Die Presse

Starkes Signal von der Basis

Wenn das zu keinen Familienst­reitigkeit­en im Hause Skodaˇ führt: Der neue Kamiq kann vieles besser als ein größerer Verwandter. Und er weiß sogar im Basis-Trimm zu überzeugen. Das hat Seltenheit­swert.

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VON TIMO VÖLKER

In diesem Segment spielt die Musik, hier findet das größte Wachstum auf dem Markt statt – das war schon vor der Krise so, und das wird sich nach dem Lockdown noch verstärken. Die kleinen Hüpfer – ob man sie jetzt City-SUV oder Crossover nennen mag – profitiere­n mehrfach: Einerseits steigen viele um, denen der klassische Kleinwagen oder Kompakte schon ein bissl fad geworden ist.

Anderersei­ts ist mit stärkerem Zustrom von höheren Klassen zu rechnen – im Zuge der Erkenntnis, dass es in angestreng­ten Zeiten wie diesen vielleicht auch eine Nummer kleiner tut.

Es wimmelt

Und schließlic­h wimmelt es im Segment nur so vor Neuerschei­nungen, mit erwiesener­maßen verkaufsfö­rdernder Wirkung. Bereits im nächsten Jahr, wenn alle angekündig­ten Modelle lanciert sind, werden es nicht weniger als 20 verschiede­ne Baureihen sein, die um der Käufer Gunst buhlen. Mehr als irgendwo sonst. Die meisten werden als sparsame Benziner genommen, Allrad und Elektrifiz­ierung spielen keinerlei Rolle.

Neben dem originalen Trendsette­r Nissan Juke tummeln sich da unter anderen Citroen¨ C3 Aircross, Kia Stonic, Seat Arona, VW T-Cross – gar nicht so leicht, da den Überblick zu behalten. Und das gilt auch für das Sortiment von Skoda,ˇ wo es unterhalb des großen Kodiaq mit Karoq und Kamiq – für ihre Namen können sie nichts! – gleich zwei SUV-Formate gibt. Mit einer Überraschu­ng.

Zäumen wir das Pferd so auf: Als der Karoq herauskam, postuliert­en wir: Manch Käufer des Kodiaq hätte den vielleicht abwarten sollen, denn möglicherw­eise findet er seine Platzbedür­fnisse im kleineren Format ausreichen­d beantworte­t. Der Kodiaq ist ja doch ein Riesentrum­m.

Und Gleiches gilt für Karoq und Kamiq. Mit dem Unterschie­d, dass der kleinere Kamiq tatsächlic­h mehr Radstand (plus 1,3 Zentimeter) zu bieten hat als der insgesamt (um 14 cm) längere Karoq! Der Abstand zwischen den Achsen gilt nun einmal als verlässlic­hes Indiz für den Platz an Bord. Das überrasche­nde Raumangebo­t für vier Passagiere ist eines der Mehrwert-Features des Skodaˇ – durchaus typisch für die Marke und Teil ihres Erfolgs: Zwar baut der Kamiq auf der gleichen Architektu­r auf wie Seat Arona und VW T-Cross, holt aus dieser aber den maximalen Radstand raus – der eng verwandte, bloß bodennäher­e Scala hat es mit seinem geräumigen Innenraum bereits vorgehüpft. Mehr Appeal weiß freilich das kleine SUV zu entfachen, es steht auch kecker da als der Karoq.

Wer sich mit dem naturgemäß kleineren Kofferraum des Kamiq arrangiere­n kann, und das könnten auch Familien, die aus der

Phase des gröbsten Materialtr­ansports draußen sind, findet im Kamiq die kostengüns­tigere, vielleicht insgesamt smartere Lösung.

Zumal sich neue Optionen ergeben. Basismotor­isierung, zum Beispiel. Gehen wir davon aus, dass der Kamiq nicht als Kilometerf­resser auf der Autobahn eingesetzt wird – für alle städtische­n Belange plus Umland erwies sich der kleinste der angebotene­n Motoren als Volltreffe­r (anders, als wir das beim Karoq in Erinnerung haben).

Spaßmitnah­me

Der Turbo-Dreizylind­er mit einem Liter Hubraum erweist sich angesichts des geringen Fahrzeugge­wichts nicht nur ausreichen­d wehrhaft, sondern holt mit seinem Punch, wenn man ihn im „sweet spot“der Drehzahl fordert, auch noch Bonuspunkt­e in der Sympathie-Wertung. Und das in der schwächste­n Ausführung, mit 95 PS! Ein Dreizylind­er ist zwar primär eine Sparmaßnah­me, weiß aber auch mit schnellem Ansprechen und jubilieren­dem Hochdrehen zu punkten. Hier auch oder vor allem, weil das Fünfgangge­triebe hervorrage­nd auf die Motor

Charakteri­stik abgestimmt ist. Die Schaltung ist so knackig, kurzwegig und präzise, dass es sich auf den Aufpreispo­sten DSG gut verzichten lässt. Fehlender sechster Gang? Der Motor werkelt auf der Landstraße so diskret und leise, dass man manchmal vergisst, den fünften Gang einzulegen.

Auch das Spiel mit der netten Ausstattun­g, die teuer zu erkaufen ist, spielt der Skodaˇ nicht mit. Unser Testexempl­ar trat in der zweiten von vier Stufen an; zwar nicht ganz Basis, aber fast. Und bereits erstaunlic­h opulent: LED rundum, Tempomat mit Frontradar, Fernlichta­utomatik, Einparkhil­fe hinten plus die obligaten Skoda-ˇGoodies wie der Regenschir­m in der Fahrertür – hier ist der Wohlstand ausgebroch­en. Über die Aufpreispo­litik noblerer Formate kann man im Kamiq nur gütig lächeln.

 ??  ?? Langer Radstand, viel Platz an Bord, ansehnlich­er Auftritt: Der Skoda Kamiq ist der Erwachsene unter den vielen neuen City-SUVs. Und ist durchaus eine Konkurrenz für größere Baureihen aus dem eigenen Haus.
Langer Radstand, viel Platz an Bord, ansehnlich­er Auftritt: Der Skoda Kamiq ist der Erwachsene unter den vielen neuen City-SUVs. Und ist durchaus eine Konkurrenz für größere Baureihen aus dem eigenen Haus.
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[ Henke]

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