Wirecard wächst rasant
Die Aktie gab nach den guten Zahlen für 2019 dennoch nach. Sie ist heuer aber der zweitbeste DAX-Wert.
Trotz monatelanger Turbulenzen setzt der deutsche Zahlungsdienstleister Wirecard sein rasantes Wachstum fort. 2019 hat das Unternehmen sein Geschäft mit der Abwicklung bargeldlosen Bezahlens ein weiteres Mal schnell ausgebaut. Die Umsätze kletterten um 38 Prozent auf 2,8 Mrd. Euro, teilte Wirecard am Freitag mit.
Die Londoner Zeitung „Financial Times“hatte dem Unternehmen aus dem Münchner Vorort Aschheim im vergangenen Jahr in einer Serie von Berichten Scheinbuchungen und illegale Praktiken vorgeworfen. Das Gros der Vorwürfe rankt sich um die WirecardTochtergesellschaft in Singapur. Dort haben sich die Ermittlungsbehörden eingeschaltet.
In Deutschland ermitteln sowohl die Finanzaufsicht BaFin als auch die Münchner Staatsanwaltschaft, aber nicht gegen Wirecard. Die Behörden gehen stattdessen dem Verdacht nach, dass das Unternehmen Opfer gezielter Attacken von Börsenspekulanten geworden sein könnte.
Der aus Österreich stammende Wirecard-Vorstandschef Markus Braun hatte zunächst sämtliche Vorwürfe für haltlos erklärt. Dann stellte sich bei einer internen Untersuchung heraus, dass es in Singapur doch Fehlbuchungen gegeben hatte – allerdings laut Unternehmen nicht in der Größenordnung, wie von der britischen Zeitung behauptet. Derzeit läuft noch eine Sonderprüfung der Bücher, die Wirecard bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in Auftrag gegeben hat. Diese könnte Ende März abgeschlossen sein.
Dem Wachstum der Geschäfte taten die Verwicklungen keinen Abbruch. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg um rund 40 Prozent auf 785 Mio. Euro. Für heuer peilt Wirecard-Chef Braun 1,00 bis 1,12 Mrd. Euro an. Bis 2025 will das Unternehmen dank der rasch voranschreitenden Verbreitung bargeldloser Zahlmethoden auf einen Umsatz von zwölf Mrd. Euro kommen. Das wäre gemessen an 2019 mehr als eine Vervierfachung. Wachsen will Wirecard vor allem in Ostasien, besonders in China und Japan.
Einige Anleger nahmen am Freitag Gewinne mit. Die Aktie gab nach der Zahlenvorlage nach. Mit einem Plus von 30 Prozent seit Jahresbeginn ist sie dennoch der zweitbeste DAX-Wert nach der Deutschen Bank. Im turbulenten Vorjahr hatte sie jedoch 19 Prozent verloren. (DPA/b. l.)