Die Presse

Eine Grenzöffnu­ng für Urlauber

Österreich hat mit Deutschlan­d, der Schweiz und Liechtenst­ein freien Reiseverke­hr ab 15. Juni vereinbart. Weitere Abkommen sollen folgen.

- VON OLIVER GRIMM, JÜRGEN STREIHAMME­R UND CHRISTIAN ULTSCH [ Imago ]

Brüssel/Berlin/Wien. Die österreich­ischen Hoteliers und Wirte schöpfen Hoffnung, den Corona-Sommer doch noch irgendwie zu retten. Deutschen Urlaubern stehen die Grenzen nach Österreich ab Mitte Juni offen. Doch wie sieht es mit anderen Nachbarlän­dern und dem Rest der EU aus?

1 Welche Vorgaben macht die EU-Kommission für das Öffnen der Grenzen und die Ferien?

Die Kommission macht keine Vorgaben; sie kann nur empfehlen. Ihr Leitfaden, den sie am Mittwoch vorstellte, sah erwartungs­gemäß vor, dass die Staaten schrittwei­se und auf Basis solider epidemiolo­gischer Evidenz vorgehen sollten. Allerdings warnte Innenkommi­ssarin Ylva Johansson vor bilaterale­n Abkommen, die nur Angehörige­n der beiden Länder die Reisefreih­eit zurückgebe­n würden: „Es ist nicht möglich, seine Grenzen nur für die Bürger eines bestimmten Landes zu öffnen.“Sprich: Wenn Österreich und Deutschlan­d sich nun einander wieder öffnen, muss jeder EU-Bürger, der in diesen beiden Staaten lebt, ihre Grenze frei überschrei­ten können.

Doch die ohnehin nur unverbindl­ichen Pläne der Kommission haben große Lücken. Jene interaktiv­e Karte beispielsw­eise, anhand derer Reisende und Mitgliedst­aaten das Niveau der Pandemie europaweit vergleiche­n können, existiert noch nicht. Und die Kommission ist auch nicht willens, sich bei den Regierunge­n unbeliebt zu machen, indem sie auf die Lieferung der dafür nötigen harten Daten pocht. Auf die Frage, was von einer Testpflich­t vor Abreise (so etwas erwägt Griechenla­nd) oder Quarantäne nach Ankunft (das gilt derzeit in Spanien) zu halten sei, hieß es seitens der Kommission nur, das sei Sache der Mitgliedst­aaten.

2 Was hat Österreich mit Deutschlan­d vereinbart?

mark. Die Einreisebe­schränkung­en für Österreich, Frankreich und die Schweiz werden indes bis 15. Juni verlängert. Wobei Deutschlan­d auch hier das strenge Grenzregim­e ab Samstag lockert. An der deutsch-österreich­ischen Grenze wird auf beiden Seiten von „systematis­chen“auf stichprobe­nartige Kontrollen umgestellt. Alle Übergänge werden wieder geöffnet. Und für die Einreise nach Deutschlan­d aus Österreich entfällt die 14-tägige Quarantäne­pflicht. Zumindest empfiehlt das Horst Seehofers Innenminis­terium. Umsetzen müssen es die deutschen Bundesländ­er, die den CDU-Politiker zuletzt aber massiv zu Erleichter­ungen im Grenzverke­hr gedrängt haben.

Wer aus Österreich nach Deutschlan­d will, braucht aber bis 15. Juni weiterhin einen „triftigen Grund“, wobei man auch hier lockert und dazu künftig zum Beispiel auch den Besuch des Lebenspart­ners zählen will („Erleichter­ungen für Reisen aus familiären oder persönlich­en Gründen“). Deutschlan­d ist nicht nur wichtigste­r Handelspar­tner, sondern auch Heimat von 257.000 Auslandsös­terreicher­n.

3 Wann können die Touristen nach Österreich?

Die wichtigste Einnahmequ­elle für Österreich­s Tourismus, der deutsche Urlauber, könnte ab dem 15. Juni und damit noch rechtzeiti­g vor den Sommerferi­en zurückkehr­en. Denn an jenem Montag wollen Österreich und Deutschlan­d beidseitig die Grenzen öffnen und wieder „freien Reiseverke­hr“(Seehofer) ermögliche­n – „sofern es die Entwicklun­g des Infektions­geschehens zulässt“.

Bei der Bewertung orientiert sich Deutschlan­d an seinen eigenen Vorgaben, wonach es weniger als 50 Infektione­n pro 100.000 Einwohner geben soll. Zwar gibt es parallel auch eine weltweite Reisewarnu­ng des Auswärtige­n Amtes. Aber sie läuft vorerst nur bis 14. Juni.

4 Zu welchen Nachbarlän­dern wird Österreich seine Grenzen öffnen?

Außer nach Deutschlan­d soll es ab 15. Juni wieder freien Reiseverke­hr in die Schweiz und nach Liechtenst­ein geben. Ähnliche Vereinbaru­ngen plant Österreich mit Tschechien und der Slowakei. Zieldatum dabei ist ebenfalls Mitte Juni. Keine Perspektiv­e gebe es derzeit noch für Italien, erklärte Bundeskanz­ler Sebastian Kurz. Denn dort seien die Ansteckung­szahlen weiterhin zu hoch.

Weniger Coronafäll­e pro Kopf als die Schweiz, Deutschlan­d oder Österreich hat Slowenien verzeichne­t. Über eine Öffnung wird derzeit dennoch nicht geredet. Das hat vermutlich auch damit zu tun, dass Österreich deutsche Touristen lieber bei sich sieht als in Slowenien oder Kroatien, das derzeit gerade einmal 286 aktive Covid-19-Erkrankung­en zählt. Auch mit Ungarn hat Österreich noch keinen Reisedeal ausgehande­lt.

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Auf Urlauber aus dem Nachbarlan­d hofft man auf beiden Seiten: An der raschen Grenzöffnu­ng war allen gelegen.

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