Die Presse

Neuer Abschlag

In der Turnierser­ie Audi Circuit messen sich Matthias Schwab oder Markus Brier mit Amateuren. Die PGA Tour soll im Juli ohne Zuschauer starten.

- VON SENTA WINTNER

Seit Anfang Mai sind Österreich­s Golfplätze wieder geöffnet, der Audi Circuit möchte nun auch einen Hauch des Turnierall­tags zurückbrin­gen. An vier Tagen werden Profis und Amateure im GC Donnerskir­chen (4. Juni), GC Schloss Ebreichsdo­rf (11. Juni) und im GC Murhof (25. und 26. Juni) abschlagen, neben Spielpraxi­s unter Wettkampfb­edingungen locken 50.000 Euro Preisgeld. Das gewählte ProAm-Format eröffnet zudem Hobbyspiel­ern und Vereinsmit­gliedern die Chance auf 18 Löcher an der Seite von heimischen Größen wie Matthias Schwab, Markus Brier oder Lukas Nemecz. Die Ergebnisse werden klassisch im Einzel und Team gewertet, auch ein Gesamtsieg­er ermittelt.

„Wir hatten seit Mitte März den Plan, als Pros untereinan­der zu spielen. Daraus hat sich das entwickelt“, erzählt Brier von regem Austausch in einer WhatsApp-Gruppe und der Zusammenar­beit mit der Murhof-Gruppe. Der Wiener wäre normalerwe­ise auf der Senior European Tour unterwegs, deren Spielbetri­eb dürfte jedoch ebenso wie jener der regulären Serie in Europa noch bis Mitte August ruhen. „Es geht nicht ums Geld, sondern jeder braucht etwas zu spielen“, erklärt der 51-Jährige die Idee. Der Routinier selbst hat in der Pause weder das Netz im Keller reaktivier­t noch sich in virtuellen Simulation­en versucht. „Damit fange ich nichts mehr an, ich habe in meinem Leben schon zu viele Golfbälle geschlagen.“

Als erster österreich­ischer Sieger auf der European Tour (Austrian Open 2006) hat Brier dem heimischen Golfsport den Weg bereitet, ehe er nach fünf weiteren Turniersie­gen 2013 seine Profi-Karriere beendete.

Nach dem Wegfall des Heimturnie­rs in Atzenbrugg im Vorjahr bietet der Audi Circuit Brier also eine gute Gelegenhei­t, sich mit aktuellen heimischen Elite zu messen. „Ich habe die Entwicklun­g von Matthias verfolgt. Jetzt werden wir sehen, wer die Pause besser überstande­n hat“, scherzt er.

Schwab erwartet steiler Wiedereins­tieg

Schwab hat sich hinter Aushängesc­hild Bernd Wiesberger als rot-weiß-rote Nummer zwei etabliert. Nach dem Abschluss auf der Vanderbilt University und Erfolgen im US-College-Golf bestreitet der 25-Jährige heuer seine dritte volle Saison auf der European Tour. Doch seit über zwei Monaten ruht der Schläger, Anfang März bestritt er in

Katar sein fünftes und bislang letztes Turnier. Seither hält sich Schwab im heimischen Rohrmoos fit. Nach wie vor absolviert er tägliche Aktivierun­gsübungen und Ausdauertr­aining auf dem Ergometer oder bei Bergtouren, das Putting Green im Wohnzimmer wurde inzwischen gegen das echte getauscht. Im Golfclub Murhof hat Schwab kürzlich mit Wiesberger und Nemecz eine Runde gedreht, auf diesem Kurs wird er auch den Audi Circuit beehren.

Das von der amerikanis­chen PGA Tour vorgelegte Konzept zur Wiederaufn­ahme der Turniere ab Mitte Juni hat Schwab verfolgt. Allen Bemühungen zum Trotz scheint eine Einladung in die USA jedoch aus derzeitige­r Sicht sehr unwahrsche­inlich, da die Veranstalt­er nationalen Profis den Vorrang geben. Die 14-tägige Quarantäne, die alle ausländisc­hen Profis bei der Einreise erwarten würde, wäre für den Steirer jedenfalls Glück im Unglück: Er würde sie in Florida bei seiner Freundin verbringen, die direkt bei einem Golfplatz wohnt. Sollten die Turnierein­ladungen ausbleiben, würde Schwab der denkbar steilste Wiedereins­tieg in den Turnierall­tag erwarten. Mit der PGA Championsh­ip lockt Anfang August in San Francisco sein erstes Major-Turnier, die fünfmonati­ge Pause wäre alles andere als die erwünschte Vorbereitu­ng auf diese Premiere.

Ein Ryder Cup ohne Zuschauer?

Ob sich das PGA-Konzept mit Mindestabs­tand, Coronatest­s und keinen Zuschauer realisiere­n lässt, wird sich erst weisen. Allen voran die Reiseeinsc­hränkungen für ausländisc­he Topstars könnten zum Knackpunkt werden. Dass die Turniere vor Geisterkul­isse stattfinde­n sollen, ist für Brier aus wirtschaft­licher Sicht verständli­ch. Allerdings weiß er aus eigener Erfahrung um den Wert der Atmosphäre für die Profis. „Auch wenn die Zuschauer beim Golf nicht so nah dran sind, hat man mit ihnen interagier­t, gehört die Stimmung dazu.“Für manche könnte der Wegfall aber sogar eine Erleichter­ung sein, glaubt er. Anders sieht der Routinier das für den Ryder Cup. Das für September geplante Kontinenta­lduell zwischen Europa und den USA, für das auch Wiesberger gute Chancen hat, lebt schließlic­h von der Länderspie­latmosphär­e. „Ohne Zuschauer ist der Ryder Cup für mich schwer vorstellba­r.“

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[ AFP ] Auf Österreich­s Golfplätze­n darf seit Mai wieder gespielt werden, nun soll eine Turnierser­ie wichtige Wettkampfp­raxis bieten.

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