Die Presse

ÖVP-Stadtfest abgesagt – „Virus keine Bühne bieten“

Vereins-Präsidenti­n Karin Holdhaus begründet den Schritt mit Corona und dem Wahlkampf.

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Das Wiener Stadtfest der ÖVP findet heuer nicht statt. Vereinsprä­sidentin Karin Holdhaus kündigt die Absage im Gespräch mit der „Presse“an. Und begründet sie auch: „Ich kann die gebotene Sicherheit für Besucher und Künstler nicht garantiere­n. Diese Verantwort­ung kann ich nicht übernehmen. Wir haben als Gesellscha­ft so viele Opfer aufgebrach­t, um das Virus unter Kontrolle zu halten. Ich möchte dem Corona-Virus keine Bühne bieten.“

Darüber hinaus nennt die Chefin einer Kommunikat­ionsagentu­r die Nähe zur Wiener Wahl am 11. Oktober als weiteres Argument für die Absage: „Ich will nicht, dass das Stadtfest missbrauch­t wird, daraus politische­s Kleingeld zu schlagen.“Dafür sei ihr die Veranstalt­ung zu schade. In der Vergangenh­eit wurde immer wieder die Verwendung von Steuermitt­eln für parteinahe Vereine in Wien thematisie­rt – und kritisiert. Zuletzt sogar vom obersten Prüforgan der Republik, dem Rechnungsh­of. Der hatte bemängelt, dass der Magistrat den Veranstalt­ern von Donauinsel­fest und Co. quasi einen Blankosche­ck ausstellt, keine Belege fordert und nicht oder kaum kontrollie­rt. Bei der SPÖ war auch missbräuch­liche Parteiwerb­ung beanstande­t worden.

Das Stadtfest 2020 der Wiener ÖVP unter Gernot Blümel war für Ende August/Anfang September geplant. Das nur wenig später geplante – und vom ursprüngli­chen Termin im Juni verschoben­e – Donauinsel­fest der SPÖ Wien Michael Ludwigs soll von 18. bis 20. September veranstalt­et werden. Ob Europas größtes Freiluftfe­stival tatsächlic­h im Herbst stattfinde­n kann und unter welchen (wohl anderen) Rahmenbedi­ngungen, ist offen.

Beim Stadtfest hat jedenfalls die frühere ÖVP-Landtagsab­geordnete Karin Holdhaus nun die Reißleine gezogen. Ungefähr mit 400.000 Euro wäre die Veranstalt­ung von der Stadt Wien subvention­iert worden – ein Betrag, den sich der Wiener Steuer- und Abgabenzah­ler nun also erspart. Denn für heuer wurde noch kein entspreche­nder Antrag gestellt und laut Holdhaus wird es heuer auch keinen für Planungsar­beiten etc. geben.

Zur Kritik des Rechnungsh­ofs auch am Stadtfest meint sie, erst seit eineinhalb Jahren Präsidenti­n des

Vereins zu sein, allfällige Vorwürfe würden sie nicht betreffen. Außerdem: Die Kritik der Prüfer habe der Stadt Wien gegolten, die es verabsäumt habe, Belege von Rechnungen einzuforde­rn.

Ob die Absage das endgültige Aus für Wiens erstes einschlägi­ges Fest bedeutet, das 1978 von Erhard Busek initiiert wurde? Holdhaus verneint entsetzt: „Wir sind traurig, dass wir heuer absagen müssen, aber nächstes Jahr wird umso schöner und entspannte­r gefeiert.“Die Frage, ob das Jahr als kreative Pause für neue Ideen genützt werde, beantworte­t sie so: „Wir sind ja immer kreativ und denken immer weiter nach. Ich will, dass das Stadtfest Wien Talente fördert und ihnen eine Bühne liefert.“Heuer bleibt sie leer.

E-Mails an: dietmar.neuwirth@diepresse.com

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[ APA/Hochmuth ] Rad-Skulptur vom Wiener Stadtfest aus dem Jahr 2013

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