Schichtbetrieb und Trennwände
Allmählich kehren die Mitarbeiter aus dem Home-Office wieder ins Büro zurück. Diese werden den Sicherheitsvorschriften entsprechend vorbereitet.
In vielen Büroräumlichkeiten heimischer Unternehmen und Institutionen herrscht dieser Tage Großbetrieb, um sie auf die Rückkehr der Mitarbeiter vorzubereiten. Eine Herausforderung, die für Arbeitgeber nicht gerade einfach ist. Tische müssen umgruppiert und Besprechungsräume adaptiert werden, auch Sanitärräume, Lifte, Allgemeinflächen und Kantinen müssen vorbereitet werden. „Die entsprechende Beratung ist derzeit bei uns ein großes Thema“, sagt Andreas Gnesda von Teamgnesda, der jedem Unternehmen zu klaren Regeln rät. Eine der Hauptaufgaben sei es, durch die Anordnung der Tische Dichte aus den Büros herauszunehmen. „Schreibtische, die bisher in Clustern zusammenstanden, werden nun schachbrettartig aufgestellt“, erklärt Gnesda. Ist nicht ausreichend Fläche vorhanden, wird nur jeder zweite Platz besetzt.
Schichtbetrieb schafft Platz
Eine andere Möglichkeit wäre, die Mitarbeiter – ähnlich wie Schüler – im Schichtbetrieb ins Büro zu holen oder noch länger im Home-Office zu belassen. Diesen Weg geht beispielsweise die Bank Austria. „Es kehren nur jene Mitarbeiter in die Unternehmenszentrale zurück, die die Infrastruktur des Bürogebäudes für ihre Arbeit dringend benötigen“, berichtet ein Sprecher. In den Büros werde darüber hinaus nur jeder zweite Platz besetzt, die Mitarbeiter würden zudem versetzt und nicht gegenübersitzen, um die vorgeschriebenen Abstandsregelungen einhalten zu können. Trennwände, beispielsweise aus Acryl, schützen vor einer möglichen Ansteckung und gewährleisten gleichzeitig die soziale Nähe im Büro. Diese transparenten Schutzschilder zur physischen Trennung von Arbeitsbereichen, die als Einzelelemente oder in Kombination in unterschiedlichsten Situationen eingesetzt werden können, hat beispielsweise der Büroausstatter Bene vor Kurzem lanciert.
Bodenmarkierungen und Masken
Besprechungsräume dürfen ebenfalls nicht vergessen werden. Dabei wäre es besser, überflüssige Sessel nicht zu entfernen, sondern als Abstandhalter beim Tisch zu belassen, rät Gnesda. „Sonst besteht die Gefahr, dass man sich zu nahe kommt.“Dasselbe gilt bei Nadelöhren wie dem Eingangsbereich, bei Aufzügen, vor Kopierern, Druckern und der Kaffeemaschine. „Überall dort, wo es informelle Begegnungsmöglichkeiten gibt, wird es problematisch“, weiß Gnesda. Bodenmarkierungen sollen hier für entsprechenden Abstand sorgen. So manches Unternehmen setzt darüber hinaus abseits des jeweiligen Arbeitsplatzes auf das Tragen von Masken. Auch vor Sanitärräumen machen die coronabedingten Schutzmaßnahmen nicht halt: Sei es, dass beim Betreten dieser Einweghandschuhe getragen werden müssen, sei es, dass bei größeren Sanitärräumen jedes zweite Waschbecken gesperrt wird. Um das Infektionsrisiko zu minimieren, sollten die Mitarbeiter weiters auf die gemeinsame Nutzung von Bürogegenständen wie Kugelschreibern oder Telefonen verzichten, raten die führenden Personaldienstleister des Landes, Randstad, Adecco Group und Manpower Group, die kürzlich eine gemeinsame Initiative zur Umsetzung einer sicheren Rückkehr an den Arbeitsplatz präsentiert haben. Dazu gehört nicht zuletzt die Festlegung unterschiedlicher Pausenzeiten, um ein Gedränge in Firmenräumen oder auf dem Firmengelände zu verhindern.
Denn natürlich müssen auch in den Betriebsrestaurants die Abstands- und Hygieneregeln gewährleistet werden. „Es gelten dieselben Regeln wie in der Gastronomie“, sagt dazu Peter Edelmayer, Geschäftsführer von Dussmann-Service. Das Facility-Management-Unternehmen betreut derzeit 159 Verpflegungskunden, bei denen Betriebsrestaurants geführt werden oder Essen geliefert wird. Daher müssen Tische auseinandergerückt und Sessel entfernt sowie Bodenmarkierungen angebracht werden. Auch an das Fehlen von Salz- und Pfefferstreuern oder der Wasserkaraffen auf den Tischen werden die Mitarbeiter sich gewöhnen müssen. Gebäck und Besteck müssen genauso einzeln ausgegeben werden wie Getränke. „Diese gibt es nur noch in PET-Flaschen, und sie können nicht mehr aus dem Automaten bezogen werden“, sagt Edelmayer.
Hygiene als oberstes Gebot
Viel zu tun hat der FM-Anbieter, der falls gewünscht etwa auch Zutrittskontrollen und
Fiebermessungen bei seinen Kunden durchführt, aktuell im Bereich Hygiene. Reinigungsintervalle wurden verkürzt, viele Kunden wünschen weiters die regelmäßige Desinfektion ihrer Räumlichkeiten. „Wir führen entweder eine Flächendesinfektion mit Tüchern durch, bei denen Tische, Türschnallen und -rahmen und so weiter gereinigt werden, oder eine Kaltvernebelung“, sagt Edelmayer. Dabei wird Wasserstoffperoxid als feines Aerosol in der Raumluft verteilt, es bildet so eine schnelle und vor allem sichere Alternative zu anderen Desinfektionsverfahren. „Damit werden auch schwer zugängliche Stellen sowie Gegenstände sicher desinfiziert“, erläutert Edelmayer.
Die Kosten für die Adaptierungsmaßnahmen in den Büros beziffert er mit rund fünf Euro pro Quadratmeter. „Davon entfällt ein Drittel effektiv auf Ausgaben, der Rest ist Arbeitszeit“, rechnet Gnesda, der die Situation derzeit als „spannend“bezeichnet, vor. Und stellt gleich die Frage: „Aber was ist danach?“Denn selbst, wenn die Masken fallen, die Bodenmarkierungen entfernt und die Tische wieder zusammengerückt werden, werde man nicht ganz zur „alten“Normalität zurückkehren. Mitarbeiter und Unternehmen hätten gemerkt, dass Home-Office eine durchaus praktikable Lösung sei, dementsprechend werde die Arbeit anders segmentiert und der Platzbedarf geringer. „Das Büro wird definitiv anders ausschauen und funktionieren“, ist Gnesda überzeugt.