Die Presse

Preis furs Wiener WUnderkind

Anna Iarotska, Gründerin von Robo Wunderkind, über den Ed Tech-Award – und wie die Krise ein veraltetes Bildungssy­stem vorführt.

- VON TERESA SCHAUR-WÜNSCH

om Sieg erfahren hat Anna Iarotska durch die Gratulatio­nen, die sie plötzlich erreichten. Die Mailing-Liste von Ed Tech Digest ist ziemlich groß – und offenbar hatten viele ihrer amerikanis­chen Bekannten in der Branche noch vor ihr selbst dort von ihrem Erfolg gelesen.

Das Magazin Ed Tech Digest ist das führende Medium auf dem Gebiet der sogenannte­n Bildungste­chnologie, die USA sind der führende Markt dafür – und die Cool Tool Awards des Magazins sind damit wohl so etwas wie die Oscars, bei denen das Wiener Start-Up Robo Wunderkind soeben in der Kategorie Robotics gewonnen hat. Dementspre­chend groß ist die Freude in Wien. „Wir haben im letzten Jahr daran gearbeitet, uns in den USA zu etablieren“, sagt Iarotska, inzwischen verwenden schon mehr als 50 amerikanis­che Schulen das Spielzeug, mit dem Kinder spielerisc­h an das Thema Coding und Robotik herangefüh­rt werden.

Erfreulich sei das, sagt Iarotska, nicht zuletzt „in turbulente­n Zeiten wie diesen“, die das vor fünf Jahren gegründete Unternehme­n zu spüren bekommt. Viele ihrer Kunden sind Schulen, „und die kommen jetzt nicht dazu, sich mit neuen Tools auseinande­r zu setzen.“Im März hätte ein Pilotproje­kt mit einer Nachmittag­sbetreuung­sstätte in Peking starten sollen, auch das liegt auf Eis. Gleichzeit­ig beobachtet sie, dass die Krise „auch einen großen Bedarf geschaffen hat an modernen Formen der Bildung“. In den USA sind die Schulen zumindest bis September geschlosse­n, die Anfragen für Lernunterl­agen für Home Schooling häufen sich.

Makers Marathon

In den letzten zwei Monaten habe man daher die Unterlagen für Eltern, die Robo Wunderkind sonst einfach nur als Spielzeug kaufen, angepasst. Seit Anfang April gibt es auch einen Makers Marathon mit einem Webinar für Kinder, bei dem es jeweils um ein Thema geht – mit dem anschließe­nden Vorschlag zu einem Bauprojekt. Und, erzählt Iarotska, man sei in Gesprächen „mit ein paar Firmen, die überlegen, unser Produkt für ihre Mitarbeite­r fürs Home Schooling zu kaufen.“

Gegründet wurde das Start-Up aus der Landstraße­r Marxergass­e, nachdem die damals drei Gründer einander in der Organisati­on des Pioneers Festival kennen gelernt hatten. Iarotska, eine gebürtige Ukrainerin, hatte in Wien und an der London School of Economics Wirtschaft studiert und im Consulting gearbeitet. In einem Accelerato­r-Programm in Shenzhen wurde Robo Wunderkind quasi auf die Welt gebracht. Letztlich dauerte die Entwicklun­g drei Jahre, seit September 2017 ist das Spielzeug auf dem Markt, das Team umfasst heute 14 Leute.

Seither haben die Wiener Partnersch­aften mit 20 Ländern aufgebaut, in denen Vertriebsp­artner speziell an Schulen verkaufen. Dort wird Robo Wunderkind für Gruppenarb­eiten verwendet. „Mehr als 80.000 Kinder“, sagt Iarotska, „haben schon damit gearbeitet.“Im deutschspr­achigen Raum wird das Spielzeug öfter noch am Familien verkauft. „Schulen sind hier noch sehr zögerlich in Bezug auf digitale Mittel.“Wie wenig, auch das habe die Krise gezeigt. Sie müsse lachen, sagt Iarotska, wenn sie hören, dass Hausübunge­n via WhatsApp verschickt werden – schon aus Datenschut­zgründen sei das eigentlich nicht zulässig. „Dafür gibt es Systeme, die dafür designt wurden.“

Gleichzeit­ig werde vielen jetzt klar, dass es Aufholbeda­rf gebe. Während des Lockdowns hat das Start-Up jede Woche ein Webinar veranstalt­et - zum ersten Mal auch mit Lehrern aus Österreich und Deutschlan­d. „Im Vergleich“, so Iarotska, „sind wir hier wirklich sehr rückständi­g.“

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[ Mirjam Reither] Anna Iarotska wurde mit ihrem Start-Up mit dem „Cool Tool“-Award ausgezeich­net.
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[ ZVG ] Robo Wunderkind-Spielzeug

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