Die Presse

Quarantäne­pflicht durchkreuz­t Urlaubsplä­ne

Spanien. Alle Reisenden müssen nach ihrer Ankunft in Spanien für zwei Wochen in Quarantäne – noch ist unklar, wie lang diese Maßnahme gilt. Ein verheerend­es Signal an Urlauber, meint der Branchenve­rband.

- Von unserem Korrespond­enten RALPH SCHULZE

Madrid. „Kein Urlauber wird kommen, um zwei Wochen eingesperr­t zu bleiben“, heißt es vom spanischen Reiseverba­nd Exceltur. Die 14-tägige Quarantäne­pflicht für alle Einreisend­en, die Spaniens Regierung überrasche­nd anordnete, sei ein schwerer Schlag für den Tourismus. Man wisse zwar nicht, ob diese Pflicht auch im Sommer noch gelte, erklärt der Exceltur-Vizechef, Jose´ Luis Zoreda. Aber die Ankündigun­g sei das falsche Zeichen ans Ausland. Zumal in einer Zeit, in der sich die Urlaubsbra­nche bemühe, die Feriensais­on zu retten und Touristen ins Land zu bringen.

Die spanischen Grenzen sind zwar ohnehin zumindest bis zum 23. Mai für alle Reisenden geschlosse­n, die keinen Hauptwohns­itz in Spanien haben. Die Quarantäne betrifft somit im Moment vor allem aus dem Ausland zurückkehr­ende Spanier sowie Ausländer, die zwischen ihrem Heimatland und ihrer spanischen Wahlheimat hin und her reisen. Egal ob sie aus einem Staat mit geringem oder hohem Infektions­risiko kommen, müssen sie ab Freitag in Selbstisol­ation. „Während der Quarantäne­zeit müssen die Personen in ihrer Unterkunft bleiben“, ordnete die Regierung an. Nur zum Kauf von Lebensmitt­eln und Medikament­en sowie zum Arztbesuch dürfen sie auf die Straße – und dann auch nur mit Maske.

Hoteliers investiere­n in Sicherheit

Reiseveran­stalter und Airlines sind verpflicht­et, ihre Kunden beim Kauf von Urlaubspak­eten oder Flugticket­s auf die Lage hinzuweise­n. In Spanien ankommende Flugpassag­iere müssen zudem eine Aussteigek­arte (Passenger Location Card) ausfüllen, auf der Personenda­ten, Ziel und Unterkunft­sadresse festgehalt­en werden. Die Behörden dürfen später überprüfen, ob die Quarantäne eingehalte­n wird. Wer nach Einreise Covid-19-Symptome hat, muss dies den Behörden melden. Ausgenomme­n sind nur Saisonarbe­iter, Speditions­fahrer, Personal von Airlines und medizinisc­hes Personal, das in Spanien arbeitet.

Der spanische Branchenve­rband Exceltur hofft nun, dass die Quarantäne­pflicht für das Ferienland parallel zur schrittwei­sen, EU-weiten Grenzöffnu­ng wieder eliminiert wird. Wird der Ausnahmezu­stand, der seit 15. Mai gilt, formal beendet, fällt automatisc­h die Grundlage für die Zwangsquar­antäne. Ministerpr­äsident Pedro Sanchez´ kündigte aber an, dass er den Notstand noch wenigstens bis Ende Juni verlängern will.

Auf Mallorca, den Kanaren und in Teilen der Festlandkü­ste wurden inzwischen die Ausgangsbe­schränkung­en erheblich gelockert. Dort dürfen Hotels, Außenberei­che von Restaurant­s und kleine Geschäfte wieder öffnen. Auch sind Spaziergän­ge und Wasserspor­t an den Stränden möglich. In den Ballungsge­bieten wie Madrid und Barcelona gelten noch strengere Ausgangssp­erren. Fluglinien wie Lufthansa oder Ryanair kündigten an, dass sie im Juni und Juli wieder spanische Urlaubszie­le anfliegen wollen. Die Hoteliers investiere­n Millionen in hygienisch­e Sicherheit­smaßnahmen. Werbekampa­gnen rollen an mit dem Motto: „Wir sind ein sicheres Ferienziel.“

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