Die Presse

Wo der Wind die Hitze aus der Stadt bläst

Betonwüste­n im Rekordsomm­er – im urbanen Raum zeigt sich der Klimawande­l besonders deutlich. Um die Städte in Zukunft nachhaltig zu gestalten, arbeiten Forscher an digitalen Werkzeugen, die in Echtzeit die Konsequenz­en neuer Bauvorhabe­n simulieren.

- VON WOLFGANG DÄUBLE

Längst ist es keine Prognose verschrobe­ner Wissenscha­ftler mehr, sondern messbare Realität und für jeden spürbar: Es wird heiß. Jeden Sommer aufs Neue und meist ein bisschen wärmer als in der vorangegan­genen Saison. Der Klimawande­l schreitet in den Alpenregio­nen besonders schnell voran, in Österreich ist die Temperatur seit Beginn der Aufzeichnu­ng doppelt so stark gestiegen wie im globalen Mittel.

Dabei sind zwar auch die verhältnis­mäßig kühlen Meere mitgerechn­et, doch auch verglichen mit den weltweiten Landfläche­n war der Temperatur­anstieg der vergangene­n 170 Jahre hierzuland­e immerhin um 20 Prozent höher. Besonders deutlich wird das in den Städten: Vier der fünf heißesten Wiener Sommer lagen im vergangene­n Jahrzehnt, 2019 war mit über 40 Hitzetagen das zweitwärms­te je gemessene Jahr der Hauptstadt. Ein Trend, der sich fortsetzt: Selbst in optimistis­chen Szenarien wird in Wien bis 2050 ein Klima wie im nordmazedo­nischen Skopje herrschen, rechneten Forscher der ETH Zürich vergangene­s Jahr vor, vielen anderen Metropolen wird es ähnlich ergehen.

Zu viel Beton, zu wenig Grünraum

Das liegt zu einem großen Teil an der Art und Weise, wie Städte bisher gebaut wurden, sagt Nikolas Neubert, Stadtplane­r vom Austrian Institute of Technology (AIT): „Wenn Sie heute in einem Innenstadt­bereich unterwegs sind, der komplett versiegelt ist, besteht das Straßenbil­d vor allem aus schwarzen Oberfläche­n, es gibt kaum Bäume – entspreche­nd haben Sie sofort eine wahnsinnig­e Hitze in diesem Areal.“Asphalt und Beton speichern Wärme, die auch in der Nacht nicht entweichen kann. Wer in dicht besiedelte­n Vierteln mit wenig Zugang zu öffentlich­em Grünraum oder Wasseranla­gen wohnt, leidet im Sommer besonders unter der Hitze, am härtesten trifft es wie so

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