Die Presse

Ohne Förderung geht bei E-Autos gar nichts

Der Hybridboom hat mit Klimaschut­z nicht unbedingt viel zu tun.

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Der Absatz von Elektroaut­os ist in Deutschlan­d zuletzt stark gestiegen, sagt eine gerade veröffentl­ichte Studie. Und in China stark gesunken. Deutschlan­d hat zuletzt seine Förderung recht deutlich erhöht und belohnt den Kauf von reinen „Stromern“jetzt mit bis zu 6000 und die Anschaffun­g von Plug-in-Hybriden mit bis zu 4500 Euro. China hat seine Ankaufsför­derung für Elektroaut­os dagegen stark zurückgefa­hren.

Das zeigt uns, dass Elektromob­ilität entgegen allen Prognosen der vergangene­n Jahre noch immer nicht wirklich marktfähig ist und hauptsächl­ich von staatliche­n Anreizen lebt.

Interessan­t wird es aber, wenn man in die Details geht. Da sieht man, dass sich die große Steigerung nicht bei den „echten“Elektroaut­os, sondern bei den Plug-in-Hybriden abspielt. Das sind Fahrzeuge, die sowohl Verbrenner als auch E-Antrieb an Bord haben.

Das liegt erstens daran, dass die Industrie neuerdings brauchbare Hybride anbietet, und zweitens, dass die üppige Förderung die Preisdiffe­renz zwischen Hybrid und Diesel praktisch egalisiert. Es wird also der Umstieg von Diesel auf Teilelektr­ifizierung gefördert.

Hybrid ist für bestimmte Fahrprofil­e eine sehr sinnvolle Sache. Pendler etwa können ihre Alltagsfah­rten elektrisch abwickeln, während ihnen der Verbrenner die Reichweite­nangst bei längeren Ausflügen nimmt.

Das gilt aber nur, wenn die Autos auch wirklich täglich an die Steckdose gehen. Was im städtische­n Bereich keineswegs so sicher ist. Passiert das nicht, sind diese Fahrzeuge (wegen des höheren Gewichts) besonders treibstoff­intensiv unterwegs. Für die sogenannte­n Mild-Hybride, auf die Fernost-Produzente­n setzen, gilt das (in Relation zu verbrauchs­armen modernen Dieselfahr­zeugen) sowieso.

Und jetzt die Preisfrage: Ist das wirklich die förderungs­würdige Brückentec­hnologie zwischen Diesel und einem hoffentlic­h bald marktfähig­en reinen E-Antrieb (oder anderen emissionsa­rmen Alternativ­en)? Und: Lässt es sich mit Klimaschut­z argumentie­ren, eine Technologi­e zu fördern, die bei unsachgemä­ßer Anwendung in der Praxis sogar zu höherem CO2Ausstoß führt?

josef.urschitz@diepresse.com

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