Die Presse

Caritas: „Die Telefone laufen heiß“

Wien. Die Caritas eröffnet ein neues Notquartie­r und betreut Menschen, die bisher nie ihre Hilfe benötigten.

- VON EVA WINROITHER

Wien. Es klang noch etwas kryptisch, was Caritas-Generalsek­retär Klaus Schwertner am Freitag auf Facebook postete: Ziemlich ratlos habe er am Mittwoch bei den ÖBB angerufen. „E., wir brauchen euch und wieder einmal dringend eure Hilfe“, habe er zu einem der Vorstände gesagt. Der erhörte seine Bitte. „Gestern fand die Besichtigu­ng eines passenden Gebäudes in Wien statt.“Demnächst sperre man gemeinsam ein neues Notquartie­r für obdachlose Menschen auf.

Das Quartier wird in Wien Meidling sein, wie Schwertner auf Nachfrage der „Presse“erklärt. Denn die Krise hat auch die Obdachlose­nhilfe massiv getroffen. Aufgrund behördlich­er Maßnahmen muss auch hier reagiert werden. Menschen werden in mehrere kleinere Quartiere verteilt. Bereits jetzt haben die Nachtquart­iere einen 24-Stunden- und Tageszentr­en einen Schichtbet­rieb, damit nicht zu viele Menschen zusammenko­mmen. Nicht nur sie muss die Caritas (und andere NGOs) dieser Tage betreuen. Durch die Corona-Krise ist die Situation in der 24-Stunden-Pflege angespannt – und viele Menschen sind ob der geschlosse­nen Geschäfte und abgesagten Veranstalt­ungen in eine schwierige wirtschaft­liche Lage gerutscht. Auch Menschen, die bisher noch nicht auf die Hilfe der Caritas angewiesen waren, würden sich nun melden, erklärte Bernd Wachter, Generalsek­retär der Caritas Österreich­er in einem APA-Interview.

Das kann Klaus Schwertner in Wien nur bestätigen. „Wir merken, dass die Telefone in unseren Sozialbera­tungsstätt­en heiß laufen.“Es seien Menschen, die schon vor der Krise in einer finanziell schwierige­n Lage gewesen seien und die die Krise nun voll treffen würde. Alleinerzi­eher, kinderreic­he Familien, auch Mindestpen­sionisten. Viele dieser Menschen hätten nun „am Ende des Monats einfach kein Geld mehr im Börsel“.

Dass die Arbeitslos­enzahlen explodiert seien, mache Schwertner naturgemäß Sorgen. Er erwartet, dass sich auch noch in nächster Zeit die Zahl der Hilfesuche­nden vervielfac­hen wird.

Lebensmitt­elausgabe gestartet

Auch aus diesem Grund hat die Caritas in Wien mit der Notausgabe von Lebensmitt­eln gestartet. Am Carla-Standort Mitterstei­g können jeden Mittwoch ab dem Vormittag fertig zusammenge­stellte Pakete für einen Solidarbei­trag von drei Euro abgeholt werden. In den Paketen sind haltbare Lebensmitt­el von Nudeln über Reis bis Bohnen, mit denen die Empfänger bis zu 14 Tage auskommen sollen.

Donnerstag­s und freitags werden die Ausgaben von Freiwillig­en in den Pfarren Neufünfhau­s (15. Bezirk) und Gartenstad­t (Floridsdor­f ) gemacht. Weitere Ausgabeste­llen sind bereits in Planung beziehungs­weise werden Standorte gesucht. Die Ausgabe erfolgt wie am Flughafen in einer Art Leitsystem, nur dass dabei ein Sicherheit­sabstand gehalten werden müsse. Außerdem gebe es überall Desinfekti­onsmittel.

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