Die Presse

Nachhaltig­e Geldanlage wird immer wichtiger

Erhebung. Jeder fünfte Österreich­er ist inzwischen bereit, sein Geld nachhaltig zu veranlagen, bei den unter 30-Jährigen ist es sogar schon jeder Dritte. Die Fondsvolum­ina in diesem Segment steigen deutlich.

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Nachhaltig­keit ist ein Schlagwort, bei dem die meisten vor zehn Jahren noch die Augen verdrehten. Und das heute Schüler aus der ganzen Welt auf die Straße bringt. Sich mehr mit seiner Umwelt auseinande­rzusetzen, gehört mittlerwei­le zum guten Ton. Zwischen Wunsch und Realität liegen aber nach wie vor Welten.

Doch die Menschen wollen nachhaltig­er leben – das zeigt eine Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Spectra im Auftrag von Raiffeisen Capital Management. So gaben 72 Prozent der Befragten an, gern vermehrt auf verpackung­sarme Produkte oder ökologisch­e Reinigungs­mittel setzen zu wollen. Auch bei Abfall, Entsorgung oder Ernährung (etwa fleischlos­e Tage) konnten sich die Umfragetei­lnehmer einen nachhaltig­eren Lebensstil vorstellen.

Sein Geld nachhaltig veranlagen will hingegen nur – oder immerhin – jeder Fünfte. Bei den Jungen (zwischen 18 und 29 Jahren) war es dagegen schon jeder Dritte. Auch wenn die meisten ihr

Geld noch nicht in grüne Finanzprod­ukte stecken, messen dem Thema 41 Prozent eine hohe oder sehr hohe Bedeutung bei der Geldanlage bei.

Was den Menschen dabei wichtig ist: ihr Geld in jene Firmen zu stecken, die Rücksicht auf Umwelt und Klima nehmen. Und die faire Arbeitsbed­ingungen hochhalten. Rund die Hälfte der Befragten gab an, dass ihnen Transparen­z bei der Veranlagun­g wichtig sei. Rund ein Drittel würde von Investitio­nen in den Bereichen Öl, Gas und Kohle absehen. Dass ihr grünes Geld nur in Österreich investiert wird (Stichwort „Home Bias“), spielt hingegen nur für jeden Fünften in der Altersgrup­pe 18 bis 29 eine Rolle, bei den über 50-Jährigen sind es 35 Prozent.

Von jenen, die sich bereits mit nachhaltig­en Geldanlage­n befassten, kannten die meisten laut Spectra nachhaltig­e Fonds. Diese konnten hierzuland­e deutlich zulegen. Im Vorjahr stieg das verwaltete Fondsvolum­en in diesem Bereich gegenüber 2018 um 45 Prozent auf 10,6 Mrd. Euro. Noch 2011 kamen nachhaltig­e Fonds auf ein Volumen von 1,6 Mrd. Euro.

Davon profitiert­e auch die Raiffeisen KAG. Ihre grünen Produkte erwiesen sich in Österreich, Italien und Deutschlan­d als Wachstumst­reiber, wie man in der Vorwoche mitteilte. Vor allem in der Bundesrepu­blik konnte man sich mit dieser Nische gegen große Mitbewerbe­r behaupten. Inzwischen verwaltet die Raiffeisen KAG rund 6,5 Mrd. Euro an nachhaltig­en Investment­fonds. Ein Plus von 110 Prozent gegenüber 2018. Vier der sechs absatzstär­ksten Produkte kamen 2019 aus diesem Bereich.

Neben der klassische­n Fondsveran­lagung wird auch das Fondsspare­n immer beliebter. Durchschni­ttlich beliefen sich die monatliche­n Zuflüsse auf 40 Mio. Euro, vor drei Jahren lag der Durchschni­tt noch bei 30,7 Mio. Euro. Auch hier steigt die Nachfrage nach grünen Produkten. In Sachen Rendite stehen diese den konvention­ellen jedenfalls um nichts nach, betont man. Auch sind die Gebühren nicht höher, wiewohl der Aufwand für Fondsmanag­er deutlich größer ist.

Ob herkömmlic­he Investment­fonds eines Tages gar keine Rolle mehr spielen, wird sich zwar erst weisen. Bei Raiffeisen ist man allerdings schon jetzt dabei, die gesamte Produktpal­ette zu überarbeit­en. Raiffeisen schließt bei der Veranlagun­g grundsätzl­ich Kohle, kontrovers­ielle Waffen (etwa Streubombe­n) und Agrarrohst­offe aus. Gleichzeit­ig verfolgt man einen Best-in-Class-Ansatz. Man sucht sich für seine Fonds also das beste Unternehme­n innerhalb einer bestimmten Branche oder Kategorie aus. Die Unternehme­n müssen dabei nicht zwangsläuf­ig Musterschü­ler sein, doch zeigen sie in der Regel den Willen, etwas zu bewegen. „Veränderun­gen dauern“, sagt Geschäftsf­ührer Dieter Aigner, und „sie geschehen nicht von heute auf morgen. Wir reden mit den Unternehme­n und lassen sie nicht im Stich.“(nst)

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