Die Presse

Wirecard erholt sich nicht

Spekulatio­nen. Hedgefonds haben ihre Wetten auf die fallenden Aktien von Wirecard deutlich erhöht und machen damit ein gutes Geschäft.

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Frankfurt. Die deutsche Finanzaufs­icht Bafin hat am Freitag beschlosse­n, Wetten auf den stark fallenden Aktienkurs von Wirecard nicht zu verbieten. Man sehe aktuell keinen Grund für ein Leerverkau­fsverbot, teilte die Sprecherin mit. Anfang 2019 hatte die Behörde anders entschiede­n. Als die Wirecard-Aktie in den Keller rasselte, verbot die Bafin Wetten für zwei Monate – und handelte sich damit viel Kritik ein.

Mit Leerverkäu­fen wetten Anleger auf fallende Kurse. Dabei verkaufen sie Wertpapier­e, die sie sich zuvor gegen eine Gebühr leihen. Sinkt der Preis bis zum RückgabeDa­tum, können sie sich am Markt billiger mit den Titeln eindecken und streichen die Differenz ein. Steigt der Kurs dagegen, droht den Leerverkäu­fern Verlust.

Doch zurück zu Wirecard: Gegen das Unternehme­n werden seit Jahren immer wieder Vorwürfe der falschen Bilanzieru­ng vor allem bei Auslandstö­chtern erhoben. Um diese zu entkräften, hatte der Aufsichtsr­at des Zahlungsdi­enstleiste­rs im Herbst 2019 eine Sonderprüf­ung bei der Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t KPMG in Auftrag gegeben. Die Prüfer konnten allerdings viele Vorwürfe nicht entkräften. Im Gegenteil: Sie warfen dem Wirecard-Management Versäumnis­se bei internen Kontrollen vor.

Vorstandsv­orsitzende­r des Unternehme­ns ist der Österreich­er Markus Braun.

Spekulante­n im Vormarsch

Die Vorlage des KPMG-Berichts Ende April hat – anders als geplant – die Situation für Braun und seine Kollegen also nur verschärft: Hedgefonds haben ihre Wetten auf einen Kurseinbru­ch der WirecardAk­tie in den vergangene­n Wochen kräftig erhöht. Die im Bundesanze­iger veröffentl­ichten Netto-Leerverkau­fsposition­en sind auf über zehn Prozent gestiegen. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs, denn im Bundesanze­iger werden die Geschäfte erst veröffentl­icht, wenn die Schwelle von 0,5 Prozent überschrit­ten wird. Bislang dürften die Wetten der Spekulante­n aufgehen. Vor der Veröffentl­ichung des KPMG-Berichts notierte die Wirecard-Aktie noch bei mehr als 130 Euro, danach brach sie ein. Am Freitag notierte die Wirecard-Aktie bei rund 84 Euro.

Für Braun wird die Luft dünn an der Spitze von Wirecard. Der Chef des Hedgefonds TCI und die Fondsgesel­lschaft Deka, die zu den Großaktion­ären von Wirecard gehört, forderten jüngst seinen Rücktritt. Der Aufsichtsr­at steht aber – noch – hinter Braun. (red.)

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[Reuters] Wirecard-Chef Markus Braun halten manche Aktionäre für fehl am Platz.

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