Die Presse

Thiems programmie­rter Vorstoß in die Top drei

Tennis. Dominic Thiem könnte schon diese Woche Roger Federer in der Weltrangli­ste überholen und als Dritter in neue Sphären vorstoßen. Von Novak Djokovi´c und Rafael Nadal trennen den 26-Jährigen aber immer noch Welten.

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Beim ATP-Turnier in Rio de Janeiro (Liveübertr­agung ab heute, 20.30 Uhr, Sky) greift Dominic Thiem diese Woche erstmals seit seinem verlorenen Finale bei den Australian Open gegen Novak Djokovic´ wieder ins Spielgesch­ehen ein. Zum Auftakt bekommt es der Niederöste­rreicher mit Lokalmatad­or Felipe Meligeni Alves (ATP 318) zu tun, dem 21-jährigen Neffen des ehemaligen Profis Fernando Meligeni (ATP 25).

Thiem ist seit 2016 Stammgast bei den Februar-Turnieren in Südamerika. Während sich zur selben Zeit verhältnis­mäßig viele Topspieler bei den europäisch­en Hallenturn­ieren versammeln, entscheide­n sich in der Regel nur echte Sandplatzw­ühler zu einem Antreten zwischen Buenos Aires und Rio de Janeiro. Zum Vergleich: Beim dieswöchig­en ATP-250-Event in Marseille schlagen gleich sieben Top-20-Spieler auf, Thiem hingegen ist beim höherwerti­gen 500er in Rio vor dem Serben Dusan Lajovic (ATP 23) der deutlich am besten klassierte Spieler. Die Konkurrenz ist also geringer, zumindest theoretisc­h lassen sich die Weltrangli­stenpunkte am Zuckerhut also einfacher einspielen.

Dass Thiem 2020 in Brasilien zu sehen ist, irritiert dennoch ein wenig. Er hat sich vor seinem Abflug vergangene­n Donnerstag für ein einziges Turnier auf Sand vorbereite­t, obwohl sich die Elite schon Anfang März wieder beim

Hartplatz-Klassiker in Indian Wells, dem ersten ATP-1000-Turnier des Jahres, trifft. Der Lichtenwör­ther wollte ursprüngli­ch auch das letztwöchi­ge Sand-250er in Buenos Aires spielen, nach den Strapazen der Australian Open aber setzte er richtigerw­eise auf eine verlängert­e Regenerati­onsphase. Seine Zusage für Rio hielt er dennoch ein: „Ich liebe diese Stadt, ich liebe Südamerika. Wieder auf Sand zu spielen, ist wie nach Hause kommen.“

Tatsächlic­h hat Thiem erstmals seit seinem Turniersie­g in Kitzbühel Anfang August wieder Sand unter seinen Tennisschu­hen. Der kurzzeitig­e Belagwechs­el mag zwar nicht sonderlich sinnvoll sein, er schließt aber den Erfolg auf Hartplatz in den kommenden Wochen keineswegs aus. Im Vorjahr war der Schützling von Nicolas´ Massu´ ebenfalls von Rio nach Indian Wells gereist, um in der kalifornis­chen Wüste mit einem Finalsieg über Roger Federer seinen ersten Titel auf ATP-1000-Level zu erringen. Der Schweizer steht in den kommenden Tagen und Wochen ganz besonders im Fokus des Österreich­ers, weil die Chance groß ist, Federer schon bald als Nummer drei der Welt abzulösen.

Bis inklusive dem zweiten 1000er des Jahres in Miami (ab 25. März) hat Federer 2100 Punkte und damit so viele wie kein anderer Spieler in diesem Zeitraum zu verteidige­n (siehe Infokasten). Thiem trennen aktuell nur 85 Punkte vom 20-fachen GrandSlam-Champion, er könnte Federer also schon in Rio überholen.

Der Basler kehrt kommende Woche als Titelverte­idiger in Dubai (ATP 500) auf die Tour zurück, wo mit Novak Djokovic´ auch der Weltrangli­stenerste aufschlägt. Vom Fünftplatz­ierten Daniil Medwedew droht Thiem bei über 1000 Punkten Rückstand des Russen derzeit wenig Gefahr, wenngleich Medwedew bis Miami fast keine Punkte zu verteidige­n hat.

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