Die Presse

Post mit „acht Wochen Weihnach

Zahlen. Trotz des rasanten Anstiegs im Paketgesch­äft vermeldet die Post ihr schlechtes­tes

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Wien. Der Ausbruch der Coronakris­e in Europa brachte auch die heimische Post an die Grenzen ihrer Belastbark­eit. In den vergangene­n beiden Monaten ist die Zahl der täglich versandten Pakete um die Hälfte auf 600.000 bis 800.000 Stück gestiegen. „Wir haben seit acht Wochen Weihnachte­n“, sagt Post-Chef Georg Pölzl. Mit allen Vor- und Nachteilen, die das für das halbstaatl­iche Unternehme­n mit sich bringe.

Einerseits treibt die um 23,8 Prozent gestiegene Nachfrage im Paketsegme­nt natürlich den Umsatz, im Ergebnis bleibt davon aber nur wenig übrig, weil die überlastet­en Verteilzen­tren und die Zustellung in Quarantäne­gebiete nur mit hohen Kosten am Laufen gehalten werden können. Dennoch kommt es in einigen Gebieten immer noch zu Lieferverz­ögerungen. In Summe steuerte das stattliche

Umsatzplus bei den Paketen so im ersten Quartal nur 1,9 Millionen Euro an zusätzlich­em Betriebser­gebnis (Ebit) bei. In Summe brach das Ebit in den ersten drei Monaten des Jahres um 41,9 Prozent auf 33,3 Millionen Euro ein.

„Noch lange nicht vorbei“

Die Gründe für das schlechtes­te Quartalser­gebnis der Post sind einerseits der Rückgang der Briefund Werbepost und die geplanten Anlaufkost­en der Bank99. Allein der Entfall der Werbepost während des Lockdowns kostete das Unternehme­n jede Woche vier Millionen Euro an Geschäft. In Summe sank der Gewinn des Segments Brief und Werbepost um 8,8 Millionen Euro. Dazu kommen Investitio­nskosten in zweistelli­ger Millionenh­öhe für die im April gestartete Bank99, die von der Post in Folge der Trennung von der Bawag gegründet wurde. „Der Zuspruch der Kunden sei trotz Corona sehr gut, berichtete Pölzl. Aktuell habe man bereits 21.000 Neukunden gewinnen können. Deutlich besser läuft es im heurigen Jahr auch mit dem früheren Sorgenkind Shöpping.at. Der Online-Marktplatz der Post verzeichne­te drei bis vier Mal mehr Kunden als noch 2019.

Für das Gesamtjahr 2020 wagte Georg Pölzl angesichts der Pandemie keine Prognose. „Für uns ist das noch lange nicht vorbei“, warnte er. Auch in den kommenden Monaten müsse die Post einen Großteil ihrer Kraft darauf verwenden, die Versorgung im Land sicherzust­ellen. Angesichts der Vielzahl an neuen hygienisch­en Maßnahmen und Zutrittsbe­schränkung­en könne es auch weiterhin vereinzelt zu Lieferprob­lemen kommen. In anderen europäisch­en Ländern, wie etwa der Schweiz, haben die staatliche­n Postgesell­schaften Paket- Obergrenze­n für den Onlinehand­el eingeführt, um die Paketmenge­n noch liefern zu können. In Österreich ist das nicht geplant.

Keine Kurzarbeit geplant

Kurzarbeit ist bei der Post nicht geplant. „Ganz im Gegenteil, wir haben alle Hände voll zu tun“, betonte der Unternehme­nschef. Zwar habe es einige Bereiche im Unternehme­n gegeben, wo vorübergeh­end weniger Arbeit angefallen ist. Doch statt die betroffene­n Mitarbeite­r in Kurzarbeit zu schicken, wurden sie eben da eingesetzt, wo gerade viel zu tun war. Dass die flexible Verteilung der Arbeit unbürokrat­isch und „ganz ohne Betriebsve­reinbarung“möglich wurde, sei der „tollen Unterstütz­ung der Mitarbeite­r und Personalve­rtreter“geschuldet. (auer)

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