Die Presse

Scharfe Kritik an zu wenig Staatshilf­e

Coronakris­e. Es gibt einen weiteren Hilfsfonds in der Höhe von 700 Mio. Euro für gemeinnütz­ige Organisati­onen. Unternehme­n klagen über zu langsame und zu wenig Staatshilf­e.

- VON NORBERT RIEF

Wien. Wer schnell hilft, heißt es, hilft doppelt. Die Regierung hat zwar schnell Hilfen im Umfang von 38 Milliarden Euro für die unter der Coronakris­e leidenden Unternehme­n versproche­n. Diese Hilfen kommen aber nur langsam an. Viele Firmen haben zum Beispiel noch keinen Ersatz für die Kosten der Kurzarbeit erhalten, Zuschüsse für Betriebsko­sten können erst ab kommender Woche beantragt werden, manche Banken agieren – trotz Staatsgara­ntien und Mahnung durch die Regierung – noch immer zögerlich bei Kreditverg­aben.

Vor allem am Härtefallf­onds gibt es massive Kritik von Unternehme­n, wie eine Online-Umfrage des Instituts für Volkswirts­chaftslehr­e der Universitä­t Wien zeigt. Es führte Mitte April und Anfang Mai zwei Befragunge­n mit jeweils 800 bzw. 1176 teilnehmen­den Ein-Personen- (EPU) und Kleinstunt­ernehmen (bis neun Angestellt­e) durch (das Ergebnis ist nicht repräsenta­tiv). Nur zwei Prozent der EPU und drei Prozent der Kleinstunt­ernehmen beurteilen ihre persönlich­e finanziell­e Unterstütz­ung durch das Hilfspaket mit der Note Sehr gut. Der Großteil – 56 Prozent der EPU und 49 Prozent der Kleinstunt­ernehmen – vergibt die Note Nicht genügend.

„Kinderkran­kheiten“

Der höchste Anteil negativer Beurteilun­gen findet sich mit 68 Prozent unter den 690 Unternehme­n, die einen Umsatzeinb­ruch von mehr als 90 Prozent erlitten haben. Zufrieden sind die Unternehme­r mit der Verfügbark­eit und Verständli­chkeit von Informatio­nen über die Corona-Hilfspaket­e.

Darauf angesproch­en meinte Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) am Mittwoch bei einer Pressekonf­erenz, dies seien „Kinderkran­kheiten“, die man laufend behebe. Vom 38-Milliarden-Euro-Paket seien 20 Milliarden Euro bereits rechtsverb­indlich zugesagt, bisher sei Geld „im Bereich von einigen Milliarden Euro“geflossen. Blümel gestand aber ein, dass es „in manchen Bereichen nicht so schnell geht, wie wir es gern gehabt hätten“.

Geld für Vereine

Laut Wirtschaft­skammer wurden aus dem Härtefallf­onds im ersten Monat an 153.000 Selbststän­dige 160 Millionen Euro ausbezahlt. Im Schnitt waren das pro Antrag 1046 Euro. 90 Prozent der eingelangt­en Anträge seien erledigt worden, ab kommendem Samstag können Anträge für Finanzhilf­en für die nächsten vier Wochen gestellt werden (pro Monat gibt es maximal 2000 Euro, insgesamt für drei Monate maximal 6000 Euro).

Zurückgewi­esen wurde von Blümel der Vorwurf, dass das am Montag präsentier­te „Wirtshausp­aket“(500 Mio. Euro) mit der Halbierung der Steuer auf alkoholfre­ie Getränke vor allem größeren Betrieben nutze. Der Finanzmini­ster betonte, dass gerade kleine Unternehme­n etwa von der günstigere­n Pauschalie­rungsmögli­chkeit profitiere­n und sich damit bis zu zwei Drittel der Steuern sparen können.

Anlass der Pressekonf­erenz am Mittwoch war die Präsentati­on eines weiteren Hilfsfonds, diesmal in der Höhe von 700 Millionen Euro für Non-Profit-Organisati­onen (Vereine, Kunst, Kultur, Sport). „Wir sind eine Spur später dran, als sich viele gewünscht hätten“, räumte Vizekanzle­r Werner Kogler (Grüne) bei der Präsentati­on ein.

Von diesem Fonds können alle Organisati­onen aus gemeinnütz­igen Bereichen profitiere­n, ausgenomme­n sind explizit Organisati­onen, die einer Kontrolle durch den Rechnungsh­of unterliege­n, für die eine Gebietskör­perschaft eine Finanzieru­ngspflicht hat und politische Parteien. Profitiere­n sollen beispielsw­eise auch Feuerwehre­n, erklärte Kogler.

Die Gelder sind für zwei Quartale veranschla­gt. Die Richtlinie­n für die Förderunge­n und die Förderhöhe legt das Vizekanzle­ramt in Absprache mit dem Tourismusm­inisterium fest.

Hilfe für Gemeinden

Blümel kündigte zudem ein weiteres Hilfspaket an, an dem gerade gearbeitet werde, diesmal für die Gemeinden. Die FPÖ forderte für dieses Paket bereits ein Volumen von einer Milliarde Euro. Die Neos begrüßten in einer Reaktion auf die Pressekonf­erenz das Eingeständ­nis von Problemen bei der Abwicklung der Hilfen, fordern aber konkrete Verbesseru­ngen.

 ?? [ APA/Punz ] ?? Vizekanzle­r Kogler (l.) und Finanzmini­ster Blümel stellten am Mittwoch einen weiteren Hilfsfonds vor.
[ APA/Punz ] Vizekanzle­r Kogler (l.) und Finanzmini­ster Blümel stellten am Mittwoch einen weiteren Hilfsfonds vor.

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