Die Presse

De facto sind die kleinen Münzen eine Mühsal

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Die Idee, dass die Abschaffun­g der kleinen Münzen einen weiteren Schritt im Kampf gegen das Bargeld darstellen soll, ist abstrus. Um Winklers Beispiel vom Fünfziger der Oma für das gute Zeugnis aufzugreif­en: In Zwei-Cent-Münzen hätte dieser Betrag ein Gewicht von fast acht Kilo. Da braucht der Einserschü­ler keine Kurzhantel mehr. De facto sind die kleinen Münzen eine Mühsal.

Richtig ist, dass die EZB das Auslaufen der 500-Euro-Banknote beschlosse­n hat. Aber diese Maßnahme dient, ebenso wie eine Obergrenze für Bartransak­tionen, nicht dem Kampf gegen Drogenhänd­ler und Terroriste­n, auch wenn das so kommunizie­rt werden mag. Tatsächlic­h geht es um die Bekämpfung der Schwarzarb­eit, durch welche dem Fiskus jedes Jahr Milliarden an Steuern und Abgaben entgehen. Dies wird freilich von der Politik nicht angesproch­en; man schießt sich lieber auf böse Konzerne ein.

Wenn Winkler meint, eine allfällige neuerliche Finanzkris­e werde von den Vermögensb­esitzern inklusive diverser Omas bezahlt werden, ist es wohl Zeit, ihn mit der furchtbare­n Wahrheit zu konfrontie­ren: Schon bisher

wurden die Kosten diverser Finanzkris­en den Besitzern von Geldvermög­en aufgebürde­t. Dies geschah und geschieht über die anhaltende Nullzinspo­litik von EZB und Konsorten, die nicht nur Winklers Oma, sondern auch alle anderen Sparefrohs bereits Milliarden gekostet hat. Da Bargeld per se keine Zinsen abwirft, bietet auch eine mit Euroschein­en – oder Cent-Münzen – vollgestop­fte Matratze keinen Schutz vor dieser schleichen­den Enteignung. Christian Gattringer, 4111 Walding

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