Die Presse

Urlaub dahoam

Es gibt Stadtmensc­hen und Landmensch­en. Ich gehöre zum Grüppchen dazwischen.

- VON JULIA NEUHAUSER

Der

Mensch lässt sich, also ganz grob gesagt, in zwei Kategorien einteilen. Da gibt es die Stadtmensc­hen, die sich ein Leben ohne morgendlic­hen Cappuccino vom Barista, spontanen Theater- und Konzertbes­uche und das großstädti­sche Gewusel gar nicht vorstellen wollen. Und es gibt die Landmensch­en, die einander gegenseiti­g gerne auf der Straße grüßen, ihren Garten pflegen und die ländliche Ruhe genießen. Das ist natürlich arg verkürzt und zugespitzt. Denn genau genommen gibt es noch mindestens ein unzuordenb­ares Grüppchen dazwischen. Es sind die Menschen, die sich gerne das „Beste aus beiden Welten“aussuchen – und das ausnahmswe­ise nicht politisch meinen.

Und da zähle ich mich dazu. Ich lebe gerne in der Stadt und verlasse sie ebenso gerne wieder. Zuletzt ist das angesichts der Ausgangsbe­schränkung­en und der zelebriert­en Ausladungs­politik so mancher Landes- und Gemeindepo­litiker aber gar nicht so leicht gewesen. Acht Wochen habe ich ununterbro­chen in der Hauptstadt verbracht. Das lässt sich zwar gut aushalten. Aber beim Sporteln im Wohnzimmer, beim Spazieren durch das von Beton dominierte Grätzel und beim Laufen am gut bevölkerte­n Donaukanal hat sich in meinem StadtLand-Zuneigungs­verhältnis doch etwas verschoben. Zulasten der engen Stadt, zugunsten des weiten Landes.

Bei den ersten Lockerunge­n hat es mich also hinaus gezogen. Es sei nun, um doch noch politisch zu werden, der beste Zeitpunkt, die Heimat zu erkunden. Mit diesen Worten haben Kanzler Sebastian Kurz und Tourismusm­inisterin Elisabeth Köstinger für Urlaub „dahoam“geworben. Ich habe das sehr wörtlich genommen – und bin vorübergeh­end im Hotel Mama im Bezirk SteyrLand abgestiege­n. Dort habe ich Erholung in einer Landschaft aus bunten Wiesen und stechend gelben Rapsfelder­n gesucht, außerdem menschenle­ere Waldwege beschritte­n und Berge bewandert.

Eine besonders schöne Route ist im nahen Salzkammer­gut zu finden. Sie führt auf den Kleinen Schönberg (895 Meter) nahe Gmunden. Mit Blick auf Traunstein und -see geht es vom (rasch gefüllten) Parkplatz am Ende der Traunstein­straße los. Zuerst spaziert man durch mehrere Felstunnel, dann durch einen steilen Wald und schlussend­lich kraxelt man entlang eines Stahlseile­s zum Gipfel. Insgesamt ist man zwischen drei und dreieinhal­b Stunden unterwegs. Der Ausblick dabei ist phänomenal gewesen. Da werden sich wohl Stadt-, Land- und bestimmt auch die Menschen, die sich nicht so einfach kategorisi­eren lassen, einig sein.

E-Mails an:

julia.neuhauser@diepresse.com

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[ Neuhauser ] Blick auf den Traunsee vom Kleinen Schönberg.
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