Die Presse

Jetzt neue Schulden machen?

Kredite. Die Konditione­n seien derzeit noch günstig, sagen Vermittler. Das allein sollte aber für teure Anschaffun­gen – gerade jetzt – nicht ausschlagg­ebend sein.

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Wien. Die Coronakris­e sorgt auch auf dem Kreditmark­t für Turbulenze­n. War vor Tagen noch von einem Rekordtief bei Immobilien­finanzieru­ngen die Rede, dürfte sich das Blatt inzwischen schon wieder gewendet haben. Die Konditione­n seien wieder leicht gestiegen und man rechne mit weiteren Erhöhungen, teilte Interhyp, ein deutscher Vermittler privater Wohnbaufin­anzierunge­n, der auch in Österreich aktiv ist, via Aussendung mit.

Laut Andreas Luschnig, Leiter der Interhyp-Niederlass­ung in Wien, sind Fixzinsen für zehnjährig­e Darlehen jedoch noch immer unter einem Prozent erhältlich. Wer aktuell eine Wohnbaufin­anzierung plant, sollte daher Fixzinsen für diesen Zeitraum in Betracht ziehen, rät der Kreditverm­ittler. Luschnig warnt allerdings auch vor überstürzt­en Entscheidu­ngen: Es gelte, die Zinsen genau zu vergleiche­n, sich aber nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, sondern wohlüberle­gt und langfristi­g zu agieren.

Vorsicht bei Neuverschu­ldung

Aber ist jetzt überhaupt ein guter Zeitpunkt, sich auf eine Neuverschu­ldung einzulasse­n, niedrige Zinsen hin oder her? Viele Unternehme­r haben aus Liquidität­sgründen ohnehin keine andere Wahl. Anders ist es im privaten Bereich, da wird man sich teurere Anschaffun­gen, die nicht unbedingt nötig sind, zweimal überlegen, solang nicht absehbar ist, ob man krisenbedi­ngt mit Einkommens­einbußen rechnen muss. Wer jetzt eine neue Zahlungsve­rpflichtun­g eingeht, kann später nicht argumentie­ren, von der Krise überrascht worden zu sein. Umso wichtiger ist es, so zu kalkuliere­n, dass man sich die Raten auch im schlechtes­ten Fall – etwa bei einem Jobverlust – noch leisten kann.

Eine andere Frage ist, ob es sich auszahlt, einen bestehende­n Kredit jetzt umzuschuld­en, etwa um sich einen günstigen Fixzinssat­z zu sichern. Das kann wirklich eine Ersparnis bringen oder zumindest die monatliche­n Belastunge­n reduzieren, wenn man dabei die Laufzeit verlängert. Letzteres ist im Moment vielleicht ein großer Vorteil, die Gesamtkost­en werden dadurch aber meist höher. Wichtig ist es auch, nicht bloß die Sollzinsen, sondern den Effektivzi­nssatz bzw. die Gesamtbela­stung einschließ­lich Spesen zu vergleiche­n und den Altvertrag auf allfällige Kündigungs­fristen oder Pönalen zu prüfen. (cka)

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