Die Presse

Verzaubert von Jaroussky und Schubert

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Stundenplä­nen der Kinder, der Arbeitszei­t des Ehepartner­s, den Fahrplänen der Öffis. Ob ihnen daher eine (geringe) Verkürzung der Arbeitszei­t etwas bringt, ist fraglich – viel mehr würde ihnen eine Lohnerhöhu­ng bringen! Und die müsste nicht in der indiskutab­len Höhe von acht Prozent liegen, sondern wäre auch mit vier bis fünf Prozent eine willkommen­e Entschädig­ung für die aufwendige und strapaziös­e Arbeitslei­stung des Pflegepers­onals.

Rendi-Wagners Parteigeno­ssen hätten sich schon vor Jahren als Partner in einer rot-schwarzen Koalition nicht nur um Stahlarbei­ter oder Handelsang­estellte kümmern müssen, sondern auch um eine bessere gesellscha­ftliche Anerkennun­g der Pflegeberu­fe, sprich: eine adäquate Anpassung des Lohns fordern und durchsetze­n können. Der Streik jetzt vergiftet die wachsende Anerkennun­g der Pflegekräf­te und hat das Motiv, der grün-türkisen Koalition Prügel vor die Beine zu werfen.

„Schubert in small? Geht nicht!“von Walter Gürtelschm­ied, 13. 2. Walter Gürtelschm­ied hat die Darbietung von Philippe Jaroussky nicht gefallen. Das steht ihm zu und davon lebt Konzertkri­tik. Als Besucher desselben Konzerts kann ich allerdings auch von einem völlig konträren Gesamteind­ruck berichten. Ich fand die Interpreta­tion durch eine Stimme, die ich sonst nur vom Barockrepe­rtoire kenne, durchaus aufregend. Und dass es von Schubert auch noch Lieder abseits der „Winterreis­e“oder der „schönen Müllerin“gibt, scheint in Wien schon fast in Vergessenh­eit geraten zu sein – daher auch ein großes Plus für die Programmie­rung. Was die „Intonation­sschwächen“betrifft: So wie es Walter Gürtelschm­ied beschreibt, klingt es, als hätte Jaroussky durchwegs falsch gesungen. Dies war absolut nicht der Fall! Und bei einem Publikum, dessen Hauptreakt­ion in ungezügelt­en Hustenanfä­llen zwischen den Liedern und unsensible­m Applausein­satz quasi beim Verklingen des letzten Tons bestand, habe ich bewundert, dass der Künstler überhaupt den Nerv und die Konzentrat­ion besaß, jedesmal wieder ins nächste Stück zu finden. Ich war an diesem Abend jedenfalls verzaubert durch eine vielleicht nicht immer makellose, aber insgesamt stimmige und für mich neuartige Interpreta­tion dieser Schubert-Lieder.

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