinnen.“In Hinterstod­er herrscht nochmals Heimvortei­l, ehe es nach Kvitfjell geht, wo die Norweger gern ihre Stärke ausspielen. Es geht um die erste Super-G-Kugel für die ÖSV-Herren seit Hannes Reichelt 2007/08.

Kriechmayr stellte nicht die Rennaustra­gung infrage, sondern haderte mit der langen Zeitspanne zwischen Besichtigu­ng und Start fast fünf Stunden später. „Die Piste hat sich gescheit verändert. Wir dachten, es ist dann noch einmal eine Rutschrund­e, die hätte ich mir erhofft. Aber andere haben es auch geschafft, das darf keine Ausrede sein“, sagte der Oberösterr­eicher. Im Kampf um die Super-G-Kugel kündigte er an: „Wir werden schon zurückschl­agen.“

Als Einziger aus dem hinteren Starterfel­d fuhr Thomas Dreßen mit Nummer 19 noch auf Platz drei. Der Abfahrtssi­eger vom Vortag übte dennoch Kritik: „Verschneid­en will man da nicht, sonst wird es gefährlich. Man muss sich überlegen, ob man immer so ein Rennen durchboxen muss.“(swi)

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