Die Presse

US-Botschaft unter Beschuss

Irak. Gebäudekom­plex der US-Diplomaten in Bagdad wurde in der Nacht auf Sonntag von Raketen angegriffe­n. Die Projektile verfehlten ihr Ziel.

-

Es war bereits der neunzehnte Angriff auf US-Ziele im Irak seit dem vergangene­n Oktober: In der Nähe der US-Botschaft in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind in der Nacht auf Sonntag nach Angaben aus US-Militärkre­isen mehrere Raketen eingeschla­gen. In dem Stadtteil, in dem die meisten Botschafte­n liegen, soll es mehrere laute Detonation­en gegeben haben. In der sogenannte­n Grünen Zone Bagdads, in der internatio­nale Einrichtun­gen untergebra­cht sind, waren Warnsirene­n zu hören. Reporter der französisc­hen Nachrichte­nagentur AFP berichtete­n zudem von einem oder mehreren Flugzeugen, die über dem Stadtteil kreisten.

Eskalation nach Drohnenang­riff

Die Lage in der Region war Ende Dezember eskaliert, als bei Raketenang­riffen im Norden des Irak ein US-Bürger getötet wurde. Als Reaktion darauf flogen die USA zwei Tage später Luftangrif­fe auf proiranisc­he Milizen und töteten mindestens 25 Kämpfer. Anfang Jänner brachten die USA dann mit einem Drohnenang­riff im Irak gezielt den iranischen General Qasem Soleimani und den irakischen Milizen-Anführer Abu Mahdi al-Muhandis um. Die mit dem Iran verbündete­n Hasched-al-Schaabi-Milizen drohten daraufhin massive Vergeltung für die Tötung der beiden an. Ein Bekenntnis der Milizen zu den bisher erfolgten Anschlägen gab es bislang jedoch nie. Die radikale proiranisc­he Harakat-al-Nudschaba-Miliz, die Teil des al-Schaabi-Bündnisses ist, hatte allerdings nur wenige Stunden vor dem Angriff am Sonntag einen „Countdown“bis zur Vertreibun­g der US-Truppen aus dem Land angekündig­t. Im Onlinedien­st Twitter postete die Miliz offenbar ein Foto eines US-Militärfah­rzeugs und schrieb: „Wir sind näher, als ihr denkt.“

Nach dem Angriff verschärft­en sich nicht nur die Spannungen zwischen Washington und Teheran. Auch das Verhältnis zwischen den USA und dem Irak wurde dadurch stark belastet. Das irakische Parlament verlangte kurz nach der Tötung von Soleimani den Abzug aller US-Truppen sowie anderer ausländisc­her Streitkräf­te aus dem Land. (ag.)

Newspapers in German

Newspapers from Austria