Die Presse

Außer Kontrolle: Virus breitet sich in USA explosions­artig aus

Katastroph­enszenario. Eine Uni-Studie geht von 40.000 bis 80.000 Todesopfer­n im Land aus. Auch in New Orleans spitzt sich die Lage zu.

- VON THOMAS VIEREGGE

Wien/Washington. Was Experten befürchtet haben, ist nun offiziell: Die USA führen mit weit mehr als 90.000 Fällen die weltweite Statistik der Coronapand­emie an. Und in der Zahl der Todesopfer – bis dato mehr als 1300 – holt das Land rasant auf. Laut einer Studie der University of Washington könnte die Epidemie in den USA 40.000 bis 80.000 Menschenle­ben fordern, schlechtes­tenfalls sogar 160.000.

In einem Telefonat mit Xi Jinping, Chinas Staatschef, erkundigte sich Präsident Donald Trump aus erster Hand, wie China als Epizentrum der Infektion die Coronakris­e weitgehend in den Griff bekam.

In den USA spitzt sich die Lage derweil zu. In New York berichten Ärzte von katastroph­alen Zuständen. Es zeichnet sich ab, dass die Krise die Metropole stärker prägen könnte als die Terrorseri­e von 9/11. Wohlhabend­e New Yorker flüchten sich zunehmend auf ihre Landsitze in Long Island oder nach New Jersey. Dort wiederum befürchten die Bewohner, diese könnten die Epidemie einschlepp­en.

Alarmieren­de Berichte kommen indessen auch aus anderen Teilen des Landes, vor allem aus dem Süden. New Orleans könnte zu einem zweiten Hotspot werden. In der Stadt am Mississipp­i-Delta, dem „Big Easy“, haben sich viele während Mardi Gras, des berühmten Karnevals, angesteckt.

Katrina-Trauma in New Orleans

Der Gouverneur von Louisiana warnt vor einer Katastroph­e. Viele fühlen sich an den Hurrikan Katrina 2005 erinnert, der die Stadt mit Hunderten Toten massiv traf, zu einem Exodus führte und ein Trauma hinterließ. Auch Georgia, wo in der Hauptstadt Atlanta das Seuchenkon­trollzentr­um sitzt, bereitet sich auf das Schlimmste vor.

Währenddes­sen signalisie­ren Kalifornie­n und Washington an der Westküste eine gewisse Entspannun­g. Dies ermutigt den Präsidente­n, Abstufunge­n der Krisenzone­n vorzunehme­n. Eher ländlich geprägte Gebiete im Mittleren Westen könnten so zumindest frühzeitig zur Normalität zurückzuke­hren.

Eine erste Statistik, wonach allein in der ersten Woche der Beschränku­ngen und Schließung­en die Arbeitslos­igkeit um mehr als drei Millionen Menschen anstieg, versetzte Trump in Alarmstimm­ung. Die Rezession droht ihm das Wahljahr zu verhageln.

Er präsentier­t sich als energische­r Krisenmana­ger. Am Samstag will er das Weiße Haus verlassen, um als Oberbefehl­shaber das Spitalschi­ff USNS Comfort aus Norfolk in Virginia nach New York zu verabschie­den. Inzwischen häufen sich aber selbst im Militär, etwa am Flugzeugtr­äger USS Theodore Roosevelt vor Guam, die Fälle.

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