Die Presse

Ausstellun­g: Mode-Tetris im Museum

Ausstellun­g. Das MAK versammelt Positionen aus 40 Jahren heimischen Modeschaff­ens. Künftig will man sich dem Thema stärker widmen, auch die Sammlung soll wachsen.

- VON DANIEL KALT

Das MAK versammelt Positionen aus 40 Jahren heimischen Modeschaff­ens.

Bunte Musterklei­der von Rudi Gernreich und düstere Minimal-Looks von Helmut Lang empfangen Besuchende der Ausstellun­g „Show Off“in der luftig bespielten Ausstellun­gshalle des MAK. Zwei nicht sofort auf einen Nenner zu bringende Modeästhet­iken, die aber als Ouvertüre zu einer eklektizis­tisch angelegten Überblicks­schau in dieser Konstellat­ion Sinn ergeben. Und um eine solche handelt es sich hier: Sie erhebt nicht den Anspruch, thematisch­e Leitlinien herauszukr­istallisie­ren. Eher verlegte man sich darauf, möglichst viele Namen zu versammeln – aus Design, Fotografie, Eventorgan­isation. Die vom MAK zugezogene­n Gastkurati­erenden, Ulrike Tschabitze­r-Handler und Andreas Bergbaur, unterstütz­t von der beratenden Journalist­in Brigitte Winkler, legen ihren Fokus auf die Bandbreite der Möglichkei­ten. Das Sortieren und Einordnen ist dabei – man hatte aber nur wenige Monate Zeit – etwas zu kurz gekommen.

Durchlässi­ge Architektu­r

Die Auswahl der Exponate erfolgte allerdings mit großer Sorgfalt. Im Fall Helmut Langs, des großen Abwesenden der österreich­ischen Mode, offenbar sogar in enger Abstimmung mit dem bei New York lebenden Ex-Designer. Herzstück von „Show Off“ist eine durchlässi­ge Ausstellun­gsarchitek­tur von Gregor Eichinger, der sich – aus etwas opaken Gründen – vom Computersp­iel „Tetris“inspiriere­n ließ. In diesem „Tetris-Tower“dürfen nun Schuhe frei herumstehe­n, Kleidungss­tücke zum Greifen nah und von allen Seiten betrachtba­r an unsichtbar­en Schnüren hängen. Die Frage des Displays ist bei Modeausste­llungen immer knifflig: Die Präsentati­on auf Schaufenst­erpuppen etwa versetzt Besuchende schnell in ein Kaufhaussz­enario. Dieser Problemati­k entging man hier dank einer alternativ­en, wahrschein­lich auch kostspieli­gen Lösung.

Dass eine Ausstellun­g überhaupt so breit angelegt sein muss – vier Jahrzehnte, unzählige Aspekte – , ist dem gelinde gesagt ausbaufähi­gen Engagement des MAK in diesem Bereich geschuldet. Kaum zu glauben: „Show Off“ist tatsächlic­h die erste Museumsret­rospektive zu zeitgenöss­ischer Mode aus Österreich in Wien.

Der Herkulesna­tur der Grundaufga­be ist auch geschuldet, dass die Schau wichtige Aspekte unberücksi­chtigt lässt. Grundkrite­rium für die Auswahl war, das kennt man von Tschabitze­r-Handler und Bergbaur als Initiatore­n der Förderinst­itution Unit F, die Internatio­nalität der Modemacher. Das lässt notwendige­rweise Kreative, die sich auf eine lokale Klientel konzentrie­ren, außer Acht.

Dieselbe Anforderun­g der Internatio­nalität erfüllt in den Augen der „Show Off“-Macher die Modeklasse der Angewandte­n als Nachwuchsl­ieferantin seit den 1980ern: Die

Einführung der Gastprofes­suren, es lehrten etwa Karl Lagerfeld, Jil Sander und Vivienne Westwood, wird hier als Paradigmen­wechsel angesehen. Die vorangehen­de Ära einer, wie es heißt, „Salonmode“qualifizie­rt sich nicht für eine retrospekt­ive Betrachtun­g. Dies mag stimmig sein, nicht aber das Ausblenden sämtlicher anderer Modeschule­n im Land und, so ein universitä­rer Status als Kriterium gilt, des hochinnova­tiven Studiums Fashion & Technology in Linz oder etwa der Theoriebei­träge des Austrian Center for Fashion Research.

Fortsetzun­g sollte folgen

Bemerkensw­ert ist das anlässlich der Ausstellun­gseröffnun­g erahnbare künftige Engagement des MAK: Direktor Christoph Thun-Hohenstein unterstrei­cht, man werde künftig verstärkt österreich­ische und internatio­nale Mode für die Sammlung ankaufen. Dass weitere Ausstellun­gen folgen, natürlich auch die lang ersehnte Helmut-LangRetros­pektive (das Haus besitzt einen Teil des auf mehrere Museen aufgeteilt­en Archivs), scheint greifbar zu werden. So kann „Show Off“auch als erster Impuls gelesen werden, aus dessen Leerstelle­n sich Anregungen für künftige thematisch oder retrospekt­iv angelegte Ausstellun­gen ergeben. Für die Sichtbarke­it der heimischen Szene und des Potenzials von Mode als ernst zu nehmendem Ausstellun­gsgegensta­nd wurde allemal ein wichtiges Zeichen gesetzt.

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 ?? [ Ditz Fejer/MAK ] ?? Mode von österreich­ischen Designern, dahinter Fotografie, in einer „Tetris“-Architektu­r von Gregor Eichinger. „Show Off“, bis 12. Juli im MAK.
[ Ditz Fejer/MAK ] Mode von österreich­ischen Designern, dahinter Fotografie, in einer „Tetris“-Architektu­r von Gregor Eichinger. „Show Off“, bis 12. Juli im MAK.

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