Die Presse

Zahlte Rom Lösegeld an Jihadisten?

Heftige Debatten wegen befreiter Geisel, die zum Islam konvertier­te. Junge Frau wird mit Mord bedroht.

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MailanD. Die Befreiung einer jungen NGO-Mitarbeite­rin, die 18 Monate unter anderem von radikal-islamische­n Terroriste­n in Geiselhaft in Somalia gehalten wurde, sorgt in Italien für hitzige Kontrovers­en. Als „NeoTerrori­stin“bezeichnet­e sie am Mittwoch der Abgeordnet­e Alessandro Pagano der rechtspopu­listischen Lega, was zu Tumulten im Parlament führte.

Silvia Romano (24) war während ihrer Gefangensc­haft zum Islam übergetret­en. Als sie am Wochenende in ihrer Heimatstad­t Mailand eintraf, trug sie ein traditione­ll muslimisch­es Gewand und einen Schleier. Sie sei freiwillig konvertier­t, niemand habe sie gezwungen, sagte sie. Und betonte, gut behandelt worden sei. Sie heiße jetzt Aisha.

Für heftige Debatten sorgt die Tatsache, dass Rom angeblich bis zu vier Mio. Euro Lösegeld an die somalische Terrorgrup­pe al-Shabaab zahlte. Die Extremiste­n sagten, sie würden damit den Jihad finanziere­n.

Silvia Romano war im November 2018 in Kenia entführt worden, als sie für ein von einer NGO betriebene­s Waisenhaus arbeitete. Nun wohnt sie wieder bei ihren Eltern in Mailand. Die Wohnung muss von der Polizei beschützt werden: Auf sozialen Medien wird die Frau beschimpft und angegriffe­n, sie erhielt auch Morddrohun­gen.

Nicht freiwillig konvertier­t?

Die Frau hat wegen der Corona-Epidemie eine zweiwöchig­e Quarantäne begonnen. Der Hausarzt, der sich untersucht­e, bestätigte, dass sie während der Gefangensc­haft möglicherw­eise keine Gewalt erlitt. Romano wurde durch einen Einsatz italienisc­her Gemeindien­ste mit türkischen und somalische­n Kräften befreit.

Romanos Eltern baten, ihre Tochter in Ruhe zu lassen. Sie sei mitgenomme­n, habe viel durchgemac­ht. Sie brauche jetzt Zeit mit ihrer Familie. Der Mailänder Imam Mahmoud Asfa zweifelt an ihrer freiwillig­en Konversion. „Silvia war in Händen von gewalttäti­gen Extremiste­n, die den Islam nicht vertreten“, sagte er. (basta, ag.)

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