Ausstellung: Mode-Tetris im Museum
Ausstellung. Das MAK versammelt Positionen aus 40 Jahren heimischen Modeschaffens. Künftig will man sich dem Thema stärker widmen, auch die Sammlung soll wachsen.
Das MAK versammelt Positionen aus 40 Jahren heimischen Modeschaffens.
Bunte Musterkleider von Rudi Gernreich und düstere Minimal-Looks von Helmut Lang empfangen Besuchende der Ausstellung „Show Off“in der luftig bespielten Ausstellungshalle des MAK. Zwei nicht sofort auf einen Nenner zu bringende Modeästhetiken, die aber als Ouvertüre zu einer eklektizistisch angelegten Überblicksschau in dieser Konstellation Sinn ergeben. Und um eine solche handelt es sich hier: Sie erhebt nicht den Anspruch, thematische Leitlinien herauszukristallisieren. Eher verlegte man sich darauf, möglichst viele Namen zu versammeln – aus Design, Fotografie, Eventorganisation. Die vom MAK zugezogenen Gastkuratierenden, Ulrike Tschabitzer-Handler und Andreas Bergbaur, unterstützt von der beratenden Journalistin Brigitte Winkler, legen ihren Fokus auf die Bandbreite der Möglichkeiten. Das Sortieren und Einordnen ist dabei – man hatte aber nur wenige Monate Zeit – etwas zu kurz gekommen.
Durchlässige Architektur
Die Auswahl der Exponate erfolgte allerdings mit großer Sorgfalt. Im Fall Helmut Langs, des großen Abwesenden der österreichischen Mode, offenbar sogar in enger Abstimmung mit dem bei New York lebenden Ex-Designer. Herzstück von „Show Off“ist eine durchlässige Ausstellungsarchitektur von Gregor Eichinger, der sich – aus etwas opaken Gründen – vom Computerspiel „Tetris“inspirieren ließ. In diesem „Tetris-Tower“dürfen nun Schuhe frei herumstehen, Kleidungsstücke zum Greifen nah und von allen Seiten betrachtbar an unsichtbaren Schnüren hängen. Die Frage des Displays ist bei Modeausstellungen immer knifflig: Die Präsentation auf Schaufensterpuppen etwa versetzt Besuchende schnell in ein Kaufhausszenario. Dieser Problematik entging man hier dank einer alternativen, wahrscheinlich auch kostspieligen Lösung.
Dass eine Ausstellung überhaupt so breit angelegt sein muss – vier Jahrzehnte, unzählige Aspekte – , ist dem gelinde gesagt ausbaufähigen Engagement des MAK in diesem Bereich geschuldet. Kaum zu glauben: „Show Off“ist tatsächlich die erste Museumsretrospektive zu zeitgenössischer Mode aus Österreich in Wien.
Der Herkulesnatur der Grundaufgabe ist auch geschuldet, dass die Schau wichtige Aspekte unberücksichtigt lässt. Grundkriterium für die Auswahl war, das kennt man von Tschabitzer-Handler und Bergbaur als Initiatoren der Förderinstitution Unit F, die Internationalität der Modemacher. Das lässt notwendigerweise Kreative, die sich auf eine lokale Klientel konzentrieren, außer Acht.
Dieselbe Anforderung der Internationalität erfüllt in den Augen der „Show Off“-Macher die Modeklasse der Angewandten als Nachwuchslieferantin seit den 1980ern: Die
Einführung der Gastprofessuren, es lehrten etwa Karl Lagerfeld, Jil Sander und Vivienne Westwood, wird hier als Paradigmenwechsel angesehen. Die vorangehende Ära einer, wie es heißt, „Salonmode“qualifiziert sich nicht für eine retrospektive Betrachtung. Dies mag stimmig sein, nicht aber das Ausblenden sämtlicher anderer Modeschulen im Land und, so ein universitärer Status als Kriterium gilt, des hochinnovativen Studiums Fashion & Technology in Linz oder etwa der Theoriebeiträge des Austrian Center for Fashion Research.
Fortsetzung sollte folgen
Bemerkenswert ist das anlässlich der Ausstellungseröffnung erahnbare künftige Engagement des MAK: Direktor Christoph Thun-Hohenstein unterstreicht, man werde künftig verstärkt österreichische und internationale Mode für die Sammlung ankaufen. Dass weitere Ausstellungen folgen, natürlich auch die lang ersehnte Helmut-LangRetrospektive (das Haus besitzt einen Teil des auf mehrere Museen aufgeteilten Archivs), scheint greifbar zu werden. So kann „Show Off“auch als erster Impuls gelesen werden, aus dessen Leerstellen sich Anregungen für künftige thematisch oder retrospektiv angelegte Ausstellungen ergeben. Für die Sichtbarkeit der heimischen Szene und des Potenzials von Mode als ernst zu nehmendem Ausstellungsgegenstand wurde allemal ein wichtiges Zeichen gesetzt.