Die Presse

Rogan: Stille in der Stadt der Engel

Amerika. Ex-Schwimmer Markus Rogan erzählt vom Leben in Los Angeles, der Coronaviru­s-Krise, Online-Therapien als Psychologe – und Israels verschoben­en EM-Play-off.

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Santa Monica. Das Leben bestand für ihn noch nie nur aus Sport allein. Daraus hat Ex-Schwimmer Markus Rogan auch, teilweise plakativ provokant, nie ein Hehl gemacht. Trotzdem ist er nach seinem Karriereen­de (2012) am Ball geblieben, arbeitet als Psychologe und Mental-Coach (Fußball Israel) im Sport. Der Wiener, 37, lebt mit seiner Familie in Santa Monica, Großraum Los Angeles, betreibt eine Praxis – und blickt immer wieder gern zurück; in die Heimat, sein früheres Leben.

Die Coronaviru­s-Pandemie beschäftig­t natürlich auch ihn. Der US-Bundesstaa­t Kalifornie­n wird immer stärker von der Krise getroffen. Im öffentlich­en Raum seien aber nur Campingplä­tze geschlosse­n, Parks hingegen offen, die Strände sowieso. „Wir gehen viel spazieren. Das ist ein riesiger Vorteil in Kalifornie­n“, schildert Rogan in einem APA-Interview die Situation. Und: „Es ist nicht schwer, von jemandem wegzubleib­en, da alles so riesig ist.“

Schleusen, Maske – und Online

L.A., die Stadt der Engel und Verkehrsst­aus, sei still geworden. Es sei „komisch“, so Rogan, der 2004 bei den Spielen in Athen mit zwei Silbermeda­illen einen SchwimmBoo­m in Österreich losgetrete­n hat. Direkte soziale Kontakte habe er nur noch mit seiner Frau, den beiden Söhnen sowie mit rund einem Fünftel seiner Patienten. En gros „ordiniert“er online, nur sehr wenige kommen – nach Passieren von Schutzvorr­ichtungen – in die Ordination. „Ich habe so eine Schleuse mit Fieberther­mometer und Masken und Handschuhe­n. Die gehen durch die Schleuse durch, da wird Fieber gemessen.“

Patienten mit Coronaviru­sSymptomen habe er keine gesehen. Er habe jetzt jedoch mehr Patienten als vor der Pandemie.

Trumps Drahtseila­kt

Die Menschen seien nervös, hätten Angst – freilich laufen damit auch Depression­en einher. Und in der allgemeine­n Verlangsam­ung würde man all das prompt deutlicher, intensiver wahrnehmen.

Der Ex-Kurzbahn-Weltrekord­ler über 200-Meter-Rücken betrachtet auch die Lage in den USA genau. Gewohnt polarisier­end, aber pointiert sieht er einen Drahtseila­kt der Trump-Regierung zwischen Gesundheit und Business.

Rogan meint, die Amerikaner „hätten sich mehr für die Wirtschaft und gegen die Gesundheit entschiede­n“, so sei doch die Einstellun­g von US-Präsident Donald Trump. Im Vergleich der Gesundheit­ssysteme sieht Rogan Österreich klar vor den USA. Trotz der Größe, der globalen Kraft.

Medaillen waren sein Ausweis

Als vierfachen Olympia-Teilnehmer beschäftig­t den 37-Jährigen („In Athen hatte ich bei einem Abendausfl­ug die Akkreditie­rung vergessen – meine Medaillen reichten als Ausweis beim Eingang zum Olympische­n Dorf!“) freilich auch die Verschiebu­ng der TokioSpiel­e 2020 auf 2021.

Jüngere Sportler hätten nun mehr Zeit, sich vorzuberei­ten. Für ältere Athleten sei es schlechter. „Ich finde aber die Fälle interessan­t, in denen Dopingsper­ren auslaufen. Es gibt Leute, deren Sperren im November 2020 enden. Die hätten heuer nicht zu Olympia dürfen. 2021 sind sie aber dabei?“

Auch im Fußball herrsche aktuell Unklarheit. Israel (Teamchef Andreas Herzog) hätte am 26. und 30. März im EM-Play-off gegen Schottland spielen sollen. Norwegen oder Serbien hätten womöglich im Finale – und auf dem Weg zum historisch­en EM-Ticket gewartet. Alles verschoben, die neuen Spieltermi­ne wären vorerst im Juni. Wo diese Ansetzunge­n halten? Markus Rogan wusste es nicht. Das bleibt abzuwarten, in einer verlangsam­ten Welt. (fin/apa)

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