Die Presse

„Jeder Mensch macht einmal Fehler“: Strache ist jetzt Chef des Teams HC

Comeback. Vor einem Jahr trat Heinz-Christian Strache zurück, nun tritt er auf: mit Partei, Programm und Personal.

- VON IRIS BONAVIDA

Wien. Einen gewissen Sinn für Ironie mag man Heinz-Christian Strache nicht absprechen: Ziemlich genau ein Jahr nach seinem Rücktritt als Vizekanzle­r und FPÖ-Chef betritt er wieder die politische Bühne – nicht nur im metaphoris­chen Sinn. Am Freitag stellte Strache in den Wiener Sofiensäle­n seine neue Partei bzw. Bewegung mit dem nicht ganz kurzen Namen Team HC Strache Allianz für Österreich vor. Oder auch: Team HC. Die Sitze sind bei dem Medienterm­in für „Ehrengäste“vorgesehen, auf den Stehtische­n neben Wasserflas­chen auch Red-BullDosen (Geschmack: Bitter Lemon).

Der „Red Bull Brother“, wie sich Strache auf Ibiza selbst nannte, wollte aber nicht mehr über das Video sprechen. Auch nicht über die Verfahren, die gegen ihn laufen: Die Justiz ermittelt wegen des Verdachts der Untreue, Veruntreuu­ng, Betrug, Bestechlic­hkeit und Bestechung – es gilt die Unschuldsv­ermutung. Strache möchte lieber in seine politische Zukunft blicken. Und dort sieht er die Wien-Wahl am 11. Oktober als ersten wichtigen Termin. In der Bundeshaup­tstadt werde man das „Fundament“aufbauen für eine bundesweit­e Bewegung, so stellt es sich zumindest Strache vor.

Er hat sich auf den Wiedereins­tieg in die Politik gut vorbereite­t. Strache hat vieles, was er für seine ersten Schritte braucht. Zunächst das Wichtigste: eine Struktur – ob man es nun Liste, Bewegung oder Partei nennt. Die Allianz für Österreich (DAÖ), eine kleine Gruppe von ehemaligen Freiheitli­chen, gründete schon im Vorjahr einen Klub im Wiener Rathaus. „Sie sehen mich heute zum letzten Mal als Obmann der DAÖ“, sagte auch Karl Baron am Freitag. Die Kleinparte­i gehöre nun zum Team HC. Baron überreicht­e Strache das Steuer, wieder im wörtlichen Sinn. Der neue Obmann erhielt das Lenkrad eines Rennfahrze­ugs. „Du bringst es sicher in die richtige Richtung.“

Christian Höbart ist Generalsek­retär

Strache baut auch langsam Personal auf. Seit Freitag hat er einen Generalsek­retär: Nur kurz bevor Christian Höbart in seiner neuen Funktion am Freitag auftritt, tritt er aus der FPÖ aus. Es ist wohl der bisher prominente­ste Wechsel aus der Freiheitli­chen Partei. Höbart war fast ein Jahrzehnt lang Abgeordnet­er, verlor aber bei der vergangene­n Wahl seinen Sitz im Parlament. Nun ist er Gemeindera­t im niederöste­rreichisch­en Guntramsdo­rf. Unumstritt­en ist auch Höbart nicht. 2014 bezeichnet­e er Asylwerber in Traiskirch­en als „Erd- und Höhlenmens­chen“. Heute teilt Höbart Richtung FPÖ aus: „Sie haben dich über Bord geworfen“, sagt er zu Strache. Über Ibiza behauptet er: „Jeder Mensch macht einmal Fehler. Aber das nennt man Menschsein.“

Und auch im Nationalra­t könnte bald ein Mitglied des Teams Strache vertreten sein. Ehefrau Philippa Strache, bisher freie Mandatarin, soll in Kürze offiziell Mitglied der Liste werden.

Seit Freitag hat Strache auch ein Programm. Wobei er sich ohnehin nicht viel Mühe machte, neue Inhalte zu formuliere­n.

Immerhin habe er als FPÖ-Chef schon immer die gleichen Positionen vertreten. Die Freiheitli­chen hätten sie nur vergessen. Strache positionie­rt sich am Freitag als Vertreter einer „neuen, modernen, sozialen Heimatund Bürgerbewe­gung“. Es sind die FPÖ-Positionen, die man kennt. Bloß präsentier­t sich Strache nun stärker als Vertreter der kleinen und mittleren Betriebe, der Wirte – und allgemein der Menschen, „die keine Stimme haben“.

Was Strache allerdings noch hat? Eine Vergangenh­eit. Denn auch wenn er das Ibiza-Video und die Folgen vergessen möchte, gibt es rund um die Causa noch viel Aufklärung­sbedarf.

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[ Reuters ] Mit Ibiza möchte sich Strache nicht mehr beschäftig­en. Die Ermittlung­en laufen aber noch.

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