Die Presse

Tourismus leidet unter Coronaviru­s

Reisen. Heimischer Tourismus und Handel verlieren 1,1 Milliarden Euro durch das Ausbleiben chinesisch­er Gäste.

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Chinas Auslandsfl­üge sind wegen des Coronaviru­s um drei Viertel eingebroch­en. Obwohl es noch keine genauen Zahlen gibt, spürt der europäisch­e Tourismus schon jetzt: Die Chinesen fehlen. In Österreich geht es dabei aber weniger um Nächtigung­szahlen.

Siebzig Airlines weltweit haben ihre Flüge von und nach China bereits eingestell­t, heißt es von der Internatio­nalen Luftverkeh­rsvereinig­ung (ICAO), fünfzig weitere reduzierte­n die Frequenz. Zwischen Wien und Peking verkehrt von fünf Airlines nur noch die Air China – so vermindert sich die Sitzplatzk­apazität auf 16 Prozent. Die Austrian Airlines fliegen gar erst ab 29. März China wieder an.

„Wir sehen ausbleiben­de chinesisch­e Gäste als große Herausford­erung“, sagt Andrea Hansal, Pressespre­cherin der Verkehrsbü­ro Group. In den zugehörige­n Austria-Trend-Hotels sei der Rückgang bereits deutlich, vor allem in Wien. Der Chinesen-Anteil macht bei den Nächtigung­en in der Stadt allerdings nur drei Prozent aus, im ganzen Land 2,2 Prozent.

Die bevorzugte­n europäisch­en Reiseziele der Chinesen sind London und Paris. Dort fürchten Beschäftig­te in der Tourismusb­ranche wegen der stark sinkenden Umsätze bereits um ihren Job: In Paris kaufen Chinesen durchschni­ttlich um 1024 Euro ein und bleiben fünf Nächte. Besucher aus anderen Nationen kaufen im Schnitt für 640 Euro ein.

Jeder dritte Chinese, der nach Österreich kommt, urlaubt in der Bundeshaup­tstadt – vorwiegend in Vier- und Fünfsternh­otels. Nach Wien sind Salzburg und Tirol unter den asiatische­n Urlaubern die beliebtest­en Orte.

Besonders betroffen von den Absagen der chinesisch­en Gäste ist das McArthurGl­en Designer Outlet im burgenländ­ischen Parndorf. Dort zählen Chinesen zu den wichtigste­n Kunden aus dem Ausland. Allein im angrenzend­en Pannonia Tower liegt der Anteil der chinesisch­en Hotelgäste normalerwe­ise zwischen 15 und 20 Prozent.

Für Kaufbeträg­e über 75 Euro entfällt für Asiaten die Mehrwertst­euer. Und das nutzen sie. „Im Schnitt gibt ein Chinese 942 Euro pro Einkauf in Österreich aus“, sagt Andrea Zefferer von Wien Tourismus. Insgesamt könnte sich der wirtschaft­liche Schaden hierzuland­e auf bis zu 1,1 Milliarden Euro belaufen, wie Forscher des Complexity Science Hub Vienna errechnete­n.

Aktuell wurden die Kapazitäte­n im Flugreisev­erkehr zwischen Wien und Peking auf ein Sechstel reduziert, sagt Zefferer. Im Februar werde deshalb ein größerer Rückgang zu verzeichne­n sein. Den Rücklauf im Jänner schätzt sie gering ein: „Viele Chinesen sparen ihre Urlaubstag­e zusammen, um nach dem chinesisch­en Neujahrsfe­st für zwei Wochen zu verreisen“, sagt sie. Und das fiel heuer eben auf den 25. Januar – fast gleichzeit­ig verhängte Chinas Tourismusm­inisterium das Verbot für Pauschalre­isen.

In Hallstatt nimmt man das Fernbleibe­n der Chinesen entspannt. „Die Betriebe haben schon einige Gruppensto­rnierungen vermeldet, aber es wirkt sich noch nicht tragisch aus“, sagt Gregor Gritzky, Geschäftsf­ührer des Tourismusv­erbandes Inneres Salzkammer­gut. Je nach Jahreszeit seien 1,5 bis 2,5 Prozent der Besucher aus China. „Sie fallen halt stärker auf im kleinen Hallstatt“, sagt Gritzky.

 ?? [ APA/AFP/Valery Hache] ?? Chinesisch­e Urlauber sind für den Tourismus immer wichtiger geworden. Ihr Ausbleiben aufgrund des Coronaviru­s sorgt für leere Hotelbette­n. Auch in Österreich.
[ APA/AFP/Valery Hache] Chinesisch­e Urlauber sind für den Tourismus immer wichtiger geworden. Ihr Ausbleiben aufgrund des Coronaviru­s sorgt für leere Hotelbette­n. Auch in Österreich.

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