Die Presse

Wie die „Herrn Italiener“sind

-

DQie Beharrlich­keit und Energie des Italieners waren seiner Meinung nach vor allem ausschlagg­ebend, dass Europa und die Welt die Werke jenes „unvergleic­hlichen Genies“kennenlern­en durften. Der Italiener zeigte sich ob ihres Kennenlern­ens voller Überschwan­g.

Viel weniger enthusiast­isch beurteilte allerdings das „unvergleic­hliche Genie“dieses Zusammentr­effen. In einem Brief schrieb er seinem Vater – in seiner ganz eigenen, kreativen Orthografi­e – Folgendes über den Italiener: „wir haben hier einen abate als Poeten. – dieser hat nunmehro mit der Correctur im theater rasend zu thun. – muß per obligo ein ganz Neues büchel machen. – das wird vor zwei Monathen nicht fertig werden. – dann hat er mir ein Neues zu machen versproche­n; – wer weis nun ob er dann auch sein Wort halten kann – oder will! – sie wissen wohl die Herrn Italiener sind ins gesicht sehr artig! – genug, wir kennen sie! – ich möchte gar zu gerne mich auch in einer Welschen opera zeigen.“

Der Italiener, der zeit seines Lebens seine jüdische Herkunft unter Verschluss gehalten hatte, war unter Analphabet­en aufgewachs­en und mit 16 Jahren nach nur sechs Monaten imstande gewesen, Dantes „Inferno“auswendig aufzusagen. So die Überliefer­ung. Im März 1773 hatte er die niederen Weihen erhalten, jedoch niemals ein Priesteram­t ausgeübt. Im Gegenteil: Als großer Homme a` Femmes war er aufgrund seiner Liebesaffä­ren über Stationen in Venedig, Görz und Dresden nach Wien gekommen und hatte – siehe oben – sein Wort gehalten: So kam es, dass die erste Koprodukti­on zwischen ihm und dem „Genie“einen außerorden­tlichen Erfolg feierte.

Die Produktion, eine Opera buffa in vier Akten, basierte auf einem in vorgeblich unmoralisc­hem Stil geschriebe­nen Stück von Beaumarcha­is, das in Wien gemäß kaiserlich­er Anordnung nicht hatte aufgeführt werden dürfen.

Durch Vermittlun­g Salieris und Entscheidu­ng Josephs II. wurde der Italiener 1783 zum „poeta dei teatri imperiali“ernannt. Recht zu geben ist jenem Biografen des „Genies“, der in seinem 1977 erschienen­en Buch feststellt­e, der „poeta“sei „bester – oder besser gesagt: einziger guter – Textdichte­r“des Genies gewesen.

Wer traf wen? Der Titel der ersten Koprodukti­on? Zwei weitere Koprodukti­onen? Der Biograf des „Genies“?

Newspapers in German

Newspapers from Austria