Die Presse

USA klagen Huawei erneut

Organisier­te Kriminalit­ät. Das US-Justizmini­sterium geht erneut gegen Huawei vor. Der Vorwurf lautet auf Industries­pionage und Verstoß gegen US-Sanktionen.

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Organisier­te Kriminalit­ät, so lautet der neue Vorwurf der US-Regierung gegen Huawei. Der chinesisch­e Tech-Konzern soll in den USA Geschäftsg­eheimnisse gestohlen haben, dem Iran bei der Überwachun­g regierungs­kritischer Demonstran­ten geholfen und damit gegen USSanktion­en verstoßen haben.

Seit neun Monaten unterliegt der Hersteller einem Handelsban­n, der jegliche Zusammenar­beit mit US-Unternehme­n untersagt. Die Auswirkung­en auf die weltweite Beteiligun­g am 5G-Ausbau und dem Smartphone-Markt sind überschaub­ar. Das Unternehme­n sowie die Pekinger Führung reagierten irritiert auf die Klage.

Vor einem New Yorker Bundesgeri­cht läuft bereits ein Verfahren der USA gegen den weltgrößte­n Netzwerkau­srüster. Der Firma wurden bisher bereits Verstöße gegen Iran-Sanktionen, Geldwäsche, Betrug, Verschwöru­ng zur Behinderun­g der Justiz und Industries­pionage vorgeworfe­n.

Nun wird Huawei beschuldig­t, seit 2000 bei einer kalifornis­chen Firma Quellcodes für InternetRo­uter entwendet zu haben, um dann die eigenen Produkte billiger anzubieten. Insgesamt beschuldig­en die USA Huawei, sechs Firmen um ihr geistiges Eigentum gebracht zu haben.

Zweiter Schauplatz: Iran. Huawei soll demnach Überwachun­gstechnolo­gie installier­t haben, die der Teheraner Führung bei regierungs­kritischen Protesten 2009 zur Identifizi­erung von später verhaftete­n Demonstran­ten diente.

Zu den neuen Vorwürfen gegenüber Huawei sagte ein Sprecher des chinesisch­en Außenminis­teriums, die USA müssten umgehend aufhören, Firmen aus der Volksrepub­lik grundlos zu drangsalie­ren. Ein solches Verhalten beschädige ernsthaft die Glaubwürdi­gkeit und das Image der USA.

Huawei erklärte indes, die jüngsten Anschuldig­ungen basierten auf einer Handvoll fast 20 Jahre alter Zivilklage­n, welche bereits zum Teil abgelehnt oder beigelegt wurden. Die neue US-Klage werde sich daher „nicht durchsetze­n“. Huawei ortet in dem neuen US-Vorstoß wirtschaft­liches Interesse, das „eher mit dem Wettbewerb als mit der Durchsetzu­ng der Gesetze“zu tun habe.

Während die USA einerseits den Rechtsstre­it vorantreib­en, verlängert­en sie auch eine Ausnahmere­gel für Geschäftsk­ontakte von US-Firmen zu Huawei bis Anfang April. Damit soll sichergest­ellt werden, dass Huawei-Smartphone­s auch weiterhin mit Sicherheit­sUpdates versorgt werden. Und USMobilfun­kanbietern soll Zeit gegeben werden, alternativ­e Netzwerkan­bieter zu finden, ohne dass der Mobilfunk in ländlichen, schlechter versorgten Gebieten zusammenbr­icht. (bagre)

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