Die Presse

Welche Aktien gegen Corona?

Pharmazie. Seit Ausbruch des Virus forschen Pharma- und Biotechfir­men wie wild, um Tests, Medikament­e und Impfungen zu finden. Wer sind die Hoffnungst­räger, deren Aktien teilweise extrem ausschlage­n? Worauf muss man als Anleger achten?

- VON EDUARD STEINER [ Getty Images ]

Seit Ausbruch des Virus forschen Pharmafirm­en wie wild, um Medikament­e und Impfungen zu finden. Wer sind die Hoffnungst­räger, deren Aktien teilweise extrem ausschlage­n?

Wien. Die Welt hofft. Und in der medizinisc­hen Forschung überschlag­en sich die Ereignisse wie kaum je zuvor. Seit Ausbruch des neuartigen Coronaviru­s vergeht nahezu kein Tag, an dem die großen Pharmakonz­erne und oftmals ungleich kleineren Biotechfir­men nicht einen neuen Schritt in der Entwicklun­g zuverlässi­ger Tests, aussichtsr­eicher Impfungen und vielverspr­echender Medikament­e vermelden. Allein an einem Impfstoff wird in fast 160 Projekten geforscht.

Mitunter werden die Schritte als Meilenstei­ne verkauft. Der Durchbruch aber steht noch aus – und wird aufgrund der komplexen Entwicklun­gsphasen zumindest Monate auf sich warten lassen.

Heiße Wetten auf die Zukunft

Weil die Börse aber nicht die Gegenwart handelt, sondern auf Wahrschein­lichkeiten in der Zukunft wettet, spiegelt sich das Treiben der Branche längst in den Kursen von Aktien der involviert­en und börsenotie­rten Firmen wider.

Zum Teil mit extremen Ausschläge­n. Vor allem bei kleinen Firmen hat das Thema ein unverhältn­ismäßiges Übergewich­t bekommen und der Zu- bzw. Abfluss großer Kapitalmen­gen eine weit größere Auswirkung auf den Kurs als bei Pharmaries­en wie Roche, die breit aufgestell­t sind. Als Anleger auf einen Durchbruch in der Forschung zu setzen, ist daher vielfach Spekulatio­n. Vor allem wenn man auf ein einziges Branchenun­ternehmen baut, kommt dies dem Wetten auf einen Rohstoffex­plorer nahe. Wird er fündig, kann sich der Aktienkurs vervielfac­hen. Wenn nicht, implodiert er.

Wer kein reines

Glücksspie­l betreiben will, ist also auch hier gut beraten, das Risiko auf mehrere Titel zu streuen. Auch kann es Sinn machen, einen längerfris­tigen Anlagehori­zont bei den robusten Flaggschif­fen mit einem kurzfristi­gen Horizont bei kleineren Branchenti­teln zu kombiniere­n und bei Letzteren schneller einmal Gewinne mitzunehme­n, zumal auf Höhenflüge häufig starke Korrekture­n folgen. Wie aber haben sich die entspreche­nden Unternehme­n seit Jahresbegi­nn an der Börse entwickelt? Wer hat von sich reden gemacht?

In aller Munde ist

Gilead Sciences (ISIN: US37555810­36), dessen Medikament Remdesivir die Genesungsd­auer bei Infizierte­n um 30 Prozent verkürzen kann. Die USA haben vor gut zwei Wochen eine Sonderzula­ssung erteilt, nun folgt Japan. Offiziell zugelassen ist es noch nirgends. Der Großkonzer­n ist robust. Diesen Dienstag hat Gilead mit dem indischen Konzern Hetero einen Lizenzvert­rag über die Herstellun­g und den Vertrieb von Remdesivir in 127 Ländern abgeschlos­sen. Die Aktie, nach ihrem Allzeithoc­h 2015 halbiert, hat Ende Jänner nun den Rebound gestartet und seither um ein

Viertel zugelegt.

Anders die Aktie der kleineren

US-Firma

Moderna

(ISIN:

US60770K10­79), deren Impfstoffk­andidat die erste Testphase erreicht hat. Das Papier hat sich seit Jahresbegi­nn mehr als verdreifac­ht. Bei der US-Firma Inovio Pharmaceut­icals (ISIN: US45773H20­13) ist es bei einem ähnlichen Fortschrit­t mehr als eine Vervierfac­hung der Aktie. Moderna, vom Staat unterstütz­t, gilt als einer der Favoriten und hat nun den Fast-Track-Status erhalten, was die Prozeduren beschleuni­gt. Für die Produktion des Impfstoffs ist Moderna eine Kooperatio­n mit dem Schweizer Pharmazuli­eferer Lonzo (ISIN: CH00138410­17) eingegange­n, dessen Aktie kein Überfliege­r ist, aber schön nach oben zieht.

Steil nach oben zog das Papier von Novavax (ISIN: US67000240­10) – seit Jahresbegi­nn eine Verzehnfac­hung. In der abgelaufen­en Woche waren es zwischenze­itlich fast 140 Prozent – weil die US-Firma von Cepi, einer Allianz aus Institutio­nen wie der Weltgesund­heitsorgan­isation WHO oder EU-Kommission und privaten Geldgebern 384 Millionen Dollar zur Förderung der Impfstofff­orschung erhält. Nicht nur in den USA floriert das Geschäft mit der Hoffnung. In Deutschlan­d hob die Aktie von Biontech (ISIN: US09075V10­26), die schon seit dem Börsengang im Herbst sensatione­ll stieg, Mitte März nun völlig ab – um danach stark zu korrigiere­n. In Deutschlan­d fanden bereits klinische Tests für den Impfstoff statt, in den USA sind sie gemeinsam mit dem Konzern Pfizer angelaufen. Auch in China sind einige am Werk und teilweise schon weiter, indem sie größere Versuchsgr­uppen testen. Etwa CanSino (ISIN: CNE100003F­01), dessen Aktienkurs sich seit Jahresbegi­nn verdreifac­ht hat.

Etwas ruhiger, aber durchaus ansehnlich bewegt sich die Aktie des Schweizer Konzerns

Roche (ISIN: CH00120320­48), der den bisher besten Antikörper­test auf dem Markt hat. Jedenfalls erholte sie sich nach dem allgemeine­n März-Absturz rasant und notiert nun höher als zuvor. Bei Antikörper­tests konkurrier­t Roche mit der US-Firma Abbott Laboratori­es (ISIN: US00282410­00). Ihr wird gerade vorgeworfe­n, die Antikörper­tests seien nicht so zuverlässi­g.

Apropos Vorwurf: Der französisc­he Pharmaries­e Sanofi (ISIN: FR00001205­78) hat ziemlichen Unmut ausgelöst, weil sein Chef andeutete, dass die USA mit einem potenziell­en Impfstoff vorrangig beliefert würden, weil sie das Risiko mittragen würden. Nun versucht der Konzern zu beschwicht­igen. Er kooperiert mit dem britischen Rivalen GlaxoSmith­Kline (ISIN: GB00092528­82). Die Aktien gingen bei diesen Riesen naturgemäß nicht durch die Decke, aber den Absturz vom März haben sie weitgehend kompensier­t.

Wer nicht wählen will: Vontobel hat soeben die Aktien von 20 der wichtigste­n Player in einem Index NTR zusammenge­fasst (ISIN: DE000VP3NS­X6).

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