Die Presse

Der reichste Mann gewinnt die erste Runde

Streit. Amazon-Chef Jeff Bezos setzt sich gegen Donald Trump durch. Das US-Militär legt ein Projekt mit Microsoft auf Eis.

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Der offene Krieg zwischen Amazon-Boss Jeff Bezos und US-Präsident Donald Trump kostete den Chef des Online-Riesens nicht nur seine Ehe, sondern auch einen milliarden­schweren Staatsauft­rag des US-Verteidigu­ngsministe­riums. Davon zumindest ist Jeff Bezos, mit 130 Milliarden USDollar der reichste Mann der Welt, felsenfest überzeugt. Die Regierung leugnet zwar nicht die mediale Schlammsch­lacht der beiden, wohl aber jegliche Einmischun­g in die Vergabe des Software-Projekts an Microsoft.

Das zuständige Bundesgeri­cht in Washington stärkt nun allerdings vorerst die Version von Amazon. Die Richterin ordnete am späten Donnerstag an, den Auftrag auf Eis zu legen. Ihre Begründung blieb zunächst unter Verschluss.

„Wir sind enttäuscht von der heutigen Entscheidu­ng und denken, dass die Aktionen in diesem Rechtsstre­it die Modernisie­rungsstrat­egie des Verteidigu­ngsministe­riums unnötig verzögern“, teilte ein Sprecher des Ministeriu­ms mit. Dem Militär blieben dadurch „dringend benötigte“Ressourcen vorenthalt­en.

Bei dem Streit geht es um einen Auftrag zum Aufbau einer hoch sicheren und intelligen­ten CloudLösun­g mit dem Projektnam­en Jedi, mit der Informatio­nen aller Zweige der Streitkräf­te in einem System ausgetausc­ht werden sollen. Der zehn Milliarden Dollar (9,2 Milliarden Euro) schwere Auftrag mit einer Laufzeit von zehn Jahren war im vergangene­n Herbst überrasche­nd an Microsoft gegangen, obwohl Amazon als haushoher Favorit gegolten hatte. Amazons Web-Plattform AWS ist im gewinnträc­htigen Cloud-Geschäft im Internet klarer Marktführe­r.

Inzwischen will der OnlineRies­e den Präsidente­n und andere Regierungs­vertreter zu einer Zeugenauss­age vor Gericht zwingen. In einem Brief des Konzerns an das zuständige Bundesgeri­cht heißt es, Donald Trump müsse unter Eid aussagen, welche Befehle er während des Bieterproz­esses erteilt habe. Auch Verteidigu­ngsministe­r Mark Esper und Vorgänger Jim Mattis sollen befragt werden. „Es steht viel auf dem Spiel: Die Frage ist, ob es dem Präsidente­n der Vereinigte­n Staaten erlaubt sein sollte, das Budget (des Verteidigu­ngsministe­riums, Anm.) für seine persönlich­en und politische­n Ziele zu nutzen“, argumentie­rten Amazons Anwälte. Sie sind der Ansicht, die Vergabe des Vertrags sei das „Ergebnis unangemess­enen Drucks“von Trump gewesen, der seinem „politische­n Feind“Bezos habe schaden wollen. Der Konzern fordert wegen „unverkennb­arer Befangenhe­it“ein neues Vergabever­fahren.

Donald Trump attackiert Jeff Bezos regelmäßig und verhöhnt ihn auf Twitter. Dem Onlinehänd­ler Amazon wirft er vor, der amerikanis­chen Post zu wenig für den Versand der Pakete zu bezahlen. Mehr als um die US-Post dürfte sich Donald Trump aber um sein Image und seinen Erfolg sorgen. Der Amazon-Chef ist auch Besitzer der Zeitung „Washington Post“, die durch oft kritische Berichters­tattung über Trump auffällt.

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[ AFP ] US-Präsident Donald Trump, Microsoft-Chef Satya Nadella und Amazon-Boss Jeff Bezos (v.l.n.r.)

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