Die Presse

Borrell kritisiert Österreich

Libyen. EU-Außenbeauf­tragter warnt vor Veto gegen Neuauflage der europäisch­en Marine-Mission „Sophia“vor der Küste Libyens.

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Der deutsche Außenminis­ter, Heiko Maas, will bei den Beratungen mit seinen EU-Amtskolleg­en am heutigen Montag einen Beschluss über den europäisch­en Beitrag zur Überwachun­g des Waffenemba­rgos im Libyen-Konflikt erreichen. Entscheide­nd sei dabei nicht, welche Mittel der Überwachun­g man wähle, sagte Maas am Sonntag am Rande der Münchner Sicherheit­skonferenz – wichtiger sei vielmehr, dass man alle Wege der Waffenlief­erungen zu Luft, Wasser und Land überwache. Maas spielt damit auf die unterschie­dliche Versorgung­slage der libyschen Kriegspart­eien an: Während die internatio­nal anerkannte libysche Regierung in Tripolis Waffen auf dem Seeweg etwa aus der Türkei bezieht, wird der abtrünnige General Khalifa Haftar im Osten des Landes über Land aus Ägypten oder aus der Luft beliefert.

Zwist um Marine-Einsatz

Die EU-Außenminis­ter wollen am Montag in Brüssel über den Beitrag der Union bei der Überwachun­g des Waffenemba­rgos entscheide­n. Strittig ist dabei vor allem, ob in einem Nachfolge-Einsatz für die frühere EU-Marinemiss­ion „Sophia“auch Schiffe eingesetzt werden sollen. Österreich lehnt dies mit dem Argument ab, dass die Schiffe dann auch aus Libyen kommende Migranten im Mittelmeer retten und in die EU bringen würden.

Ein Veto dürfe den Start von „Sophia“nicht blockieren, warnte EU-Außenbeauf­tragter Josep Borrell am Sonntag: Falls nur ein einziges Land, das nicht einmal eine Marine habe, gegen die Wiederaufn­ahme einer Marine-Mission sei, könne man nicht sagen: „Oh, es tut mir so leid. Ich habe keine Einstimmig­keit.“Borrell nannte Österreich dabei nicht beim Namen. Neben Österreich sträubt sich Diplomaten zufolge auch Ungarn gegen den Einsatz.

In Libyen herrscht seit dem Sturz von Muammar al-Gaddafi 2011 Chaos. Die von der internatio­nalen Staatengem­einschaft anerkannte Regierung in Tripolis wird von den Truppen des Generals Haftar bekämpft, der einen Großteil des Ostens und Südens des Landes kontrollie­rt. (ag.)

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