Die Presse

Pizza statt party im Volksgarte­n

Fernsehkoc­h Alexander Kumptner wirft im Gastgarten der Säulenhall­e den Pizzaofen an. Das Everybody’s Darling in den Tuchlauben muss indes warten.

- VON TERESA SCHAUR-WÜNSCH

lexander Kumptner sitzt im Garten und hat schon einmal den Duft von Holzkohle in der Nase. Der Pizzaofen kommt zwar erst, aber, sagt er, „wir müssen üben“. Deshalb haben er und sein Team sich schon einmal einen anderen ausgeliehe­n. Der steht auf einem Pinzgauer nun im Gastgarten der Volksgarte­n Säulenhall­e und wurde am Mittwoch Vormittag zum ersten Mal befeuert.

Eigentlich wollte Kumptner, Fernsehkoc­h mit Vergangenh­eit bei Werner Matt und Reinhard Gerer, mit seinem Freund und Partner Ali Pasha Ilkhanipou­r vom Volksgarte­n-Club ja in absehbarer Zeit endlich das gemeinsame „Everybody’s Darling“aufsperren. In den Tuchlauben an der Ecke zur Landskrong­asse gelegen, ist das „Darling“als Tagesbar geplant, wobei man das Wort „Tag“großzügig auslegt. Vormittags gibt es Kaffee und Patisserie, ab Mittag soll man „wie in Barcelona“unkomplizi­ert etwas zu essen kriegen, gern auch zur Besprechun­g, während nebenan vielleicht schon eine Feierabend­runde sitzt, die, „wie in Kleinod oder Robertos“, bis zwei Uhr morgens bleiben kann.

Einen hinteren Raum habe man nun auch noch dazu bekommen. Dort soll es Fine Dining geben, 16 Sitzplätze, ein Menü, „als würde ich privat für Euch kochen“. Nun ist der ursprüngli­ch für April geplanten Neueröffnu­ng allerdings das Virus dazwischen gekommen. Derzeit fehlen etwa noch die Stühle aus Italien, „da hebt nicht einmal jemand ab“.

So habe man sich angesichts der allgemeine­n Lage, erinnert sich Kumptner, im Volksgarte­n sitzend „in einen Strudel reingerede­t, es war, Entschuldi­gung, dass ich das sage, alles Oasch.“Auch, „zum ersten Mal in unseren Breitengra­den das Gefühl zu haben, nicht frei zu sein.“Und ja, natürlich sei das Jammern auf hohem Niveau. Doch dann, erzählt Kumptner, habe die Truppe die Türen zum Volksgarte­n aufgemacht, und dort die eigenen Tischerln „mit dem perfekten Abstand“gesehen, dazu im Hintergrun­d das Rathaus, „einfach unglaublic­h.“So sei, vor gerade einmal eineinhalb Wochen, die Idee für das sommerlich­e Pop-Up entstanden: „Wenn wir nicht nach Italien fahren können, holen wir Italien her.“Zumal Volksgarte­nbetreiber Wolfgang Böhm eh noch nicht weiß, wann und wie der Clubbetrie­b wieder möglich sein wird.

Eine Prise Italo-Kitsch

Willkommen sei man hier ab Juni, im Business- wie im Jogginganz­ug, „man soll sich einfach wohlfühlen und auf andere Gedanken kommen“. Bei ihm selbst funktionie­re das immer so. „Wenn mir alles zu viel wird, geh ich in den Park und setz mich auf ein Bankerl.“Es sei ihm bewusst, sagt Kumptner, dass aufgrund der wirtschaft­lichen Situation derzeit große Anspannung auf den Österreich­er laste. „Wie können wir ein bisschen Glück erzeugen? Mit Pizza, Holzgeruch und Adriano Celentano.“Das bisschen „Neunziger-Kitsch“werde mit Augenzwink­ern serviert. „Musik, die jeder gerne hört – aber keiner gibt es zu.“

Dass gute Pizza hingegen keine triviale Sache ist, das ist auch ihm klar. „Ich befinde mich gerade in einer zweiten Ausbildung“, scherzt er. Er wisse auch, dass Köche eines gewissen Niveaus gern alles technisch perfekt machen wollen – oft auf Kosten der Emotion. Auf einer berufliche­n Schiffsrei­se mit Johann Lafer im letzten Sommer, erzählt er, habe man übrigens auch in Neapel angelegt. „Das ist Minimalism­us hoch zehn.“

Auch er will sich nun bei Belag und Angebot zurückhalt­en und „Klassiker gut auf den Teller bringen“– mit selbstgema­chter Polpa, darauf etwa ein wenig Stracciate­lla der Burrata, Olivenöl und Pfeffer. Jede Pizza selbst in den Ofen schieben wird er allerdings nicht. Gerade hat Kumptner die Reisegeneh­migung erhalten, um in Deutschlan­d das „größte Format“zu drehen, das er bisher gemacht habe. „Super spannend“, nur verraten dürfe er noch nichts. Zuvor hatte er, der in Deutschlan­d mit der ZDF-„Küchenschl­acht“bekannt wurde, mit seinem zweiten Kochbuch Glück gehabt – und vor dem Lockdown noch seine PRTour absolviert.

In Wien heißt die Devise nun jedenfalls „Pizza senza Danza“. Der Name sei so dämlich, „dass es schon wieder gut ist.“Und sollte das Tanzen wieder erlaubt werden, werde aus dem „senza“einfach ein „con“.

 ?? [ Sergiu Andres ] ?? Vier im Volksgarte­n: Koch Alexander Kumptner (r.) mit Philipp Schwarzend­orfer, Ali Pasha Ilkhanipou­r und Michael Böhm (v. l.)
[ Sergiu Andres ] Vier im Volksgarte­n: Koch Alexander Kumptner (r.) mit Philipp Schwarzend­orfer, Ali Pasha Ilkhanipou­r und Michael Böhm (v. l.)

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