Chiphersteller AMS schließt Bezugsrechte aus
Kapitalerhöhung. Beim Kauf der Wandelanleihe sind Privatanleger de facto ausgeschlossen. Die Aktie stürzt ab.
Wien. Seit eineinhalb Jahren greift der steirische Chiphersteller AMS nach dem deutschen Lichtkonzern Osram. AMS-Chef Alexander Everke träumt von einem „europäischen Champion“. Doch bis der Traum Wirklichkeit wird, müssen noch einige Hürden genommen werden.
Zunächst einmal muss mehr Geld her. Mit einem Gebot von mehr als vier Milliarden Euro hatten sich die Steirer im vergangenen Jahr gegen mehrere Hedgefonds durchgesetzt und 68 Prozent an Osram erworben. Finanziert wurde die Übernahme zum großen Teil mit Bankkrediten.
Bezugsrecht schützt Aktionäre
Um den Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag abzuschließen, muss AMS den verbliebenen Osram-Aktionären ein milliardenschweres Abfindungsangebot machen. Dafür will Everke eine Anleihe von über 2,8 Milliarden Euro platzieren. Damit das möglichst zügig über die Bühne geht, will er die Bezugsrechte ausschließen, geht aus den Beschlussvorschlägen für die Hauptversammlung am 3. Juni hervor, die der
„Presse“vorliegen.
Normalerweise sorgt das Bezugsrecht dafür, dass Altaktionäre bei einer Kapitalerhöhung ihren Stimmrechtsanteil behalten und bei ihrem Vermögen nicht schlechter gestellt werden. Somit können Aktionäre entweder entsprechend ihrem Bezugsrecht Wandelanleihen beziehen oder ihre Bezugsrechte verkaufen. Dafür müsste ein Prospekt veröffentlicht und eine zweiwöchige Bezugsfrist eingeräumt werden. Diesen Aufwand will Everke vermeiden. Ohne Bezugsrechte kann die Wandelanleihe innerhalb von wenigen Stunden bei institutionellen Anlegern platziert werden.
„Damit sind Privatanleger de facto vom Kauf ausgeschlossen“, sagt IVA-Aktionärsschützer Wilhelm Rasinger zur „Presse“. Das sei „schade“. Denn Wandelanleihen bieten eine Fixverzinsung aber auch die Option, die Anleihe in Aktien des Emittenten umzuwandeln. Aufgrund des administrativen Aufwands sei es unüblich geworden, Bezugsrechte walten zu lassen, erklärt Rasinger.
Der Ausschluss sei „angemessen und notwendig“, heißt es in dem Dokument. Vor allem die Bankschulden sollen damit refinanziert werden. Den Löwenanteil des Brückenkredits gaben HSBC und UBS. Auch Erste Group, Commerzbank und Deutsche Bank sind beteiligt.
Black Rock erhöht AMS-Anteil
Nun wird auf einen „hohen Wandlungskurs“gehofft. Das könnte im aktuellen Marktumfeld äußerst schwierig werden. Schon die laufenden AMS-Anleihen zeigten sich seit März auf Sinkflug. Auch die Aktie fiel am Dienstag um acht Prozent.
Außerdem will AMS „neue Anlegerkreise“erschließen. Keine schlechte Idee. Bisher gibt es neben Schroders keinen europäischen Kerninvestor beim „europäischen Champion“. Erst in der vergangenen Woche erhöhte der US-Fonds Black Rock seine Beteiligung. Der zweite Ankeraktionär Temasek kommt aus Singapur.