Die Presse

Nähzubehör und Stoffe per Post

Stoffschwe­ster. Seit fünf Jahren verkaufen Candice Barlow und Ernst Buchmann Stoffe und Nähzubehör im Dritten. Derzeit natürlich nur online.

- VON MIRJAM MARITS

Serie „Lokale Lieferante­n“: Der Wiener Shop Stoffschwe­ster setzt nun vermehrt auf das Online-Geschäft.

s gibt solche mit Blumen und Schmetterl­ingen, andere mit tropischen Pflanzen, wieder andere mit Füchsen oder Papageien, Rennautos oder auch Olaf, dem Schneemann aus der „Eiskönigin“. Und wer es ein bisschen dezenter und erwachsene­r mag, findet auch einfärbige Stoffe und nicht ganz so kindliche Muster. 4000 bis 5000 verschiede­ne Stoffe hat die Stoffschwe­ster zur Auswahl – derzeit freilich nur über ihren Online-Shop.

Parallel zur Eröffnung der Stoffschwe­ster im dritten Bezirk vor rund fünf Jahren haben Candice Barlow und ihr Mann, Ernst Buchmann, auch ihren Onlineshop gestartet: Etwa die Hälfte des Umsatzes kam bisher aus Onlinebest­ellungen, der Rest aus dem (echten) Geschäft. Nun, da Letztes coronabedi­ngt nicht offen haben darf, setzen Barlow und ihr Mann naturgemäß auf den Onlinevers­and. „Ich denke“, sagt Barlow, „dass wir das so gut abfangen können. Wir sind guter Dinge, dass das funktionie­rt. Unser Ziel ist es, dass wir niemandem kündigen müssen.“

Barlows Hoffnung, dass viele Frauen (ein Klischee, aber wahr: Die meisten Hobbynäher sind weiblich) nun, da sie viel Zeit zu Hause haben, ihre Nähmaschin­en hervorhole­n (oder überhaupt das erste Mal in Betrieb nehmen), könnte so falsch nicht sein: Ist doch Nähen eines jener Hobbys, bei denen man häufig glaubt, nicht genug Zeit für sie zu haben. „Da könnte“, sagt Barlow, „jetzt wieder Schwung reinkommen.“Mit der Eröffnung des Geschäfts hat Barlow eine private Leidenscha­ft zum Beruf gemacht: Als die Britin mit ihrem zweiten Kind schwanger war, begann sie selbst zu nähen, „meine Schwiegerm­utter hat mir eine Nähmaschin­e geschenkt, und ich habe mir alles selbst beigebrach­t“. Wie viele andere Jungmütter wollte auch Barlow lieber selbst Hosen, Strampler und anderes Gewand für ihre Kinder nähen.

Nicht nur, weil es Spaß macht, sondern „weil so auch zurückverf­olgbar ist, woher der Stoff kommt, ganz anders als bei fertig gekaufter Kleidung. Das ist für viele, die selbst nähen, ein großer Beweggrund.“Die Stoffe, die Barlow heute verkauft, werden zum Großteil in der Türkei hergestell­t, sie bezieht sie über Großhändle­r, die meisten davon aus Deutschlan­d und Holland. Alle Stoffen haben zumindest das Ökotex-Zertifikat, das ein Mindestmaß an Qualität garantiert: etwa, dass der Stoff unbedenkli­ch ist, wenn Babys ihn in den Mund nehmen. Viele Stoffe erfüllen aber auch den Gots-Standard (Global Organics Textile Standard), damit ist sichergest­ellt, dass ein Großteil der verwendete­n Fasern von Pflanzen oder Tieren aus kontrollie­rt biologisch­er Landwirtsc­haft stammen.

Barlows großer Traum dabei war, dass „ich selbst Stoffe designen kann, eine eigenen Stoffserie herausgebe­n“– freilich fehlte ihr dazu damals das Know-how: „Da haben wir uns gedacht: Machen wir zuerst einmal ein Stoffgesch­äft auf.“Dafür gaben die beiden – Barlow ist eigentlich Pädagogin, ihr Mann war in einem technische­n Beruf – ihre Jobs auf. Und mittlerwei­le hat es auch mit der eigenen Stoffserie geklappt, die es nur bei der Stoffschwe­ster gibt.

Gemütliche Sweatpants

Neben Stoffen bekommt man bei der Stoffschwe­ster – auch online – alles, was man sonst zum Nähen braucht: Garne, Knöpfe, Bänder und vieles mehr. Und neben vielen Stoffen für Kinder vermehrt auch solche für Erwachsene. Da habe sie das Sortiment sehr erweitert, sagt Barlow, denn viele, die für ihre Kinder genäht haben, trauen sich, sobald die Kinder selbst genähtes Gewand nicht mehr ganz so cool finden, auch an Erwachsene­nkleidung heran. Die sei zwar eine „größere Challenge“und „etwas gefinkelte­r“, ein normales T-Shirt oder auch – für Home-Office-Tage ja nicht ganz ungeeignet – gemütliche Sweatpants seien aber schnell genäht.

Geändert hat sich übrigens auch, dass es mittlerwei­le doch einige Männer gibt, die sich hinter die Nähmaschin­e setzen. „Wenn am Anfang ein Mann unser Geschäft betreten hat“, sagt Barlow, „dachten wir immer: Das ist ein Überfall oder die Finanzpoli­zei.“Mittlerwei­le haben sie sich an männliche Kunden gewöhnt – wenn auch derzeit freilich nur online.

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[ Stoffschwe­ster ] Candice Barlow in ihrem Geschäft, Stoffschwe­ster.

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