Lauda: Zeichen stehen auf Schließung
Luftfahrt. In einer Woche läuft das Ultimatum von Ryanair ab. Gibt es keinen neuen Kollektivvertrag, soll Laudamotion Geschichte sein. Auch bei der AUA wird der KV zum Thema werden.
Wien. Es war ein deutlicher Brief, den die Laudamotion-Geschäftsführung Ende April an ihre eigenen Mitarbeiter versandte: Wenn bis zum 21. Mai kein neuer, billigerer Kollektivvertrag vereinbart wird, dann werde man die AirbusBasis in Wien schließen. „Die Schließung würde den Verlust sämtlicher Airbus-Jobs in Wien bedeuten“, hieß es weiter. Da Laudamotion nur Airbus betreibt (in Wien sind auch einige RyanairBoeings stationiert), wäre das de facto das Aus für das gesamte Unternehmen – und die 550 damit verbundenen Jobs.
Eine Woche vor Auslaufen dieses Ultimatums sieht es nicht danach aus, dass eine Lösung gefunden werden kann. So gab es bisher noch keinen einzigen Verhandlungstermin zwischen den Kollektivvertragsparteien – der Gewerkschaft Vida und der Wirtschaftskammer. Das Problem ist dabei aber natürlich nicht, einen Termin zu finden, sondern die grundsätzlich verschiedenen Positionen.
Eine Branche, viele KVs
Die Gewerkschaft will nämlich, dass die Verhandlungen gleich für einen Branchenkollektivvertrag genützt werden. Derzeit gibt es drei separate KVs – einen für die AUA, einen für Laudamotion und einen für Eurowings. Fluglinien wie Wizzair entlohnen ihre Mitarbeiter in Wien meist nach ausländischen Verträgen. Künftig soll es nach Wunsch der Gewerkschaft hier eine gemeinsame Basis geben.
Das wird von der Arbeitgeberseite jedoch abgelehnt. Ein Branchenkollektivvertrag würde sich nämlich wohl am teureren AUAKV orientieren. Für die anderen Fluglinien würde das nur eine Reduktion der Wettbewerbsfähigkeit bedeuten. Und das würde in weiterer Folge dazu führen, dass die Jobs hierzulande gestrichen und die Flüge von im Ausland stationierten Flugzeugen mit deren Crews durchgeführt werden. Das ist ja auch der Plan bei Ryanair. So will sich die Billigfluglinie nicht aus Wien zurückziehen, die Flüge künftig aber vom Ausland aus durchführen.
„Ich verstehe die Sorgen der Mitarbeiter um ihre Jobs. Aber das ist das schäbige Spiel, das Ryanair hier treibt. Das heißt aber nicht, dass man sich als Sozialpartner seiner volkswirtschaftlichen Verantwortung entziehen kann. Das gilt auch für die Wirtschaftskammer“, sagt Daniel Liebhart, Fachbereichsvorsitzender für Luftfahrt bei der Vida, zur „Presse“. Es müsse möglich sein, von Vollzeitarbeit leben zu können. Basisgehälter bei jungen Flugbegleiterinnen lägen oft nur bei 1000 Euro brutto. Mit Flugzulagen ergibt sich dann ein Gehalt von etwa 1750 Euro brutto.
Aus ist „höchstwahrscheinlich“
Eine Einigung auf einen neuen KV innerhalb der nächsten sieben Tage gilt als ausgeschlossen. Die Frage ist also, ob das Ultimatum bei Laudamotion auch wirklich endgültig ist. Eine Anfrage der „Presse“bei dem Unternehmen blieb unbeantwortet. Der erst Anfang April von Ryanair zu Laudamotion gekommene Vorstandsvorsitzende David O’Brien erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur DPA jedoch jüngst, dass die Schließung von Laudamotion höchstwahrscheinlich sei.
Das Thema Branchenkollektivvertrag hat aber nicht nur für Laudamotion Bedeutung. Auch bei der AUA ist es ein Thema. Denn auch hier müssen die vom Management geforderten und mit dem Betriebsrat in Verhandlung befindlichen Einsparungen schlussendlich in den Kollektivvertrag übernommen werden. Und auch hier gibt es den Wunsch der Gewerkschaft, dass dies gleich zu einer Lösung für die gesamte Branche führt.
Das sei jedoch ebenfalls unrealistisch, heißt es auf Arbeitgeberseite. Wichtig wäre es vielmehr, den KV der AUA, der durch die Übernahmen von Lauda Air und Tyrolean Airways viel zu komplex sei, zu vereinfachen und zu verschlanken. Sonst würden die Probleme der AUA auch in Zukunft bestehen bleiben.