Slowenien öffnet seine Grenzen für alle EU-Bürger
Analyse. Die Regierung in Ljubljana erklärt die Epidemie für beendet und hebt die Einreisebeschränkungen weitgehend auf. Österreich indes kontrolliert weiter an der Grenze zu Slowenien, wo der Ärger über das Nachbarland wächst.
Belgrad/Ljubljana/Wien. Selbst die eigenen Landsleute hat Sloweniens Premier, Janez Jansa,ˇ mit der sofortigen Aufhebung aller Einreisebeschränkungen für EU-Bürger überrascht. Noch am Donnerstag hat der Chef der rechtspopulistischen SDS im Parlament erklärt, dass mit dem formalen Ende der Epidemie erst Ende Mai zu rechnen sei, wenn das Hilfspaket für die Wirtschaft auslaufe.
Doch nach einer Kabinettssitzung erklärte die Regierung in Ljubljana die Epidemie für offiziell beendet und verkündete den Blitzvollzug: Als erstes EU-Mitglied hat Slowenien die Einreisebeschränkungen für EU-Bürger weitgehend aufgehoben. Seit Freitag können im Prinzip alle EU-Bürger an den Grenzübergängen zu Österreich,
Ungarn, Kroatien und Italien sowie über die Häfen und Flughäfen des Landes ohne Quarantänepflicht nach Slowenien einreisen. Die Regelung ist laut Auskunft der slowenischen Botschaft in Wien auch für andere in EU-Staaten gemeldete Staatsbürger gültig. Einreisende aus Drittländern sind indes wie bisher zu einer 14-tägigen Selbstquarantäne verpflichtet.
Slowenien sei mit seinen „seit Wochen sehr guten Werten“sowohl bei der Bekämpfung der Coronapandemie als auch bei der Umsetzung der Empfehlungen der EU-Kommission zur Reisefreiheit der „Vorreiter“, sagte Ksenija Skri-ˇ lec, Sloweniens Botschafterin in Österreich, gegenüber der „Presse“.
Allerdings sei auch künftig an den Grenzen mit „stichprobenartigen Gesundheitskontrollen“zu rechnen: „Nicht slowenische Reisende, bei denen der Verdacht auf eine Covid-19-Infektion besteht, können zurückgewiesen werden.“
Umgekehrt tritt Wien in Sachen Grenzöffnung vorläufig weiter auf die Bremse: Für die Einreise nach Österreich ist bis 31.Mai weiter die Vorlage eines aktueller Coronatests oder eine 14-tägige Quarantäne vonnöten.
Adria-Urlaub rückt in Sicht
Österreich kommuniziere in Sachen Grenzöffnung nur in Richtung der Staaten, die für den heimischen Tourismus am wichtigsten seien – Deutschland und Tschechien, obwohl Slowenien das „unproblematischste Land“sei, ärgert sich ein Diplomat in der slowenischen Hauptstadt, Ljubljana.
Doch ob nun im Mai oder erst Mitte Juni die letzten Grenzhürden fallen werden: Ein Sommerurlaub an der Adria scheint wieder in Sichtweite. Denn auch in Kroatien sind die Grenzen durchlässiger geworden. Die Ausnahmefälle, in denen EU-Bürgern seit 9. Mai die Einreise nach Kroatien gestattet ist, sind mit „geschäftlichen persönlichen Interessen“sehr schwammig definiert: Zuletzt stritten sich Kroatiens Innenminister und der Chef des Krisenstabs öffentlich darüber, ob darunter auch Touristen mit gebuchten Hotels fallen. Sicher ist, dass schon jetzt EU-Bürger, die ein Ferienhaus oder eine Jacht in Kroatien besitzen, wieder einreisen können.
Mit 1464 bestätigten Infektionen und 103 Todesfällen weist Slowenien die besten epidemiologischen Werte aller Alpenstaaten auf: In den vergangenen 14 Tagen wurden nur 35 neue Infektionen registriert. Trotz der Lockerung der Grenzregelungen bleiben die Bestimmungen zur Einhaltung der sozialen Distanz in Kraft.