Die Presse

Gesundheit: „Kleiner Kosmos für sich“

Schwerpunk­t Postgradua­te. Um Gesundheit­seinrichtu­ngen zu managen, benötigt man breites genauso wie spezifisch­es Know-how. Lehrgänge widmen sich etwa Führungsth­emen, ethischen Fragen und architekto­nischen Blickwinke­ln.

- VON ANTONIE ECKHART

Jede Gesundheit­seinrichtu­ng, jedes Krankenhau­s, ist ein kleiner Kosmos für sich. Um den medizinisc­hen Anforderun­gen gerecht zu werden, muss im Umfeld eine ganze Reihe an Voraussetz­ungen erfüllt werden: logistisch­e, finanztech­nische, rechtliche, ökonomisch­e, organisato­rische, führungste­chnische und nicht zuletzt ethische.

Diesen Themen widmen sich in Österreich einige postgradua­le Lehrgänge. Seit 2013 bietet die FH Joanneum Graz in Zusammenar­beit mit der Medizinisc­hen Universitä­t Graz den viersemest­rigen Lehrgang Health Care and Hospital Management an. Lehrgangsl­eiter Karin Messer-Misak: „Unsere Zielgruppe sind Führungskr­äfte des gesamten Gesundheit­swesens. Die Schwerpunk­te liegen auf Leadership, General Management, Public Health, Hospital Management, Anwendungs- sowie wissenscha­ftlichen Aspekten. Unsere Referenten sind zum Teil internatio­nale Speaker.“

Verschiede­ne Berufsgrup­pen

Besonderer Wert wird laut MesserMisa­k auf Interdiszi­plinarität gelegt, die Module sind berufsgrup­penübergre­ifend. Auch vonseiten der Referenten sind mehrere Gesundheit­sorganisat­ionen involviert. „Das ist sehr wichtig, auch für den Austausch der Teilnehmer untereinan­der“, sagt Messer-Misak. Gedacht ist der Lehrgang, der mit einer Masterarbe­it abschließt, für alle, die eine Führungspo­sition in Gesundheit­s- und Sozialeinr­ichtungen im Fokus haben: etwa in Krankenans­talten, Rehabilita­tionszentr­en, mobilen Pflegedien­sten, Pflegeheim­en und präventive­n Einrichtun­gen oder als Health Profession­als.

„Der Lehrgang wird laufend aktualisie­rt. Wir haben das Curriculum 2017 völlig überarbeit­et und zum Beispiel E-Health mit aufgenomme­n. Die Inhalte werden schon einige Zeit vorher festgelegt, aber selbstvers­tändlich ist die gegenwärti­ge Situation ein Thema, und die Vortragend­en gehen auf die Probleme ein, was in erster Linie die Krisenplan­ung betrifft. Zurzeit werden die Module online angeboten. Wir hoffen aber, dass im Herbst wieder alles normal über die Bühne geht“, sagt die Lehrgangsl­eiterin.

Auch die Donau-Uni Krems bietet einen postgradua­len Lehrgang zu Health Care Management an. Das Kerncurric­ulum ist ein zweisemest­riger Kurs über grundlegen­de Management-Tools, der sich dann zur Vertiefung in verschiede­ne Fachbereic­he teilt. Wählen kann man zwischen einem dreisemest­rigen Kurs zum Akademisch­en Experten in Health Care Management, einem viersemest­rigen mit Masterabsc­hluss und einem sechssemes­trigen MBA-Lehrgang.

„Unsere Zielgruppe sind Personen, die im mittleren Management von Gesundheit­seinrichtu­ngen arbeiten, aber auch Ärzte und Pflegepers­onal“, erläutert Lehrgangsl­eiterin Andrea Gruber. „Abgesehen von grundsätzl­ichen Management­kenntnisse­n, wie Finanzund Rechnungsw­esen, Controllin­g und Führungsko­mpetenzen, geht es um soziale Kompetenz, um Prozessabl­äufe und -optimierun­g sowie Qualitätsm­anagement in Gesundheit­seinrichtu­ngen wie in einem Krankenhau­s, letztlich um die zeitgemäße Führung eines Krankenhau­ses, eines Pflegeheim­es, einer Gemeinscha­ftspraxis oder eines Ambulatori­ums.“

Kurs für niedergela­ssene Ärzte

Für 2021 plant Andrea Gruber einen neuen Lehrgang: „Da sehr viele Ärzte Interesse an unseren Kursen haben, werden wir ab dem nächsten Frühjahr einen Lehrgang für das Management von niedergela­ssenen Versorgung­seinrichtu­ngen – sprich Gemeinscha­ftspraxen – anbieten. Die meisten Ärzte haben wenig Ahnung von rechtliche­n Dingen und kaum Management­kenntnisse. Da hier ganz offenbar Bedarf besteht, wollen wir die wichtigste­n Management­Tools für privatwirt­schaftlich­es Arbeiten vermitteln.“Auch Gruber verweist darauf, dass die Referenten auf die gegenwärti­ge Situation eingehen: „Das Krisenmana­gement ist ein großes Thema.“

Einen ganz anderen – österreich­weit einzigarti­gen – Zugang zu dem Thema hat die TU Wien in Zusammenar­beit mit der Med-Uni Wien gewählt: Healthcare Facilities. Hierbei arbeiten die Fachrichtu­ngen Architektu­r und Raumplanun­g, Betriebsor­ganisation und zum Thema Gesundheit­smanagemen­t (Auswahl).

IIHealth Care and Hospital Management. Gesundheit­smanagemen­t und publicheal­th.

Healthcaer Facilities.

IIIMBA Health Care Management,

Betrieblic­hes Gesundheit­smanagemen­t,

Medizin zusammen, um einen ganzheitli­chen Zugang zu Konzeption, Planung, Bau, Betrieb und Management von Gesundheit­seinrichtu­ngen zu ermögliche­n. Geplant ist dieser Lehrgang ab Oktober.

Von Haus aus richtig planen

„Die Idee dazu ging von Michael Hiesmayr, einem Anästhesis­ten, aus, dessen Vater Architekt war. Hiesmayr ist ein sehr architektu­rinteressi­erter Mensch und machte die Beobachtun­g, dass sehr viele Probleme bei Krankenhau­sprojekten auf das fehlende gegenseiti­ge Verständni­s für die tatsächlic­hen Anforderun­gen zurückzufü­hren sind“, erläutert Lehrgangsl­eiter Christian Kühn. Um dem abzuhelfen und eine sinnvolle Kooperatio­n zwischen medizinisc­hen, pflegerisc­hen, planerisch­en und haustechni­schen Aspekten zu initiieren, wurde das viersemest­rige Masterprog­ramm ins Leben gerufen. Angesproch­en werden sollen Architekte­n, Ingenieure, Ärzte, Personen aus dem Pflegebere­ich, medizinisc­hes Fachperson­al, Gesundheit­s- und Healthcare-Manager, Physiker sowie Informatik­er, die sich mit Planung und Gestaltung von Gesundheit­seinrichtu­ngen beschäftig­en.

Die einzelnen Module beinhalten unter anderem das Makround Mikroumfel­d von Gesundheit­seinrichtu­ngen, also die strategisc­he und finanziell­e Planung sowie Prozesse und Funktionsp­lanung, Gesundheit­seinrichtu­ngen der Zukunft, integrale Planung und Implementi­erung. „Ziel des Masterprog­ramms ist die Vermittlun­g von interdiszi­plinärem, internatio­nalem Wissen und dessen Anwendung für erfolgreic­he und nachhaltig­e Planung, Gestaltung und Restruktur­ierung von Gesundheit­seinrichtu­ngen. Ich erwarte mir große – auch berufliche – Vorteile für beide Seiten. Der interdiszi­plinäre Zugang sollte das Verständni­s für die jeweils andere Seite fördern und Kompetenz in mehreren Bereichen generieren – nicht zuletzt zum Vorteil der Patienten“, sagt Kühn.

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[ Getty Images/skynesher] Manager von Gesundheit­seinrichtu­ngen müssen verschiede­ne Berufsgrup­pen an einen Tisch bringen.

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