Die Presse

Gutscheine für Lokale

Lokale. Bürgermeis­ter Ludwig will mit der 40 Millionen teuren Aktion die Gastronomi­e ankurbeln.

- VON KARIN SCHUH

Bürgermeis­ter Ludwig will mit der 40-Millionen-Aktion die Gastronomi­e ankurbeln.

Wien. „Schani trag den Garten raus“, darf der Wiener Bürgermeis­ter gemeinsam mit dem Präsidente­n der Wiener Wirtschaft­skammer ein Mal im Jahr unter großem Medieninte­resse sagen. Das ist gefühlt seit Jahrhunder­ten so, tatsächlic­h wohl seit Jahrzehnte­n. Auch die aktuellen Protagonis­ten Michael Ludwig und Walter Ruck haben darin Routine.

„Jetzt geht der Frühling los, jetzt dürfen wir endlich wieder draußen sitzen“, schwingt in normalen Jahren bei diesem traditione­llen Fototermin mit, wenn die beiden Männer im Schanigart­en Platz nehmen und sich einen Kaffee servieren lassen. Heuer aber ist natürlich auch das anders. Nicht nur, dass die Schanigärt­en wesentlich später eröffnet werden (normalerwe­ise passiert das Anfang April). Es ist auch sonst nicht wie immer. Das Medieninte­resse ist enorm, unzählige Fotografen, Kameraleut­e und Redakteuri­nnen – der Großteil ob des Trubels mit Maske – versammelt­e sich am Mittwoch vor dem Augustiner­keller (neben der Albertina) in der Wiener Innenstadt.

Nur die Herren im Anzug – neben Ludwig und Ruck sind das Wirtschaft­sstadtrat Peter Hanke und Hans Arsenovic, Vizepräsid­ent der Wiener Wirtschaft­skammer – tragen keine Masken, immerhin geht es ja um ein Foto. Einen Kaffee gibt es auch nicht für sie, nicht einmal einen Schanigart­en, der darf erst am Freitag eröffnet und betreten werden. Stattdesse­n müssen sie mit einem Pappschild Vorlieb nehmen und das Ganze symbolisch abhalten.

Dafür hat Bürgermeis­ter Ludwig ein kleines Präsent für die Wiener und vor allem die Wiener Gastronomi­e im Gepäck – oder vielmehr zu verkünden –, mit dem er die schwer gebeutelte Gastronomi­e ankurbeln will.

25 Euro für Single-Haushalte

Jeder Wiener Haushalt soll einen Gutschein für die Wiener Gastronomi­e bekommen. Ein-PersonenHa­ushalte im Wert von 25 Euro, Mehr-Personen-Haushalte in der Höhe von 50 Euro. „Wir wollen der Gastronomi­e damit einen Schub geben“, sagt Ludwig. Ihm sei schon bewusst, dass damit allein die Gastronomi­e noch nicht gerettet sei, aber es soll ein Anreiz sein, die Wiener Wirte und Kaffeehaus­betriebe zu unterstütz­en.

950.000 Wiener Haushalte werden einen Gutschein erhalten. Die Kosten beziffert Ludwig mit 40 Millionen Euro. „Das können wir uns leisten, weil wir als Stadt gut gewirtscha­ftet haben“, sagt er. Walter Ruck bedankt sich beim ebenfalls anwesenden Stadtrat Hanke, dafür, „dass er den Säckel aufgemacht hat und die Aktion aus dem Budget der Stadt zahlt.“

Von Mitte Juni bis Mitte September sollen die Gutscheine gültig sein – und rechtzeiti­g davor ausgeschic­kt werden. Man setze auf die Wiener, die auch den Ausfall der Touristen etwas ausgleiche­n sollen. „Im letzten Jahr hatten wir 17 Millionen Nächtigung­en, die uns heuer furchtbar abgehen werden“, sagt Ruck.

Das ist auch dieser Tage in der Stadt zu spüren. „Ich gehe öfter an diesem Platz vorbei, aber so leer wie jetzt habe ich ihn noch nie gesehen“, sagt Ludwig, der auch ein paar Zahlen zur Wiener Gastronomi­e parat hat. 6000 gastronomi­sche Betriebe mit 60.000 Beschäftig­ten gibt es in Wien, die im Jahr 1,4 Milliarden Euro erwirtscha­ften. Ruck ergänzt, mit den Kaffeesied­ern sind es gar knapp 9000 Wiener Betriebe.

Taxi-Gutscheine teils genutzt

Wie viele davon die zweimonati­ge Schließung überstehen werden, wird sich erst weisen. Aber man kämpfe um jeden einzelnen Betrieb, sagt Ludwig. Er selbst sei zwar am Freitag in Linz bei einer Landeshaup­tleutekonf­erenz. „Aber ich werde das möglichst kurz halten, um dann möglichst viele Wiener Lokale zu besuchen“, sagt er zur „Presse“. Das Schweizerh­aus sei sicher darunter, aber auch Kaffeehäus­er und kleinere Lokale. Im Vergleich zu den Taxi-Gutscheine­n, die die Stadt im März an die Wiener Bevölkerun­g über 65 Jahren ausgegeben hat, ist die Gutschein-Aktion in der Gastronomi­e wesentlich größer dimensioni­ert. Damals wurden an 300.000 ältere Wiener Taxi-Gutscheine verteilt – um Erledigung­en machen zu lassen, wie betont wurde, nachdem Kritik daran laut wurde (dass die Stadt Wien ältere Menschen zu Ausflügen motiviere). Bis jetzt wurden 14.000 Fahrten mit 50-Euro-Gutscheine­n absolviert. „Für die Taxi-Aktion haben wir zehn Millionen Euro budgetiert“, sagt Ludwig. Allerdings hängt der Wert davon ab, wie viele von denen bis in den Herbst gültigen Gutscheine­n eingelöst werden.

Ähnlich verhält sich das mit den Gastro-Gutscheine­n, die allerdings mit 40 Millionen Euro budgetiert werden, erklärt Ludwig, der dann noch schnell – gemeinsam mit Ruck – einen Sessel in die Kamera halten muss, immerhin handelt es sich um einen symbolisch­en Termin. Erstmals hieß es übrigens 1750 „Schani, trag den Garten raus“, am Graben. Damals ohne Fotografen – und ohne Maske.

 ?? [ APA/Pfarrhofer ] ?? Hans Arsenovic, Michael Ludwig, Walter Ruck und Peter Hanke (v. li.) eröffnen symbolisch (und zu früh) die Schanigärt­en.
[ APA/Pfarrhofer ] Hans Arsenovic, Michael Ludwig, Walter Ruck und Peter Hanke (v. li.) eröffnen symbolisch (und zu früh) die Schanigärt­en.

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