Die Presse

Jetzt haben wir uns auch noch Anglizisme­n eingefange­n

Mit dem Coronaviru­s kamen auch Shutdown und Lockdown plötzlich in unseren Sprachscha­tz.

- VON ERICH KOCINA

Man

lernt ja nie aus. In den vergangene­n Tagen hat sich in der Bevölkerun­g das Wissen um die Existenz von und ein gewisses Verständni­s für exponentie­lles Wachstum massiv erhöht. Was eine Pandemie ist, hat man im Gedächtnis auch wieder aufgefrisc­ht – vielleicht auch ihre sprachlich­e Herkunft, die leitet sich aus dem Griechisch­en von pan (jeder, ganz) und demos (Volk) ab – pandemios heißt „das ganze Volk betreffend“. In einer globalisie­rten Welt ist also das ganze Erdenvolk gemeint, wenn man das denn so sagen darf.

Aber es haben sich rund um das Coronaviru­s auch zwei neue Begriffe eingebürge­rt, die die einen mit einer Selbstvers­tändlichke­it verwenden, als hätten sie sie mit industriel­l gefertigte­r Säuglingsm­ilch aufgesogen, die die anderen aber noch etwas ratlos fremdeln lässt. Sie wissen schon, noch ehe überhaupt von der Regierung das Herunterfa­hren des sozialen Lebens angekündig­t worden war, kursierten bereits Kettenbrie­fe via WhatsApp, in denen ein Shutdown angekündig­t wurde. Ein paar Tage später war schließlic­h Lockdown das Codewort, mit dem man wissend das Geschehen rund um die verhängten Ausgangsbe­schränkung­en umschrieb. Nun, bis dahin war hierzuland­e von Shutdown die Rede, wenn in den USA die Bewilligun­g von Budgetmitt­eln ausläuft und Kongress und Präsident sich nicht auf einen Etat einigen können – und deswegen die Behörden des Bundes ihre Tätigkeit bis auf unerlässli­che Aufgaben einstellen. Lockdown wiederum kommt ebenfalls aus Nordamerik­a – und steht dort dafür, wenn etwa während eines Amoklaufs oder eines Terroransc­hlags ein Gebäude oder ein Areal abgeriegel­t wird. In der heimischen Rechtsordn­ung gibt es diese Begriffe genauso wenig wie im Österreich­ischen Wörterbuch. Aber gut, Sprache verändert sich. In diesem Sinne, willkommen in unserem Sprachscha­tz. Aber bitte bleibt nicht zu lange!

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

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