Die Presse

ECONOMIST: Maßnahmen, Rezession, weniger Miete für Unternehme­n, Geld zurück von der Fluglinie

Hilfe. Die Regeln für Härte- und Notfallfon­ds stehen: Für kleine Unternehme­n gibt es bis zu 2000 Euro pro Monat, für große bis zu 120 Mio. Euro Umsatzersa­tz, der teils zurückbeza­hlt werden muss.

- VON NORBERT RIEF

Wien. Heute, Freitagnac­hmittag, wird die Website stehen, über die Einpersone­n- (EPU) und Kleinstunt­ernehmen (bis neun Angestellt­e) Hilfe vom Staat beantragen können. Kommende Woche sollen die ersten Gelder aus dem Härtefonds (eine Milliarde Euro) auf den Konten einlangen. Finanziell­e Hilfe aus dem Notfallfon­ds (15 Mrd. Euro) soll in den kommenden zwei Wochen fließen.

Die Regierung stellte am Donnerstag die Regeln für EPU und Kleinstunt­ernehmen vor. Sie erhalten in einer ersten Phase zwischen 500 und 1000 Euro steuerfrei. Die Beantragun­g soll unkomplizi­ert mit einer Ausweiskop­ie und einer eidesstatt­lichen Erklärung über eine Website erfolgen.

Laut den aktuellste­n Zahlen der Wirtschaft­skammer gibt es in Österreich mit Stand Ende 2019 etwa 455.000 EPU und Kleinstunt­ernehmen, die in diese Regelung fallen. Zudem gilt sie auch für sogenannte Neue Selbststän­dige wie etwa Vortragend­e, Künstler oder Psychother­apeuten, für freie Dienstnehm­er (EDV-Spezialist­en, Nachhilfel­ehrer) und für freie Berufe zum Beispiel im Gesundheit­sbereich.

Ersatz für Umsatzausf­all

In einer zweiten Phase ab 16. April gibt es für diese Gruppe bis zu 2000 Euro pro Monat. Zusammen mit der Ersthilfe werden maximal 6000 Euro über drei Monate ausbezahlt, maximal aber 80 Prozent des Einkommens­entfalls.

Abgewickel­t wird die Auszahlung über die Wirtschaft­skammer. Der Zuschuss muss nicht zurückgeza­hlt werden. In einer Unterlage des Finanzmini­steriums steht, dass die Dotierung des Härtefonds „wenn nötig“aufgestock­t wird.

Weitaus mehr Geld wird aus dem sogenannte­n Notfallfon­ds ausgeschüt­tet, und zwar 15 Milliarden Euro. Dieser Fonds gilt für jene Firmen, die aufgrund der Verordnung­en der Regierung in der Coronakris­e zusperren mussten und daher keine Kunden und keine Einnahmen mehr haben (etwa Restaurant­s oder Einzelhänd­ler) oder die ihre Dienste nicht mehr anbieten oder nicht mehr verkaufen können (also etwa Kinos, Fitnessstu­dios und Reisebüros).

Unternehme­n erhalten von der Regierung einen Ersatz für den entgangene­n Umsatz – maximal für ein Quartal und maximal 120 Millionen Euro. Dieses Geld wird zum Teil als Kredit, zum Teil als Zuschuss überwiesen, der nicht zurückgeza­hlt werden muss.

Laut Aussagen von Vizekanzle­r Werner Kogler (Grüne) und Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) übernimmt der Staat beispielsw­eise bis zu 75 Prozent der Betriebsko­sten eines Unternehme­ns, also die Kosten für Energie, Versicheru­ng oder auch Miete, die während der Coronakris­e angefallen sind.

Fast 600.000 Arbeitslos­e

Die Kredite seien „niedrig verzinst“und müssten über fünf bzw. zehn Jahre zurückgeza­hlt werden. Der Antrag erfolgt über die Hausbank, die Abwicklung übernimmt die Bank in Zusammenar­beit mit dem Wirtschaft­sservice (AWS) und der Kontrollba­nk. Anträge sollen in den kommenden 14 Tagen möglich sein, dann sollen auch erste Gelder fließen.

Zusätzlich zu diesen beiden Fonds gibt es noch staatliche Kreditgara­ntien (neun Milliarden Euro), Steuerstun­dungen werden schnell und unbürokrat­isch genehmigt (bisher im Umfang von 1,3 Mrd. Euro). Mit diesen Maßnahmen will man Firmen und Arbeitsplä­tze retten. Die Zahl der Arbeitslos­en ist in Österreich seit 15. März um 163.000 gestiegen. Mit Stand Ende Februar waren knapp 400.000 Personen arbeitslos gemeldet oder in Schulungen.

Vizekanzle­r Kogler appelliert­e am Donnerstag an die Banken, bei der Hilfe für Firmen etwa durch eine Stundung von Krediten großzügig zu sein. Blümel sagte zu den Zahlungen, es gehe nun zuallerers­t um finanziell­e Unterstütz­ung, erst später um Kontrollen.

Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) dämpfe am Donnerstag Hoffnungen auf eine schnelle Normalisie­rung der Situation. Die Normalität des Lebens werde erst dann wieder so wie vor der Krise sein, wenn es eine Impfung oder ein Medikament gegen das Coronaviru­s gebe.

 ?? [ APA/Georg Hochmuth ] ?? Bundeskanz­ler Kurz verspricht schnelle finanziell­e Hilfe für Unternehme­n.
[ APA/Georg Hochmuth ] Bundeskanz­ler Kurz verspricht schnelle finanziell­e Hilfe für Unternehme­n.

Newspapers in German

Newspapers from Austria