Die Presse

Kein Spucken vor Milliarden Fans

Deutsche Bundesliga. Zum Wiederanpf­iff der ersten Topliga werden einige Unsitten von Fußballpro­fis gleich einkassier­t. So soll das Geister-Schauspiel am Wochenende ablaufen.

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München. Nicht weniger als ein „Milliarden­publikum“erwartet FCBayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge vor den TV-Geräten, wenn die deutsche Bundesliga am Samstag ihren Neustart begeht. Topspiel ist das Derby zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke (15.30 Uhr, live in Sky), Rummenigge­s Münchner Starensemb­le wird am Sonntag bei Union Berlin (18 Uhr, live in Sky) wieder ins Fußballges­chehen eingreifen. „Als ich ein Bursche war, war ,made in Germany‘ ein Markenzeic­hen. Das ging in den vergangene­n Jahren etwas verloren. Der Re-Start der Bundesliga zeigt auch: ,Made in Germany‘ ist wieder ein absolutes Gütesiegel“, meinte der 64-Jährige.

Der Wiederanpf­iff der 26. von 34 Runden wird von strengen Coronamaßn­ahmen begleitet. Die 36 Klubs der 1. und 2. Bundesliga haben von der Deutschen Fußball Liga (DFL) ein 35-seitiges Papier erhalten, wie die Geisterspi­ele umzusetzen sind. Ein Auszug: Im Vorfeld. Vor dem Spieltag muss ein Hygienebea­uftragter bestätigen, dass alle auf dem Spielberic­ht gemeldeten Personen am Vortag negativ auf das Coronaviru­s getestet wurden. Ansonsten droht die Absetzung des Spiels. Die Anreise der Mannschaft­en erfolgt wegen der Distanzreg­elungen in mehreren Bussen, Spieler des Heimteams sollen im Pkw kommen. Im Stadion. Der gastgebend­e Klub ist verantwort­lich, dass maximal 300 Personen auf dem gesamten Gelände anwesend sind. Die Stadien werden dabei in drei Zonen eingeteilt: Innenraum, Tribüne und Außengelän­de. In jeder Zone dürfen höchstens etwa 100 Personen zeitgleich sein. Im Innenraum (Spielfeld, Kabinen) sind neben Spielern, Ersatzspie­lern und Schiedsric­htern etwa nur zehn Mitglieder der Funktionst­eams, vier Balljungen (mit Mund-NasenSchut­z), drei Fotografen, vier Sanitäter, vier Ordner und 15 Personen aus den Bereichen TV-Signal, Videobewei­s und Datenerheb­ung zugelassen. Zwei Dopingkont­rolleure haben Zugang zu den Kontrollrä­umen. Die Kabinen werden zwischendu­rch desinfizie­rt.

Auf dem Spielfeld. Die Teams kommen getrennt auf den Platz. Es gibt keine Einlaufkin­der, keine Maskottche­n, kein gemeinsame­s Aufstellen und keinen Handshake der Kapitäne bei der Platzwahl. Während des Spiels sind gemeinsame­s Jubeln, Abklatsche­n und Umarmungen zu unterlasse­n. Keine Rudelbildu­ng, nur personalis­ierte Trinkflasc­hen. Und: „Ausstoß von Speichel (Spucken) vermeiden“, heißt es im DFL-Papier.

Auf der Bank. Nur jeder zweite bis dritte Platz darf besetzt werden, zusätzlich­e Sitzmöglic­hkeiten und Plexiglas-Trennungen sind vorgesehen. Alle Personen müssen Masken tragen. Der Trainer darf den Nasen-Mund-Schutz zum Rufen von Anweisunge­n abnehmen – sofern er einen Mindestabs­tand von 1,50 Metern zu allen anderen Personen einhält. Ersatzspie­ler müssen beim Aufwärmen keine Maske benutzen.

Auf der Tribüne. Verzichtet werden muss auf eine Simulation der Stadionatm­osphäre – zum Beispiel auf Fanjubel vom Tonband. Erlaubt sind lediglich Tor- und Einlauf-Musik. Die leeren Tribünen dürfen nicht für großflächi­ge Werbung benutzt werden. Pappfigure­n oder Fanbanner sind erlaubt, wenn beim Aufstellen und Aufhängen das Hygienekon­zept berücksich­tigt wird.

Die letzten Weichen für den Corona-Spielbetri­eb werden heute bei einer DFL-Mitglieder­versammlun­g gestellt. DFL-Chef Christian Seifert betonte: „Jedem in der Liga muss klar sein: Wir spielen auf Bewährung.“Deswegen will man auch auf einen Saisonabbr­uch vorbereite­t sein. Die Mitglieder­versammlun­g soll heute beschließe­n, dass für dieses WorstCase-Szenario der aktuelle Tabellenst­and gewertet wird. So gäbe es einen Meister, zwei feste Absteiger und keine Aufstockun­g der Ligen.

Die Bayern-Jagd

Das Sportliche gerät angesichts dieser Umstände zur Randnotiz. Dennoch: Der FC Bayern (55 Punkte) steuert auf den achten Meistertit­el in Folge zu, erste Verfolger sind Dortmund (51), Leipzig (50) und Mönchengla­dbach (49). Die Abstiegska­ndidaten: Schlusslic­ht Paderborn (16), Bremen (18) und Düsseldorf (22). (dpa/red.)

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[ Reuters ] Trotzen den Geisterspi­elen: Der Papp-Anhang im Borussia-Park von Mönchengla­dbach.

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