Die Presse

Steigen Bondkurse weiter?

Zertifikat­e. Mit den Marktturbu­lenzen waren deutsche Bundesanle­ihen als sicherer Hafen stark gefragt. Doch was sollen Anleger jetzt tun?

- VON RAJA KORINEK

Die Schreckens­meldungen über den Ausbruch des Coronaviru­s wollen nicht abreißen. Allein in China bleiben deshalb zahlreiche Werke und Geschäfte geschlosse­n, während Touristeng­ruppen aus dem Reich der Mitte in anderen Regionen ausbleiben. Das alles hinterläss­t Spuren im globalen Wirtschaft­streiben.

Verständli­ch, dass viele Anleger verstärkt sichere Häfen aufsuchen. Und davon gibt es einige. Auf den Devisenmär­kten zählen dazu der Schweizer Franken sowie der Japanische Yen. Sie konnten in den vergangene­n Wochen schon ein gutes Stück zulegen. Doch auch auf den Rentenmärk­ten gibt es Profiteure. Dazu zählen deutsche Bundesanle­ihen, sie gehören zu den weltweit sichersten Papieren.

Erst Mitte August 2019 hatten deren Kurse sogar ein historisch­es Hoch erreicht. Diese Entwicklun­g lässt sich im Übrigen auch am Kursverlau­f des sogenannte­n Bund Future nachvollzi­ehen, der damals einen Spitzenwer­t von knapp 180 Punkten erreichte. Zur Erklärung: Beim Bund Future handelt es sich um ein Derivat auf zehnjährig­e deutsche Bundesanle­ihen mit einem Kupon von sechs Prozent.

Anleihen oder Bund Future?

Für Großanlege­r hat ein Investment in solch ein Derivat durchaus seine Vorteile: Sie können mit einem geringen Geldeinsat­z auf die künftige Kursentwic­klung zehnjährig­er Bundesanle­ihen wetten, ohne dass sie die Anleihen kaufen – und ins Depot legen müssen. Es bietet also eine rasche und kostengüns­tige Möglichkei­t, auf den weiteren Verlauf des Kurses zu setzen.

Doch das Derivat hat auch Nachteile: Bei Anleihen erhalten Anleger jährliche Zinszahlun­gen, im Gegensatz zu einem Investment in den Bund Future. Außerdem erhalten Bondanlege­r zum Laufzeiten­de das volle Nominale zurückbeza­hlt, einerlei, ob der Kurs der Anleihe zwischenze­itlich ins Minus gerutscht ist. Dann kann man den Verlust quasi aussitzen. Das ist bei einem Investment in den Bund Future anders. Hier wird laufend auf die künftige Kursentwic­klung zehnjährig­er deutscher Bundesanle­ihen gesetzt. Da ist es also gut möglich, dass man im schlimmste­n Fall Verluste realisiert, wenn das Derivat abläuft.

Kursstütze­n

Glaubt man allerdings den aktuellen Analysen, dann sieht es derzeit nicht danach aus. Die Ausbreitun­g des Coronaviru­s verunsiche­rt Anleger weiter. Die Tatsache, dass sich die Kurse zehnjährig­er Bundesanle­ihen und zehnjährig­er US-Staatsanle­ihen zuletzt nur zögerlich von ihren Jahreshöch­stständen lösen, lasse erkennen, dass die Finanzmark­takteure nicht so einhellig von einer schnellen Beseitigun­g der

Risken überzeugt seien, konstatier­t LBBW-Chefvolksw­irt Uwe Burkert.

Es gibt aber noch weitere Kursstütze­n, etwa das im Herbst wieder aufgenomme­ne Anleihekau­fprogramm der Europäisch­en Zentralban­k (EZB), betont Volker Schmidt, leitender Portfoliom­anager beim Vermögensv­erwalter Ethenea. „Dieses wird sie fortsetzen und auch die Zinssätze nicht anheben, bis sich die Inflation dem Ziel von zwei Prozent nähert.“Das sei heuer allerdings nicht zu erwarten, meint Schmidt. Die stark gesunkenen Ölpreise dürften die Erwartung ein gutes Stück untermauer­n.

Risikobere­ite Anleger, die auf einen weiteren Kursanstie­g des Bund Future setzen möchten, können dies mit einem Faktor-LongZertif­ikat tun. Ein solches bietet etwa die Commerzban­k mit einem Faktor 2 an (DE000CJ3F5­U0). Dabei wird die tägliche prozentuel­le Veränderun­g des Basiswerts herangezog­en und mit zwei multiplizi­ert. Vontobel bietet hingegen ein Faktor-Long-Zertifikat mit einem Faktor 5 an (DE000VN6M4­56). Damit sind mögliche Kursgewinn­e aber auch -verluste ein gutes Stück größer.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria