„Job als Dienst am Menschen sehen“
Porträt. Edith Pinter ist Direktorin der Caritas Burgenland. Kein einfacher Job – auch ohne Corona. Denn an Personal zu kommen ist schwierig. Deshalb setzt sie auf Mitarbeiterzufriedenheit.
Corona macht es ihrem Berufsstand nicht gerade einfacher. „Es gibt viel Unsicherheit bei den Klienten“, sagt Edith Pinter, Direktorin der Caritas Burgenland. Sie hat ein Krisenteam zusammengerufen, das sich täglich per Videokonferenz trifft, um in allen Bereichen koordiniert und rasch handeln zu können. „Die Hauptlast aber tragen die Mitarbeiter an der ,Front‘, die zum Beispiel alte und behinderte Menschen pflegen und betreuen – in den Heimen oder draußen in Hauskrankenpflege“, sagt Pinter.
In diesen Tagen dämpfe nicht nur das schlechte Wetter die Stimmung. Die Anrufe bei der CaritasHotline für Nothilfe nehmen täglich zu, „weil für viele Menschen gegen Ende des Monats das Geld knapp wird, weil sie gekündigt wurden und um ihre Existenz bangen“. Deshalb habe man auch die Corona-Nothilfe ins Leben gerufen (nähere Infos dazu in www.caritas.at, Spenden an IBAN: AT23 2011 1000 0123 4560).
Pflege nach der Krise
Die aktuelle Situation mache es nicht leichter, Pflegekräfte zu finden, und das werde sich nach Corona nicht ändern, fürchtet Pinter. Eines steht für sie fest: Es brauche ein konzertantes Vorgehen aller Beteiligten, um
Menschen für den
Pflegeberuf wieder zu begeistern.
Eine Ausbildungsoffensive allein reiche nicht. Zwar begrüße sie das wachsende Angebot an Ausbildungsplätzen an Pflegeschulen, und auch die Möglichkeit einer Lehre zur Pflegekraft sei zu überprüfen.
Aber: „Es geht ja nicht nur darum, neu Auszubildende zu gewinnen, sondern diese durch attraktive Bedingungen auch nach der Ausbildung im Beruf zu halten. Es geht um mehr Qualität.“Und das sowohl für Pflegekräfte als auch für die zu Pflegenden. „Wenn die Politik in den Hard Facts, wie Pflegeschlüssel, Lohn und Arbeitszeit, keine Antwort gibt, wird man hinterherhinken. Denn auf Dauer kann man mit Mitarbeiterzufriedenheit allein nicht punkten.“
Viel konnte sie in den knapp zehn Jahren als Direktorin der Caritas Burgenland bereits umsetzen. Sie ist übrigens die einzige Frau unter den neun Landesdirektoren, die vom jeweils zuständigen Diözesanbischof bestellt werden. Dass sie die Aufgabe übernehmen konnte, sei „passiert, ich bin gefunden worden“, sagt sie schmunzelnd.
Pinter begann ihre Laufbahn als Beamtin in der Bezirkshauptmannschaft Mattersburg und wechselte 2003 in die Landesamtsdirektion. Berufsbegleitend studierte sie Kommunikationswissenschaften und Philosophie, um danach die wissenschaftliche Sammlung und den Bereich der Kommunikation des Landesmuseums zu leiten. Und dann, 2010, der Wechsel zur Caritas.
Für sie gar kein so großer Sprung. In der Verwaltung, in der sie lang tätig war, hatte sie ihren Job auch immer als „Dienst am Menschen“gesehen. „Ich hatte viel Parteienverkehr, das formt“, sagt sie. Diese Erfahrungen würden ihr jetzt zugutekommen. Dazu kämen neben ihrer christlichen Prägung Neugierde, Idealismus und der Wille, „durchzustarten und Verantwortung zu übernehmen, wenn ich die Chance dazu habe“.
„Sie halten die Hand“
Der Dienst am Menschen begleitet sie auch jetzt. Dazu gehören genauso ihre Mitarbeiter. Deren Zufriedenheit hat für sie einen besonderen Stellenwert. Sie verwende nicht den Kategorischen Imperativ – weil ihr sonst (vor allem von ihrer Familie) der Vorwurf gemacht werde, sie philosophiere –, eine goldene Regel reiche vollkommen aus, um ihr Handlungsund Entscheidungsprinzip zu beschreiben: Wie würde es mir als Betroffene mit der Entscheidung gehen? Dazu kommt: „Es darf niemand Vorrechte haben. Alle Mitarbeiter sind möglichst gleich zu behandeln, und es gilt, transparent zu handeln.“
Schließlich seien ihre Mitarbeiter die wichtigste Ressource: „Sie fördern und fordern Behinderte, sie stehen am Krankenbett und sie halten die Hand.“
(60) ist seit Dezember 2010 Landesdirektorin der Caritas Burgenland – übrigens als einzige Landesdirektorin in Österreich. Die studierte Publizistin und Philosophin war zunächst in der Bezirkshauptmannschaft Mattersburg, danach ab 2003 in der Landesamtsdirektion und später im Landesmuseum Burgenland tätig, ehe sie zur Caritas wechselte. Diese versteht Pinter als „Hilfe zur Selbsthilfe, aufgebaut auf dem Subsidiaritätsprinzip, im Sinne der christlichen Soziallehre“.